Wenn sich in der Nacht vom Sonntag (5.2., 0.30 Uhr) auf Montag die Atlanta Falcons mit den New England Patriots im Superbowl gegenüberstehen, bleiben auch die Mallorca Voltors (Geier) wach. „Alle, die das mit der Arbeit vereinbaren können, kommen in den Hogan’s Pub am Paseo Marítimo, um das Endspiel der amerikanischen Football-Liga NFL zu sehen“, sagt Co-Trainer Isaac Delgado am Rande einer Trainingseinheit in Son Moix am Donnerstag (26.1.). „Schließlich geht das Spiel bis in die frühen Morgenstunden.“

Seit 17 Jahren ist der Co-Trainer beim Verein. Einen der größten Erfolge feierte er 2014 mit dem Aufstieg in die erste Liga. „Uns war aber klar, dass wir sofort wieder absteigen würden“, sagt er. So kam es in der Saison 2015 denn auch. Alle zehn Spiele verloren die Voltors. „Die Gegner hatten immer mindestens drei US-Amerikaner in ihrem Team“, erklärt der Coach. Normalerweise ist ein Spieler entweder auf die Offense oder die Defense spezialisiert. „Da die Amerikaner aber technisch und körperlich den Spaniern überlegen waren, haben sie auf beiden Positionen gespielt.“

Die Vorzüge der internationalen Bevölkerung auf der Insel versuchten auch die Mallorquiner zu nutzen. „Wir haben einen Tag der offenen Tür veranstaltet und kräftige Kerle auf der Straße angesprochen.“ Keiner ließ sich überreden. Da zudem die erfahrenen Footballer im Kader in die Jahre gekommen waren, setzt der Club nun verstärkt auf den Nachwuchs, den er seit sechs Jahren ausbildet. Die Spielzeit 2016 sei eine Übergangssaison gewesen.

„Wir wollten nicht mehr nur mit dem Ball laufen, sondern ihn auch mehr werfen“, so der Coach. Wie schwierig das ist, zeigt die Trainingseinheit am Donnerstag. Auf dem zementierten Basketballfeld üben 15-Jährige das kurze Passspiel. In der Mitte steht der Quarterback mit mehreren Bällen. Auf den Außen die Passempfänger. Sie laufen eine sogenannte Slant-Route: ein paar Schritte geradeaus, danach ein Richtungswechsel und der Sprint zur Mitte. Dort sollte eigentlich der Ball auf sie geflogen kommen. Doch entweder verfehlt der Quarterback sie deutlich oder sie lassen das Football-Ei fallen. „Es ist ihr erstes Jahr in dieser Sportart“, nimmt Delgado die Spieler in Schutz.

Er bedauere, dass die Jugendlichen auf diesem Boden trainieren müssen. Aber am frühen Abend ist der Kunstrasenplatz noch mit Fußballern belegt. Erst zur anschließenden Trainingseinheit der Football-Männer können die Jugendlichen auf einer Hälfte des Feldes üben. Die erste Mannschaft trainiert an diesem Abend den Punt. Dieser Spielzug beschreibt das Wegkicken des Balles beim Angriffswechsel. Oft abgeben mussten die Voltors das Ei im ersten Saisonspiel nicht. Zuhause schlugen sie die Fuenlabrada Cuervos mit 53:0. „Das Team war aus der dritten Liga aufgestiegen und ist nur mit wenigen Spielern angereist“, erklärt Delgado.

Grund dafür könnten die Flugkosten sein. Ein Problem, das Delgado gut kennt. „Im vergangenem Jahr kamen 60 Mädchen zu einem Testspiel im kontaktlosen Flagfootball“, sagt er. „Als wir ihnen ­mitteilten, dass sie einen Mitgliedsbeitrag zahlen müssen -, wie bei jedem anderen Verein auch - waren sie noch einverstanden. Aber als wir erwähnten, sie müssten alle zwei Wochen Flugtickets für mehr als 100 Euro kaufen, war plötzlich keine mehr da.“

Im Falle der ersten Mannschaft werden die Reisekosten größtenteils aus dem Saisonbudget von 20.000 Euro bestritten. „Wir versuchen auch, unseren Spielern das Fitnessstudio zu bezahlen.“ Durch das gute Training haben es schon einige Spieler in die spanische Auswahl geschafft. „Wir hatten in der vergangenen Saison drei Juniorennationalspieler im Kader“, sagt Delgado. „Die sind aber zum Studium auf das Festland gezogen und spielen jetzt für andere Vereine. Diese Qualität fehlt uns.“

In den Ergebnissen macht sich das bisher nicht bemerkbar. Auch die zweite der mit acht Begegnungen kurzen Saison gewann Mallorca mit 14:12 am Samstag (28.1.) in Madrid. Das nächste Heimspiel steht am 5. März um 12 Uhr in Son Moix gegen die Las Rozas Black Demons an. Wie das Ei richtig geworfen wird, können sich die Mallorquiner vorher noch im Superbowl (Übertragung ab 22.55 Uhr bei Sat.1) bei den Atlanta Falcons abgucken. Die haben die stärkste Offense - und sind immerhin auch Greifvögel.