Wenn sich ab Donnerstag (26.1.) die Radsportelite auf Mallorca bei der Playa de Palma Challenge

Was machen eigentlich Bahnradsportler beim Straßenrennen Playa de Palma Challenge?

Für uns ist es in erster Linie eine Trainingseinheit. Der Bahnradfahrer hat hochintensive Intervalle auf der Bahn, braucht aber trotzdem die Ausdauer. Deswegen fahren wir 90 Prozent der Zeit auf der Straße durch die Gegend. Bei der ersten und vierten Etappe der Challenge, wo das Gelände flach ist, haben die Bahnradsportler dann ihre Vorteile. Wenn die da zum Sprint ansetzen, fährt keiner an denen vorbei.

Rechnen Sie sich Chancen auf einen Sieg aus?

Wir müssen gucken, wie die Jungs drauf sind. Die Straßenfahrer haben sich bereits den ganzen Winter vorbereitet. Wir gehen die Saison nach dem olympischen Jahr ruhig an. Ein paar Fahrer waren bei der Bundeswehr und sind gerade zurückgekommen. Da sind wir etwas im Wiederaufbau. Normalerweise sollte was gehen, aber vier Elite-Rennställe sind eine starke Konkurrenz. Es hängt davon ab, wie hart sie dann fahren. Bei den Etappen in der Tramuntana habe ich nur wenig Hoffnung. Wenn Nairo Quintana locker über den Berg fährt, sind viele Profis schon am Anschlag.

Sind im Radsport-Nationalteam ähnlich wie im Fußball die Besten vertreten?

Wir sind aktuell gemischt unterwegs: ein Teil ist der U23-Straßenkader und der andere Teil die Bahnradnationalmannschaft. Von den sechs Olympiateilnehmern sind vier mit am Start: Henning Bommel, Kersten Thiele, Nils Schomber und Theo Reinhardt. Das ist der deutsche Bahn-Vierer.

André Greipel fährt bei der Challenge für Lotto Soudal, nicht für Ihr Team. Warum?

Auf der Straße gibt es nur die U23. André Greipel und Co. treten nur bei der WM als Nationalmannschaft an. Der BDR nominiert sie und organisiert die Teilnahme, aber es ist nicht so, dass sie vom Verband trainiert werden.

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Ist es nicht schwierig, die Straßenfahrer mit den Bahnradfahrern gemeinsam zu trainieren?

Wir teilen die Sportler in Gruppen ein. Aber so viel anders trainieren die am Ende nicht. Die Straßenfahrer wiegen im Schnitt zehn Kilo weniger. Da fällt es denen natürlich leichter, den Berg hochzufahren.

Haben die Bahnradfahrer nicht auch ihre eigenen Teams?

Außer Henning Bommel sind alle bei rad-net Rose untergebracht. Das sozusagen drittklassige Continental Team ist eng mit dem Verband verbunden. Ähnlich ist es bei Gazprom-Rusvelo. Das ist eigentlich auch ein Rennstall vom russischen Verband.

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Quasi das Nationalteam auf Clubebene?

Ja, rad-net ist der offizielle Medienpartner und erstellt auch die Homepage für den BDR.

Sie sind passenderweise auch dort Trainer.

Sportlicher Leiter. Das ergibt ja auch Sinn.

Hatten Sie durch Ihr junges Alter eigentlich nie Probleme als Trainer?

Wir sind von der Hierarchie her flach aufgebaut. Die Jungs wissen auch, warum sie die Sachen machen. Wenn ich mich hinstellen und alles diktieren muss, funktioniert es nicht. Respekt ist aber auch keine Frage des Alters. Im aktuellen Kader sind zwei Sportler älter als ich. Probleme gab es nie. Im schlimmsten Fall sitze ich immer noch am längeren Hebel.

Ihre Vita liest sich ein bisschen wie „zur richtigen Zeit am richtigen Ort" gewesen.

Das trifft es perfekt. Es war schon glücklich, Heiko Salzwedel zur richtigen Zeit anzusprechen und dass dann der dänische Verband mich als Nachfolger ausgewählt hat. Den WM-Titel von 2009 schreibe ich mir aber nicht auf die Fahne. Ich habe nur an der Bahn gestanden und die Arbeit von Heiko fortgesetzt.

Radprofi Bradley Wiggins bezeichnete ihn in einem Interview als den Louis van Gaal des Radsports. Sehen Sie das auch so?

Er ist einer der erfolgreichsten Trainer, die wir im Radsport haben, und einer der wenigen, die sich über so eine lange Zeit etabliert haben. Wie van Gaal hat er auf jeden Fall klare Vor­stellungen.