Seit einigen Jahren breitet sich der Lindy Hop wie ein Lauffeuer auf Mallorca aus, auch Stepptanzkurse sind wieder in. Etwa 300 Paare tanzen regelmäßig Argentinischen Tango. Bei den jungen Leuten ist Hip-Hop beliebt, ältere Semester schließen sich besonders häufig den vielen Line-Dance-Gruppen an, in den Clubs, Discos und Studios schwingen die Menschen zu Salsa, Bachata und Merengue die Hüften.

Der Tanzsport auf Mallorca präsentiert sich in bunter Vielfalt, und da sind auch noch die Klassiker: die jeweils fünf Standard- und lateinamerikanischen Tänze des Turniersports. Zehn Clubs gibt es derzeit auf der Insel, die im balearischen Tanzverband FBBE organisiert sind. Fast 3.000 Sportler verfügen über eine offizielle Lizenz. Allein 2015 hat der Verband durch Tänze wie Hip-Hop, Salsa und Merengue 400 neue Mitglieder gewonnen.

Wer sich beim Tanzen jedoch auf die Vereine allein konzentriert, ignoriert einen beachtlichen Teil der Gemeinschaft. Schließlich hat das ­Tanzen seit jeher eine gesellig-soziale Komponente, und so sind über die Rathäuser auf Mallorca, Ibiza und Menorca zahlreiche asociaciones de baile organisiert. „Sie unterscheiden sich vor allem aus rechtlicher Sicht: Die zum Verband gehörigen Vereine werden subventioniert", sagt Manuel Reifs, der Präsident der FBBE.

Disziplinen für Paartänzer

Im Wettkampfsport kann man häufig schon am Outfit erkennen, in welcher der beiden Oberkategorien die Paare antreten: knappes, kurzes, glitzerndes Kleidchen an der Dame und mal ein durchsichtiges Hemd oder gar eine nackte Brust am Herrn sind ein eindeutiges Zeichen für Latein. Dazu zählen Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso doble und Jive. Lange, schwingende Röcke mit plüschigem Saum bei der Frau und ein züchtiger Smoking mit zugeknöpftem Hemd stehen dagegen für die Standardtänze: langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstep. Die Königsdisziplin ist der 10-Tanz, bei dem die Sportler in allen Disziplinen ihr Können zeigen.

Vereine, die Walzer und Co. anbieten, sind in der Regel über den Verband organisiert. Doch die FBBE will zunehmend auch andere Tänzer unter ihre Fittiche nehmen. „Wir arbeiten daran, dass die Lindy-Hop- und Stepptanzlehrer eine offizielle Trainerlizenz von uns bekommen", sagt Reifs.

Die Einzeltänzer

Gesteppt wird solo oder in der Gruppe, nicht im Paar. Dasselbe gilt auch für den US-amerikanischen Line Dance, der auf der Insel ein Phänomen für sich ist: Etwa 1.500 Tänzer tanzen in ihrer Freizeit auf Linie, 150 treten spanienweit bei Wettkämpfen an. Der Grund dafür ist einfach: Der europäische Mann an sich zeigt eine klare Tendenz zum Tanzmuffeltum. „Viele Frauen finden keinen Partner, haben aber Lust zu tanzen, also melden sie sich beim Line-Dance an", sagt Reifs. Keine andere Einzeldisziplin ist bei den Inseltänzern derart beliebt.

Hip-Hop ist ebenfalls im Kommen. Am 17. April findet in Inca zum zweiten Mal auf Mallorca ein balearenweiter Wettkampf statt. Die erste Ausgabe war derart erfolgreich, dass sich der Verband nach einem neuen Veranstaltungsort umschauen musste. Insgesamt 350 Tänzer ab vier Jahren werden antreten.

Die Aktiven

Etwa 560 Sportler auf Mallorca verfügen über eine Lizenz, um an Turnieren teilzunehmen. In der ersten Reihe tanzen dabei vor allem Adrián Olmo und Yana Olina vom Club de Ball Esportiu Felanitx und Jordi Fàbrega und Maria Pomar vom Centre de Ball in Palma: Sie sind Teil der spanischen ­Nationalmannschaft.

Der Wettkampfbetrieb ist in diversen Kategorien organisiert, die von zwei regionalen Ligen über die Klassen C, B und A bis zu nationalen und internationalen Wettkämpfen reichen. Der Nachwuchsbereich ist über die üblichen Altersstufen geregelt. Bei Turnieren sammelt die FBBE regelmäßig für den guten Zweck. Die Teilnahmegebühr und der Eintritt für Gäste geht zum Beispiel an die Kinderkrebshilfe Aspanob. Da kommen dann schon mal 3.500 bis 4.000 Euro zusammen.

Rollstühle und Tanztreffs

Noch in diesem Sommer will der Verband Rollstuhltanz und offene Veranstaltungen in Kooperation mit den Rathäusern auf den Weg bringen. „Damit wollen wir Leute erreichen, die gerne tanzen, aber vielleicht gar nicht wissen, dass es uns gibt", so Reifs. Besonders in Càlvia will er die Leute zum Tanzen bringen.

Die Kosten

Wie bei den meisten Vereinssport­arten muss man nicht tief in die Tasche greifen, um zu tanzen. Die Lizenz kostet zwischen 15 und 60 Euro und beinhaltet den Mitgliedsbeitrag und eine Versicherung.