Mit Hertha BSC Berlin hat sich der erste große Club zum Trainingslager auf Mallorca angemeldet. Wie die Berliner am Freitag (28.10.) bekannt gaben, gastiert der Erstligist vom 7. bis 14. Januar auf der Insel.

Bei Real Mallorca wünscht man sich mehr Gäste auf dem Trainingsgelände. Der umtriebige Geschäftsführer Maheta Molango plant seit längerem eine regelrechte Imageoffensive im mittel- und nordeuropäischen Fußball für Mallorca. Denn die Installationen des Fußball-Zweitligisten auf der Insel lassen so manches Team aus der Primera División erblassen. Die Sportstadt Son Bibiloni ist ein rund 74.000 Quadratmeter großes Gelände an der Landstraße nach Sóller, idyllisch gelegen zu Füßen der Serra de Tramuntana.

Zur Verfügung stehen dort fünf komplette Fußballplätze, einer mit Kunstrasen, die anderen vier mit Naturrasen. Im Hauptgebäude sind unter anderem ein Warmwasserschwimmbad zur schonenden Benutzung für angeschlagene Spieler, ein Whirlpool, eine Sauna und ein großer Fitnessraum untergebracht, der in den kommenden Wochen noch auf den neuesten Stand gebracht werden soll. Zudem wurde gerade im Haus nebenan eine Spielerlounge eingerichtet. Die Idee dabei ist, dass die Fußballer dort vor dem Training zum Frühstück kommen, danach trainieren und im Anschluss gemeinsam zu Mittag essen. Ein clubeigener Koch verköstigt dafür montags bis freitags die Spieler.

„Diese Einrichtungen sind natürlich auch für Vereine nutzbar, die hier ihre Trainingslager verbringen", erklärt Tino Martínez, Pressechef von Real Mallorca beim Rundgang. Die Lounge soll daneben auch eine Zone zum gemütlichen Beisammensein mit Tischkicker und Playstations umfassen. Vorbild dafür ist die Basketball-Profiliga NBA, wo die Spieler einen Großteil des Tages zusammen verbringen. Der neue Club-Besitzer Robert Sarver, dem auch die Phoenix Suns gehören, möchte die Philosophie der amerikanischen Sportwelt auch auf Mallorca implementieren.

Die Sportstadt wurde bereits im Jahr 2000 gebaut, doch bisher eher stiefmütterlich behandelt und nicht adäquat gepflegt. In den vergangenen Monaten nahm der Club 300.000 Euro in die Hand, um etwa die Außenbereiche in Ordnung zu bringen, die Tribüne am Hauptplatz neu zu streichen und eine elektronische Anzeigetafel anzubringen.

Das Hauptproblem bei den deutschen Clubs, die inzwischen hauptsächlich ins türkische Belek fahren, dürfte sein, sie wieder von ihren jahrelangen Gewohnheiten abzubringen. Zumal sich in Belek häufig die halbe Liga trifft und somit Freundschaftsspiele am laufenden Band möglich sind. Auf Mallorca stünden lediglich die Inselkicker parat. In einer Broschüre will der Inselclub auch mit der Nähe zu Barcelona und Madrid werben, falls es den ein oder anderen Verein zu ambitionierteren Testbegegnungen zieht.

Die Insel war in den 90er-Jahren bereits als Vorbereitungsort etabliert. Der Club Simó in Cala Millor ließ auf seinem Gelände zwei Rasenplätze errichten, verschiedene deutsche Erstligisten von Hannover 96 über den Hamburger SV bis Hertha BSC waren Stammgäste, bis Eifersüchteleien unter den Hotelunternehmern und politische Rivalitäten die Initiative zunichtemachten.

Der Artikel basiert auf einem in der Printausgabe von 21. April 2016 erschienenen Text.