Richtig rund läuft es für Fernando Vázquez nicht. Der Trainer von Real Mallorca musste am Sonntag (30.10.) mit ansehen, wie der Zweitligist gerade noch der Blamage beim sieglosen Tabellenletzten aus Tarragona entgangen ist. Zwei Treffer von Brandon Thomas retteten das 2:2-Unentschieden. Auch gegen Zaragoza gab es wieder nur ein 2:2. Bei einer Niederlage wäre der Verbleib des Trainers fragwürdig gewesen. Im Interview mit der MZ vor dem Spiel verriet der 62-Jährige, dass er die Diskussionen um seine Person ausblendet und überzeugt ist, sein Team zum Aufstieg zu führen.

Mit einem Sieg gegen Tarragona wäre Ihr Team bis auf einen Punkt an die Play-off-Plätze rangekommen. Wie fühlt sich die ausgelassene Gelegenheit an?

Ich bin verärgert und enttäuscht. Wir hofften, auf fremden Platz gegen einen angeschlagenen Gegner gewinnen zu können. Die Realität sah jedoch anders aus.

Im Spiel war nicht zu sehen, wer der Tabellenletzte ist. Warum ist Mallorca so mutlos aufgetreten?

Da bin ich anderer Meinung. Der Plan war, dass wir aggressiv auftreten und den Gegner in die eigene Hälfte drängen. Das hat im ersten Abschnitt gut geklappt. Ich kann mich über die Leistung meiner Mannschaft und die herausgespielten Torchancen nicht beschweren. Wir haben uns einfach für den Aufwand nicht belohnt und es nicht geschafft, die Verunsicherung des Gegners zu nutzen. Wir sind aber auch kein besseres Team als Tarragona. In der zweiten Liga gibt es keine Unterschiede. Tarragona war vergangene Saison noch Dritter und hat gute Spieler.

Die noch kein einziges Spiel gewonnen hatten.

Das spielt doch keine Rolle! Gegen uns haben die auch nicht gewonnen. Wir haben zwei Fehler gemacht und wurden dafür bestraft. Hätten wir das Unentschieden in der zweiten Halbzeit länger gehalten, hätten wir zum Ende vielleicht noch gewonnen. Wir sind zwei Mal nach einem Rückstand zurückgekehrt, und das sehe ich äußerst positiv.

Sie warten jedoch weiterhin auf den ersten Sieg auswärts.

Der Verein hat das Ziel, zum Saisonende auf den Aufstiegsplätzen zu stehen. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen und auch auswärts bald gewinnen werden.

Bislang hielt sich der Verein mit einer klaren Zielsetzung bedeckt. Sie sprechen nun vom Aufstieg?

Ich bin hier, um Mallorca in die erste Liga zu führen. Nur für die zweite Liga bin ich nicht gekommen. Es ist nicht so einfach, dass es mit der bloßen Zielsetzung getan ist. Man muss arbeiten und leiden - das tun wir gerade. Die Entscheidung um den Aufstieg fällt nicht im Oktober, sondern später. Ich sehe uns dazu in der Lage, oben zu stehen.

Diese Saison gab es keine zwei Siege in Folge. Warum fehlt die Konstanz?

In der ausgeglichenen zweiten Liga ist das nichts Besonderes und passiert gerade vielen Vereinen. Levante, Getafe und Rayo Vallecano haben als Absteiger mehr Geld zur Verfügung. Alle anderen Teams müssen mit demselben Etat auskommen. Jeder kann jeden schlagen. Die Taktik entscheidet meist über den Ausgang eines Spiels.

Die ging bisher selten auf. Mallorca hat den schlechtesten Saisonstart seit Jahren hingelegt.

Das ist nicht wahr! Wir hatten zu Saisonbeginn ganz gute Zahlen.

Sie spüren also keinen Druck?

Gar keinen. Höchstens den Druck, den ich mir selbst auferlege. Ich bestimme das. Ich hätte auch zu Saisonbeginn sagen können: Warten wir ab, was passiert. Ich sage aber, dass wir aufsteigen. Gibt es mehr Druck als diesen?

Mit Sergi Barjuan steht angeblich schon Ihr Nachfolger parat.

Das ist kein Druck. Es gibt Leute, die an mich glauben oder eben nicht. Ich ignoriere alle, die sagen, dass wir es nicht schaffen.

Spüren Sie noch das Vertrauen des Vorstandes?

Absolut!

Eine der größten Baustellen ist die Offensive. Wie wollen Sie das Problem lösen?

Das Problem ist nicht die Offensive an sich. Es fehlen einfach die Tore. Wenn die Mannschaft Torchancen kreiert, sie aber nicht nutzt, woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Es fehlt die Qualität im Torabschluss.

Genau. Wir müssen die Effektivität unserer Stürmer verbessern.

Vermissen Sie einen echten Stürmer im Kader?

Ich habe Stürmer in meinem Team. Brandon ist auch ein Stürmer, oder etwa nicht?

Der eher außen seine Stärke entfalten kann.

Und wo spielen Messi, Neymar oder Ronaldo? Sind das keine Stürmer? Der Platz ist 70 Meter breit. Die Stürmer müssen sich nicht nur vor dem Tor aufhalten. Für die Position des klassischen Strafraumstürmers hab ich Brandon, Lekic und Díaz.

Wobei die beiden letztgenannten bisher enttäuschten.

Ich glaube an meine Stürmer. Ich denke nicht, dass andere Teams in der Liga da besser aufgestellt sind. Wir sind aktuell auch nicht auf der Suche nach Verstärkung.