Auf dem hochheiligen Rasen vom gleichen Typ wie dem in Wimbledon dreschen gerade zwei ältere englische Damen die Bälle ins Aus. „Das macht auch nichts, wenn da ein paar Kinder nach dem Training drauf spielen", sagt Peer Zebergs. Der Schwabe ist der Initiator der Mallorca Open und kennt sich aus mit den Plätzen. Noch im Juni warf hier beim ersten WTA-Turnier auf Mallorca die spätere Olympiasiegerin Monica Puig die Deutsche Julia Görges in zwei Sätzen aus dem Wettbewerb. Die Tennis-Anlage, die erste mit Rasenplätzen auf Mallorca, war erst kurz zuvor fertig geworden.

Auch mal eine Runde kicken

Bis zum nächsten Turnier ist es noch eine ganze Weile hin, von Winterpause oder Saisonende ist auf der Tennisanlage in Santa Ponça dennoch wenig zu spüren. Acht ältere deutsche Herren spielen Doppel auf zwei Sandplätzen. Auf der anderen Seite der Anlage trainiert die Jugend mit Privat­trainern. Ein Mädchen wird von ihrem Coach zu Steigerungsläufen einen Hügel hinaufgeschickt. Danach darf sie zur Erholung mit einer Freundin auf einem der Rasenplätze Fußball spielen.

„Grand Slam Facility"

Seit dem Umbau des ehemaligen Country Clubs kann in Santa Ponça auf elf Plätzen gespielt werden - darunter sechsmal auf Rasen, fünfmal auf Sand. Fünf weitere Plätze sollen noch folgen. Mindestens einer davon soll ein Hartplatz nach Art der Austra­lian Open werden - auch den gibt es auf der Insel noch nicht. Mit Sand, Rasen und Hartplatz wären die drei wichtigsten Turnierbeläge in Santa Ponça vorhanden. „In Fachkreisen nennt man das Grand Slam Facility", sagt Zebergs.

An einen Tennisplatz erinnert der Centre Court ohne Linien und Netz nur wenig. Die Tribünen aus Marés-Stein decken drei Seiten des tieferliegenden Platzes ab. Zum WTA-Turnier vom 17. bis 25. Juni 2017 wird an die vierte Seite eine Extratribüne aufgebaut. Der Rasen ist in einem guten Zustand und wird geschont. „Wenngleich ab und zu eine Runde darauf gespielt werden muss, um Unebenheiten zu entdecken, die dann verbessert werden können."

Viel Aufwand ist zur Pflege der Plätze nicht notwendig. Durch das gute Wetter müssen sie nicht abgedeckt oder geschützt werden. Füchse, die andernorts Rasenplätze mit ihrem Urin verunstalten, gibt es auf Mallorca nicht. Und auch wenn die Temperaturen nachts unter null sinken würden, könnte der Frost dem Rasen nichts anhaben. Ein Spielverbot wird nur bei großer Nässe erteilt. Dann besteht die Gefahr, dass Löcher in den aufgeweichten Boden getreten werden.

Die guten klimatischen Bedingungen lassen die Grashalme jedoch gehörig wachsen. „In Stuttgart oder Halle muss deutlich weniger gemäht werden", sagt Zebergs. Für die Mallorca Open wird das Grün auf acht Millimeter geschoren. Außerhalb des Turniers müssen sich die Spieler mit zwölf Millimetern abfinden. „Der Amateur merkt da aber keinen Unterschied", versichert Zebergs. Die Plätze werden im wöchentlichen Turnus gesperrt, damit das Gras sich erholen kann und keine Schäden durch zu große Beanspruchung entstehen.

Rafa Nadal mit an Bord

Indes sind die Planungen für das Turnier in vollem Gange. Toni Nadal, Onkel und Trainer des mallorquinischen Tennisstars Rafa Nadal, ist weiterhin eine Art Turnier-Botschafter. Rivalität zur neu eröffneten Tennisakademie seines Neffen in Manacor gebe es keine. Im Gegenteil: „Nadal hat uns zu unserer Eröffnungsfeier mit seiner Anwesenheit beehrt", sagt Zebergs. Man helfe sich, wo man kann. So stehe den Schülern der Nadal Akademie auch die Nutzung der Plätze in Santa Ponça frei.

Eine weitere wichtige Botschafterin ist Barbara Rittner. Die ehemalige Tennisspielerin ist die Kapitänin des deutschen Fed-Cup-Teams und auch ihr Lebensgefährte Matthias Müller ist nicht ganz uninteressant. Der Manager ist Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und auch im Vorstand von Porsche. Die Stuttgarter Autofirma sponsert Angelique Kerber - die aktuelle Nummer 1 im Damentennis, die nur zu gern bei den Mallorca Open gesehen wäre.

Ein Problem bei der Planung der Veranstaltung sind die Zimmerreservierungen. Für jede Spielerin samt Begleitperson muss für den gesmaten Turnierzeitraum ein Bett bereitstehen. Da kommen schnell an die 150 Zimmer zusammen - und das in der beginnenden Urlaubersaison im Juni. „Hinzu kommt, dass die Spielerinnen auch nach dem Turnier nicht abreisen. Viele bleiben im Hotel und machen im Anschluss Urlaub."

Anfang Dezember sollen die Top-Starterinnen des Wettbewerbs feststehen. Dabei muss immer auf das Budget geachtet werden. „Wenn zwei Top 10-Spielerinnen bei uns antreten, reicht das Preisgeld von 250.000 US-Dollar nicht mehr aus." Laut Statuten der WTA müsste es dann verdoppelt werden. Durch einen neuen TV-Vertrag der WTA steht auf der Insel jedoch mehr Geld zur Verfügung. Für 500 Millionen Euro sicherte sich die Perform Group die Übertragungsrechte aller WTA-Turniere für zehn Jahre ab 2017.„Das Geld brauchen wir in erster Linie um die Defizite des Turniers 2016 auszugleichen."

Tennisstars in Santa Ponça sind so nur mit Hilfe der Sponsoren realisierbar. Eine Alternative ist Carla Navarro. Die Spanierin ist auf dem elften Platz der Weltrangliste und wäre ohne Preisgelderhöhung zu haben. Auch der Blick auf die Newcomer lohnt sich. Denn entscheidend ist die Platzierung zum Vorjahresende. „Die Frauen haben im Tennis große Schwankungen in der Leistung. So kann es in einem halben Jahr schnell zu Änderungen an der Spitze kommen." Da schlägt dann vielleicht eine Top 10-Spielerin in Santa Ponça Bälle, die heute nur die Experten kennen.