Neuerdings spricht man Norwegisch in der Liga Femenina Autonomica, der dritten Spielklasse im spanischen Frauenfußball. Verantwortlich dafür ist die Fußballakademie Mallorca Toppfotball in Alcúdia. Die Spielerinnen zählen alle zu den hoffnungsvollsten Talenten ihres Heimatlandes. Auf der Insel sollen sie den Durchbruch schaffen und sich für einen Topclub empfehlen.

Bereits seit 1985 bietet das Internat zwei- oder sechsmonatige Aufenthalte für junge Männer und Frauen an. Dieses Jahr wurde die ehemalige Scandinavian Football School in Mallorca Toppfotball umbenannt und für die Spieler die Möglichkeit geschaffen, eine komplette Saison auf der Insel zu spielen. „Die meisten sind 19 Jahre alt und kommen direkt von der Schule", sagt Leiter Leif Tsolis. Der Norweger war bis diesen Sommer noch Cheftrainer bei Vålerenga, dem FC Bayern des norwegischen Frauenfußballs. Jetzt will er sich komplett auf seine Akademie konzentrieren. Er ist einer von vier Übungsleitern.

99.000 norwegische Kronen (knapp 11.000 Euro) kosten neun Monate bei Mallorca Toppfotball. Ein kürzerer Aufenthalt ist günstiger, dann können die Fußballer aber nicht am spanischen Liga­betrieb teilnehmen - trotzdem eine gute Möglichkeit für eine intensive Vorbereitung im Winter, wo der Ball aufgrund der Kälte in Norwegen vier Monate lang ruht.

Im Preis inbegriffen sind die Flugkosten ab Oslo, die Unterkunft im Hotel Sunwing Alcúdia Beach und das Fußballtraining - und davon reichlich. Vier Einheiten am Tag stehen auf dem Programm. Am Morgen wird um 7.30 Uhr was für die Ausdauer getan, gefolgt vom ersten Training auf dem Platz. Am Nachmittag geht es ins Fitness­studio, ehe am Abend noch mal Training auf dem Rasen ansteht.

Viel Freizeit bleibt da nicht für die jungen Leute. Am freien Samstag geht es manchmal zum Shopping oder zum Sightseeing nach Palma. Dass sie den Rest der Insel noch nicht erkundet haben, sehen die Fußballerinnen nicht so schlimm. „Wir laufen oft die Berge hoch, da sehen wir dann Mallorca", sagt Renate Husum mit einem Lachen.

Weil nur sieben Spielerinnen aus Norwegen gekommen sind, musste die Mannschaft mit einheimischen Fußballerinnen verstärkt werden. Den Mallorquinern kam das gelegen, denn in Alcúdia gab es zuvor kein Frauenteam. In einem Probetraining empfahlen sich sieben weitere Spielerinnen für einen Platz im Team. Doch an das Niveau ihrer norwegischen Teamkolleginnen kommen sie nicht heran, auch weil sie nur drei Mal die Woche am Abendtraining teilnehmen „Wir versuchen ihnen zu helfen, damit sie sich schnell verbessern", sagt Kamilla Aabel.

Die Verständigung ist dabei ein großes Problem. „Die Spanierinnen sprechen alle kein Englisch", sagt Husum. Sie selbst hat zuvor einen Spanischkurs gemacht und versucht mit Händen und Füßen zu übersetzen. Für die Spielvorbereitung muss Tsolis alles zweimal sagen: zuerst auf Spanisch, dann auf Norwegisch. Auch auf dem Feld gibt es Unterschiede zwischen den Ländern. „Die Spanierinnen sind so klein und fallen schnell", sagt die groß gewachsene Aabel. In Norwegen wird viel körperbetonter gespielt und der Schiedsrichter pfeift seltener. „Pro Gelbe Karte müssen wir 12 Euro an den Verband zahlen", sagt Tsiolis. „Das geht bei unserer Spielweise auf die Kasse."

Nach dem 7:0-Erfolg gegen La Vileta am Sonntag (20.11.) stehen die Frauen auf dem dritten Platz. Wenn es nach Leif Tsolis geht, sollen sowohl die Frauen als auch die Männer in naher Zukunft in höheren Ligen spielen. Bei den Männern sieht es da eher mau aus. In der Tercera Regional, der untersten Spielklasse, belegen sie gerade nur den achten Platz, weil sie den Gegner oft unterschätzen. „In Spanien ist das Niveau viel höher. Eine wirkliche Kreisklasse gibt es nicht. Unsere Spieler kommen zum Teil aus der dritten norwegischen Liga und denken, sie müssten sich in der untersten Spielklasse nicht anstrengen", sagt Tsolis.

Wer sich in der Liga und im Training richtig reinhängt, dem bietet Tsolis ein Stipendium für die nächste Saison an. Auch ein Probetraining bei großen Vereinen, wie Ajax Amsterdam, kann der Akademie-Chef durch seine Kontakte vereinbaren. Für die Spielerinnen von Mallorca Toppfotball gibt es in der kommenden Woche eine Extramotivation in Person von Per Christiansen. Der Scout gilt als bester norwegischer Spieleragent und steht regelmäßig in Kontakt mit Topclubs aus der ganzen Welt.