Da haben die Organisatoren des neuen WTA-Tennisturniers der Damen auf Mallorca den richtigen Riecher gehabt: Die Spanierin Garbiñe Muguruza hatte von Anfang an als Topspielerin für das Turnier in Santa Ponça festgestanden und warb seither als Botschafterin mit ihrem Konterfei auf der Website und anderen Publikationen für das wichtigste Tennis-Event auf Mallorca seit dem ATP-Turnier im Mai 2001. Am Samstag (4.6.) gewann Muguruza in Paris die French Open gegen die Weltranglistenerste Serena Williams. Und der Turnierdirektor auf Mallorca, Peer Zebergs, kommt aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. „Das ist irre. Wenn ich einen Wunschzettel gehabt hätte, hätte genau das draufgestanden."

Muguruza habe er bereits im Herbst vergangenen Jahres angesprochen. Zum einen, weil die in Venezuela geborene Spanierin durch ihr natürliches Auftreten ein richtiger Sympathieträger sei, zum anderen, weil Zebergs bereits zu diesem Zeitpunkt damit rechnete, dass die erst 22 -Jährige noch weit kommen würde.

Die Grundidee

Der 56-Jährige kümmert sich von Beginn an um das Turnier in Santa Ponça, er selbst hatte die Idee dazu. „Die Gelegenheit hat sich ergeben, als die Organisatoren von Wimbledon entschieden, ihr Turnier um sieben Tage nach hinten zu verlegen. Damit war eine Woche im Kalender frei geworden." Die sollte nach dem Willen der Tennisweltverbände mit einer neuen Veranstaltung auf Rasen gefüllt werden. Zebergs, der jahrelang Europachef der professionellen Tennisvereinigung ATP war und seit einigen Jahren in die Organisation des Damen-Turniers in Stuttgart eingebunden war, schlug als Veranstaltungsort Mallorca vor. Die Insel kannte der Schwabe bereits seit einem guten Jahrzehnt. Mit der Mallorca-Idee bewarb er sich bei der WTA (Women´s Tennis Association) um die Austragung des Turniers. Das war 2013. Mehrere deutsche Städte, darunter Hamburg und Berlin, hat-en ebenfalls überlegt, das Turnier zu veranstalten. Die Bewerbung dürfe man sich nicht ganz so aufwendig wie eine Olympia-Bewerbung vor-stellen, so Zebergs, doch detailreich mussten die Kenntnisse über den Ort schon sein, die Jury stellte strenge Fragen zu Klima und Infrastruktur.

Die Suche nach dem Ort

2014 fiel die Entscheidung für Mallorca. „Im April 2015 haben wir dann den Vertrag mit der WTA unterschrieben", erinnert sich Zebergs. Bereits zuvor hatte sich der 56-Jährige auf die Suche nach einem geeigneten Ort für das Turnier gemacht. Was zunächst nicht ganz einfach war. „Wir hatten ein Gelände an der Ringautobahn im Norden von Palma im Auge. Das klappte dann aber nicht, und unser Architekt stellte den Kontakt zu den Besitzern des Country Clubs in Santa Ponça her." Beide Parteien wurden sich schnell einig. Zwar war eine vorgesehene Erweiterung des Country Clubs ohne Rasenplätze geplant, doch als die Idee im Raum stand, ein international besetztes Turnier abzuhalten, waren die Besitzer schnell überzeugt und disponierten spontan um.

Fünf einfache Rasenplätze und dazu der Centre Court stehen nun den Turnierteilnehmern zur Verfügung. In Sachen Baulizenzen hatte diese Lösung den Vorteil, dass der Country Club sich um die meisten Genehmigungen bereits gekümmert hatte. Trotzdem hat sich der Bau der Plätze und des Clubhauses, das sich sehen lassen kann, ein wenig hingezogen. „An manchen Stellen wird gerade noch die letzte Farbe angebracht", erzählt Zebergs.

Die Mannschaft vor Ort

Nach der Einigung mit dem Country Club ging es daran, ein Team vor Ort zusammenzustellen. Zebergs setzte auf eine Mischung aus deutschen und österreichischen Mitarbeitern und mehreren Mallorca- Residenten. Rund zehn Mann umfasst das feste Team. In der Woche des Turniers steigt die Zahl schlagartig auf über 50 an, wenn Freiwillige, Ballkinder und andere Helfer dazukommen. Mit den Balljungen und -mädchen wurde in dieser Woche bereits geübt. Auch die Werbung musste angegangen werden, und da haben die Verantwortlichen mit Muguruza und dem Onkel von Mallorcas Tennis-Ass Rafael Nadal, Toni, zwei große Namen an Land gezogen, die fortan international ein gutes Wort für die Veranstaltung einlegten.

Der Rasen

Mit das Wichtigste bei dem Turnier auf Mallorca ist - wen wundert´s - der Rasen selbst. Mallorca ist schließlich warm und trocken, was die Sache verkompliziert. „Aber es ist auch kein Hexenwerk. Wir brauchen viel weniger Wasser als ein Golfplatz", beruhigt Zebergs. Allerdings benötigte der Rasen eine ganz spezielle Mixtur, auf der er heranwachsen musste. Da es diesen top soil auf Mallorca nicht gab, mussten erst 2.000 Tonnen des Ton-Lehm-Gemischs aus der Nähe von Valencia herangeschafft werden. Der Rasenchef des ehrwürdigen All-England Club in Wimbledon stand den Organisatoren von Santa Ponça mit seinem Know-how zur Seite und reiste mehrfach auf die Insel, um den Fortgang der Pflanzung zu kontrollieren. Zugute kam den Organisatoren dabei der trockene und milde Winter. „Das hat uns viel Ärger erspart. In Wimbledon muss eigens eine Zeltkonskruktion über dem frisch angesäten Rasen errichtet werden, um das Feld vor Nässe zu schützen."

Die Spielerinnen

Als der Rasen dann schon sprießte, musste Zebergs noch die letzten Spielerinnen klarmachen, die in Santa Ponça aufschlagen würden. „Diese Arbeit läuft im Prinzip die ganze Zeit parallel ab. Je früher man anfragt, desto besser." Dass die Starterliste nun mit Namen wie Muguruza, Ana Ivanovic, Sabine Lisicki oder auch Jelena Jankovic für ein Turnier, das lediglich 250 Weltranglistenpunkte vergibt, außergewöhnlich prominent besetzt ist, liegt laut Zebergs am günstigen Zeitpunkt zwischen den French Open und Wimbledon. „Wir haben die beste Woche, die es im Tennisjahr gibt."