Marco Asensio ist zur Zeit das Thema in der spanischen Fußballwelt. Zu Saisonbeginn hat sich der 20-jährige Mallorquiner einen Platz in der Startaufstellung von Real Madrid erobert und überzeugte prompt mit Toren. Im Supercup gegen den FC Sevilla, bei dem die amtierenden Sieger aus der Champions League und der Europa League aufeinandertreffen, debütierte Asensio im Trikot der „Königlichen". Beim 3:2-Erfolg spielte er 90 Minuten durch und brachte sein Team in Führung. Auch in der Liga traf er zum Auftakt mit technisch starkem Lupfer beim 3:0-Sieg gegen Real Sociedad San Sebastián.

Dass er auf dem Feld steht, hat der Fußballer aus Palma der Verletzung des portugiesischen Superstars Cristiano Ronaldo zu verdanken, auf dessen Position er spielt. Real-Trainer Zinedine Zidane gab Asensio dabei den Vorzug vor namhafter Konkurrenz. Sowohl der Kolumbianer James Rodríguez als auch die spanischen EM-Teilnehmer Lucas Vázquez und Isco Alarcón mussten sich mit einen Platz auf der Bank begnügen. „Zidane ist zufrieden mit meiner Leistung und hat Vertrauen zu mir. Ich werde versuchen, weiter um meinen Platz im Team zu kämpfen" sagte Asensio nach dem Erfolg im Supercup.

Rückblick: Marco Asensio Willemsen, Sohn eines Basken und einer Holländerin, wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Igor in Calvià auf. Als er acht Jahre alt war, machte seine Familie einen Ausflug nach Portals, wo sie Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez trafen. „Ich habe ihn um ein Foto gebeten, und meine Mutter sagte ihm, dass ich eines Tages für Madrid spielen werde", erzählt Asensio.

Nachdem er am Strand von Scouts entdeckt wurde, fing er mit zehn Jahren an, für Real Mallorca zu spielen. Sein damaliger Trainer Carlos Sureda, der heute der Chef der Nachwuchsabteilung Mallorcas ist, erinnert sich an den herausragenden Jungen: „Er war anders als die anderen und erkannte Spielsituationen viel schneller. Er war der beste Spieler, den ich je auf Mallorca

trainiert habe."

Asensio durchlief die Jugendmannschaften und debütierte am 27. Oktober 2013 gegen Recreativo Huelva. In der ersten Saison nach dem Abstieg war der Wiederaufstieg klar formuliertes Ziel von Real Mallorca. Der damals 17-Jährige wurde in der zweiten Saisonhälfte zur Stammkraft. Bald lief ohnehin kaum noch was im Angriff.

Das ließ die Fußballprominenz aufhorchen. Schon in der Rückrunde 2014 zeigten zahlreiche Clubs Interesse - darunter auch der FC Barcelona und Real Madrid. Schnell war klar, dass ein Wechsel innerhalb Spaniens bevorstehen würde. Der Streitpunkt war das Finanzielle: Asensios Vertrag sah eine Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro vor. Geld, das Mallorca brauchte und auch sofort ausgezahlt haben wollte. Da der FC Barcelona nur eine Ratenzahlung anbot, ging der Zuschlag als Wintertransfer 2014/2015 für 3,5 Millionen an Madrid. Eine Million weniger, dafür sofort bezahlt, samt der Vereinbarung, dass Marco Asensio Real Mallorca noch bis zum Saisonende beim Klassenerhalt unterstützen durfte.

Der Sprung in den Kader von Real Madrid erwies sich zunächst als schwierig - zu stark war die Konkurrenz für Asensio, der bis dato noch kein Spiel in der Primera División bestritten hatte. Eine Ausleihe zu Espan­yol Barcelona sollte für die nötige Spielpraxis sorgen. Nach leichten Startschwierigkeiten entwickelte er sich auch dort zum zentralen Spieler: Am Ende waren vier Treffer und 13 Vorlagen seine Saisonbilanz.

In der spanischen U19-­Nationalmannschaft debütierte der Mallorquiner 2014. Im Halbfinale der EM im Sommer 2015 schoss er zwei Tore. Auch im Finale ­gegen Russland trumpfte der Mallorquiner auf, holte mit Spanien den Titel und wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Das weckte auch außerhalb Spaniens Begehrlichkeiten. Zeitweise hatte der niederländische Fußballverband die Hoffnung, dass das junge Talent sich das Oranje-Trikot überstreifen würde. Durch seine vor fünf Jahren verstorbene Mutter hat Marco Asensio auch die holländische Staatsbürgerschaft; er musste sich entscheiden, für wen er spielen wollte.

Letztlich überzeugte ihn Vicente del Bosque, den Spaniern die Treue zu halten. Der damalige Nationaltrainer berief ihn während der Vorbereitung auf die EM in Frankreich in den A-Kader. In einem Testspiel im Trainingslager gab Asensio am 29. Mai seinen Einstand in der furia roja gegen Bosnien-Herzegowina. Eine logische Konsequenz seiner Entwicklung und Arbeit, meint Sureda: „Asensio hat eine starke Physis, gute Übersicht, einen klaren Kopf und hebt nicht ab. Egal, ob er im Stadion Bernabeu oder auf einem Platz in einer unteren Liga spielt."

Für den endgültigen EM-Kader war es dann doch noch zu früh. Aber es scheint gewiss, dass der Mallorquiner in Zukunft fester Bestandteil der selección ist. Für die Freundschaftsspiele gegen Belgien (1.9.) und Liechtenstein (5.9.) hat ihn Spaniens neuer Coach Julen Lopetegui bereits ins Aufgebot genommen.

Auch wenn es am Samstag (27.8.) beim knappen 2:1-Sieg gegen Celta de Vigo nicht mit dem dritten Treffer in Serie geklappt hat, läuft es also rund bei Asensio. Carlos Sureda traut ihm 15 bis 20 Tore in dieser Saison zu, wobei fraglich ist, wie oft er nach der Genesung von Karim Benzema und Cristiano Ronaldo zum Zug kommen wird. Die Rückkehr Ronaldos ist bereits für das nächste Spiel gegen Osasuna geplant (10.9.). Dann muss sich Asensio erneut beweisen.