Zehn Jahre lang hat Palma auf ein großes Turnevent warten müssen. Zuletzt traf sich 2007 die spanische Elite auf der Insel zu den Meisterschaften. „Die Leute habe ich oft gebeten, wieder einen Wettbewerb auszurichten", sagt Pedro Mir, Chef von Palmas Turnclub Xelska. Lange hat er sich gegen die Anfragen gewehrt.

„Dieses Jahr aber sind die Umstände perfekt. Da konnte er nicht mehr Nein sagen", kommentiert Andreas Greither. Er ist der Präsident vom TSV 1861 Tittmoning. Der deutsche Verein pflegt seit Jahren eine gute Beziehung zu den Mallorquinern. Gemeinsam richten sie am Samstag (18.2.) mit 32 Teams - davon 25 spanischen - den Mallorca Gym Cup in der Palma Arena aus.

Turnerin Claudia Colom freut sich schon darauf. „Es gibt sonst so gut wie keine Wettkämpfe auf Clubebene in Europa." Die 18-Jährige gehört zu den Sportlerinnen von Xelska, die regelmäßig an das deutsche Team ausgeliehen werden, um in der Bundesliga zu turnen. Laut Greither gehört sie deutschlandweit zu den 20 Besten. Eigentlich wollte Colom ihr Können auch bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio unter Beweis stellen. Doch mit Spanien landete sie bei der Qualifikation auf Rang 17 und verfehlte somit um einen Platz die Teilnahme. Eng ging es auch in der Einzelkategorie zu. Gemeinsam mit einem Mädchen aus Madrid qualifizierte sie sich für die Spiele. Aber nur eine Turnerin pro Land durfte antreten - Colom musste als Reserve zu Hause bleiben.

Die gleiche Erfahrung machte Mara Titarsolej. Die Holländerin turnt auch für Tittmoning, tritt beim Turnier in Palma aber mit dem holländischen Team Hazenkamp Gymsports an. „Neben dem Team North Star Gymnastics aus den USA sind das die Favoritinnen", sagt Colom. Für das internationale Starterfeld sorgen die guten Beziehungen vom Xelska-Chef. Pedro Mir war selbst als Trainer bei drei Olympischen Spielen. „Es gibt keinen Weltklasse­coach, mit dem er nicht per Du ist", sagt Greither. So kommt auch je ein Team aus Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Argentinien.

Für den argentinischen Club Argym turnt Ailen Valente. Sie hat es im Gegensatz zu Colom zu Olympia geschafft. Es war der erste Start einer Argentinierin im Turnen. „Sie hat, wie viele Olympiateilnehmer, nach Rio pausiert", sagt Mir. „Palma ist daher eine Art Saisonstart. Zudem hat der Verband ein neues Punktesystem eingeführt. Das werden wir erstmals anwenden."

Insgesamt werden in der Palma 280 Turnerinnen erwartet. Eigentlich sollten noch mehr Clubs aus den USA dazukommen. „Das Turnier stand aber erst im November fest. So lange dauerten die Verhandlungen mit dem Gerätehersteller", sagt Mir. Einigen Clubs war das zu kurzfristig, sie sagten ab. „Dass wir trotzdem fast ausgebucht sind, zähle ich als großen Erfolg", sagt Mir.

Am Ende einigte sich der Mallorquiner mit dem Hersteller Gymnova. „Wir kommen für die Hälfte der Geräte auf, die andere Hälfte leihen sie uns." Nach dem ­Wettkampf bleiben Barren, Schwebebalken und Co. gleich in der Palma Arena, denn Mir und Greither haben bereits die zweite Ausgabe des Mallorca Gym Cup für das kommende Jahr geplant und angemeldet. „Dieses Jahr ist es ein Test. 2018 sollen dann die ganz großen Namen kommen", sagt Mir.

Fraglich ist noch, wie das mallorquinische Publikum auf das Turnevent reagiert. „Wir haben die Wettkämpfe so geplant, dass die Pausen kurz sind und sich niemand langweilt", sagt Mir. Eine Sportmesse und am Abend eine Disco sollen für gute Laune sorgen. „Wir beschränken das Turnier erstmal auf einen Tag. Ich war mal zu einem mehrtägigen Wettkampf in einer riesigen Halle in Sofia. Wenn von 10.000 Plätzen nur drei belegt sind, ist das schon peinlich."

Auch Greither gibt sich mit Prognosen zurückhaltend. „Wir müssen gucken, wie es funktioniert. Daher haben wir auch keinen großen Wind um die Sache gemacht." Einen Vorteil sieht er an den Mallorquinern. „Xelska hat eine sensationelle familiäre Clubgemeinschaft. Da werden die Familienmitglieder schon einige Sitze belegen."

Der Mallorca Gym Cup erhält von vielen Seiten Zuspruch. „Die Leute wissen, dass ich den Sport liebe und mich damit nicht bereichern will", sagt Mir. Der Inselrat von Mallorca hat für das Turnier Welcome Bags und Medaillen für die Teilnehmer gespendet. Zudem stellt die Behörde den Notfalldienst. Verschiedene Restaurants kümmern sich um die kulinarische Versorgung. Für die restlichen Kosten kommt Greither auf. „Wir haben Xelska einen fünfstelligen Betrag zugesichert."

Der Wettkampf beschränkt sich in seiner ersten Version auf die Frauen. Auch bei Xelska gibt es kaum männliche Turner. „Die Jungs haben generell weniger Lust dazu. Zudem turnen sie an mehreren Geräten. Das ist dann wieder eine Frage des Geldes und des Platzes." Ganz ohne kommt der mallorquinische Verein aber nicht aus. „Wir haben sogar den besten Turner in Spanien", sagt Mir. „Mein Sohn Nicolau ist spanischer Jugendmeister."

Der Mallorca Gym Cup wird am Samstag (18.2.) von 9 bis 22 Uhr in der Palma Arena ausgetragen. Bereits am Tag zuvor eröffnet die Sportmesse. Der Eintritt ist frei. www.mallorcagymcup.com