Es läuft derzeit wie am Schnürchen für Mario Mola. Der 26-jährige Triathlet aus Calvià hat in diesem Jahr bei der World Series bereits vier Siege eingefahren, zunächst in Abu Dhabi, an der Goldküste bei Brisbane in Australien und in der japanischen Stadt Jokohama. Zuletzt zeigte der amtierende Vizeweltmeister am Samstag (16.7.) in Hamburg, dass an ihm momentan kaum ein Weg vorbeiführt: In der Hansestadt ließ der zähe Sportler beim Sprint-Triathlon (0,5 km Schwimmen durch die Binnenalster, 5 km Laufen, 22 km Radfahren) keinem der Konkurrenten eine Chance.

Vor allem beim Fahrradrennen gelang es ihm, sich abzusetzen. Einer seiner Hauptrivalen, der Südafrikaner Richard Murray, wurde nach der letzten Disziplin, dem Lauf, disqualifiziert, weil er beim Zieleinlauf auf Straßenschilder eingeschlagen hatte. Zuvor war er zu einem Zwangsstopp von zehn Sekunden verdonnert worden. Supermario, wie Mola inzwischen genannt wird, liegt damit zwei Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) mit 3.855 Punkten auf Rang 1 der Weltrangliste. 390 Punkte hinter ihm rangiert in der Gesamtwertung ebenfalls ein Spanier, der 25-jährige Fer­nando Alarza. Für Mola heißt das in anderen Worten: Es bestehen berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille. In Brasilien erwarten ihn 1,5 Kilometer Schwimmen, zehn Kilometer Laufen und 40 Kilometer Radfahren.

Unser Mann in Buschhütten

Zum Triathlon-Titan hat Mola auch das intensive Training im Bundesliga-Team TVG Buschhütten gemacht, dem der Insulaner seit 2010 angehört und das als eine Art Kaderschmiede gilt. In dem unweit der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Siegen gelegenen Dörfchen sieht er sich bestens betreut. „Ich genieße es, dass ich mit Buschhütten einen Club gefunden habe, der wirklich professionell ist", hatte der sich betont liebenswürdig und bescheiden gebende Mola im Sommer 2014 in einem Interview mit der MZ gesagt. Zu dem Kontakt nach Deutschland war es über den Video-Producer des Clubs gekommen, der Mola über längere Zeit intensiv beobachtet hatte und ihn dann den Club-Oberen empfahl.

Mario Mola hat die gesamte Triathlon-Saison 2016 mit den Olympischen Spielen als Höhepunkt minutiös durchgeplant. Vor Hamburg trainierte er zuletzt fünf Wochen auf 1.500 bis 1.600 Metern Höhe in Font Romeu in Frankreich. „Ich bin im Augenblick sehr gut in Form", freute er sich in einem Interview mit der Zeitung „Diario de Mallorca".

Es genüge freilich nicht, beim Training top zu sein, am Ende zähle allein die Form während des Rennens. Ihm sei es gelungen, sowohl im März zum Start der Weltmeisterschafts-Rennsaison als auch vor Olympia im August gleich leistungsstark zu sein - und das nicht zum ersten Mal. „Auch in anderen Jahren habe ich in den Wettbewerben mein Niveau von März bis September halten können."

Neben Richard Murray und Fer­nando Alarza sieht Mola in den Brüdern Alistair und ­Jonathan Brownlee aus Großbritannien seine Haupt­rivalen in Brasilien. Alistair hatte in London 2012 Gold geholt und Jonathan Bronze. „Es wird sehr schwierig, sie zu besiegen", sagt Mola wohlweislich.

Hoffen auf Wellengang

Mit den Details der am 18. und 20. August anstehenden Triathlon-Wettkämpfe nahe einer Festung am Westrand des Copacabana-Strands hat sich Mola bereits intensiv beschäftigt: Im Vergleich zu den Spielen in London 2012 sei die Route des Radrennens wesentlich anspruchsvoller. „Ich würde mich wundern, wenn dort die besten Zeiten der Geschichte erzielt werden würden, weil das ein Abnutzungsrennen wird." Das gelte auch für den Zehn-Kilometer-Lauf. Entscheidend für Mario Mola dürfte der Schwimmwettbewerb werden. In dieser Disziplin ist der Mallorquiner nämlich am schwächsten. Er hofft auf Wellengang während des Wettkampfs, weil das für ihn gegenüber den Schwimmspezialisten von Vorteil sein könnte.

Vom Rad gefallen

Dass Mario Mola jetzt am Zuckerhut groß rauskommen könnte, liegt nicht nur an seiner guten Form, sondern auch an dem Pech eines anderen: Der 33-jährige Spanier Javier Gómez Noya, Silbermedaillengewinner von London, Viertplatzierter von Peking 2008 und amtierender Weltmeister, ist vergangene Woche im galicischen Lugo beim Training von seinem fast stehenden Fahrrad gestürzt und hat sich einen Arm gebrochen.

Gómez Noya sei es zu verdanken, dass Spanien in den vergangenen Jahren zu einer Triathlon-Großmacht geworden ist, zollte Mario Mola ihm jetzt im Interview Tribut. „Denn er brachte uns dazu, zu glauben, dass das, was er leistet, normal ist - dabei ist es in Wirklichkeit heraus­ragend."

Dass Gómez Noya in Rio fehlt, „nimmt dem Wettbewerb den Zauber", so Mola. Sein Fehlen werde einen großen Unterschied ausmachen - ob auch für die Verteilung der Medaillen könne er allerdings nicht sagen. „Abgerechnet wird erst nach dem Rennen", so der stets diplomatische Mario Mola. Unglücksrabe Javier Gómez Noya ist inzwischen operiert worden und kuriert traurig und ohne große Lust, Interviews zu geben, seine Verletzung aus.