Fußball ist zum Event geworden, da sind sich Spanien und Deutschland ziemlich ähnlich. Das hat für eine endlose Reihe an Humba-Humba- und Gefühlsdusel-­Gedudel gesorgt, das an Körperverletzung grenzt. Nur wenige Künstler schaffen es (außerhalb Südamerikas und Englands, da gibt es viele große Fußballsongs), gute Lieder zu diesem Sport zu schreiben. Genervt von der schlechten Musik im ­Stadion, haben wir uns auf die Suche nach spanischen Fußballsongs gemacht, die mehr haben als einen flotten Beat und einen nichtssagenden Text. Wir haben fünf Songs gefunden, die garantiert nicht beim Public Viewing zu hören sind.

Unser EM-Hit: Die Katapult „Schweinsteiger"

Strenggenommen kein spanisches Lied, aber das sollte der EM-Hit werden. Die beiden Mädels von Die Katapult kommen aus Barcelona und sprechen kein Wort Deutsch, was sie aber nicht daran hindert, in dieser Sprache zu singen. Unter anderem diese 2015 erschienene Hommage an den deutschen Kapitän, mit den schönen Zeilen „Tore schießen ist mir wichtiger als Sex/ Wir sind unbekümmert und frech. Ich bin froh/ Keine gelbe Karte kassiert zu haben (...) Schweinsteiger, Schweinsteiger, geduldig!" Musikalisch bieten die Katalanin und die Schwedin mediterranen Krautpop mit viel Synthesizer und einem tanzbaren Beat, in­spiriert von deutschen Bands der 70er-Jahre.

...und vier großartige spanische Fußballsongs:

Das Rätsel um das unglaubliche Tor von Mendieta: Los Planetas „Un día bueno"

Eigentlich nicht per se ein Fußballlied, aber genau das macht die Schönheit dieses Songs aus, der von einer verlorenen Liebe handelt. Doch dann heißt es „He puesto la tele/ y había un partido/ y Mendieta ha marcado un gol/ realmente increíble" (Ich machte den Fernseher an, und Mendieta schoss ein unglaubliches Tor). Der Song erschien 2000 und seit jeher wird diskutiert, ob es sich um Gaizka Mendietas Tor im Viertelfinale des spanischen Pokals 1999 mit Valencia gegen Barça handelt oder das Finaltor im gleichen Jahr gegen Atlético Madrid. Jahre später kam heraus: weder - noch. Die bekannte spanische Indiepop-Band sang von einem fiktiven Tor des baskischen Nationalspielers.

Als Frauen noch nicht ins Stadion gingen: Rita Pavone „El partido de fútbol"

Zum Glück sind die Zeiten vorbei, wo man Frauen kein Fußballwissen zutraute und wo Frauen nicht mehr für den Sport übrig hatten als eine Meinung zu Mats Hummels´ Frisur. Und wo sie noch nicht mal mit ins Stadion mitgenommen wurden, was eher wenig lustig klingt. Die italienische Schlagersängerin Rita Pavone hatte 1962 in „La Partita di Pallone" Gründe, Zweifel an der Fußballleidenschaft ihres Mannes zu hegen, sie befürchtete eine Affäre. Der Song war so populär, dass sie später eine spanische Version aufnahm: „Tu me mientes al decir que vas al fútbol/ es seguro que lo empleas como excusa/ es seguro, quizás quizás/ yo me entero alguna vez de la verdad" (Du lügst, wenn du sagst, du gingest zum Fußball, es ist sicher eine Ausrede, vielleicht, vielleicht erfahre ich irgendwann die Wahrheit).

Der Anti-Song zur Event-Maschine Fußball-EM: Los Porretas „La del futbol"

Bevor Fußball zum Faschingsfest mit Schminke und Alcopops wurde, gab es mal echte Stadien, wo man stehen durfte und keine LED-Leinwand nötig war. Gibt es heute auch noch, nennt sich Amateurfußball und sollte man mal wieder probieren. Genau von dieser wunderbaren Einstellung zum Fußball singt die Madrider Rockband in ihrem Song von 1993. Damals nahm man Stulle und viel Wein (ja, offenbar Wein) ins Stadion mit. Das inspirierte zu Zeilen wie „Aunque pierda el visitante o que gane el local los litros de vino corren y aqui no ha pasado na" (Egal ob die Gäste verlieren oder die Heimmannschaft gewinnt, der Wein fließt in Strömen und hier ist nix passiert). Der Anti-Song zur EM und dem kommerzialisierten Fußball.

Mallorquinische Nostalgie: La Granja „Eto´o, su jugador favorito"

Wir wollen keine Liste machen, ohne einen mallorquinischen Song zu nennen, auch wenn die Popgruppe La Granja bessere Lieder als dieses über den wohl größten Spieler, der je bei Real Mallorca spielte, gemacht hat. Der Song erschien 2004, dem Jahr, als der Kameruner die Insel in Richtung FC Barcelona verließ. Besonders spektakulär ist der Text nicht, er besingt die Liebe der Fans zu dem Rekordtorschützen des Clubs in der Primera Division. „Su jugador favorito era Eto´o, no importaba decir nada, lo importante era el regate." (Ihr Lieblingsspieler war Eto´o, es war nicht nötig etwas zu sagen, das Wichtige war das Dribbling). Angesichts der vergangenen Jahre von Real Mallorca wirkt der Song aber noch mal deutlich nostalgischer, als er wohl gemeint war.