Wenn am 17. März das Finale der Six Day Series in der Palma Arena startet, erlebt Mallorca sein größtes Bahnrad-Sportevent seit der WM vor zehn Jahren. Es könnte eine Chance sein, dem hauptsächlich wegen der Korruptionsskandale beim Bau bekannt gewordenen Velodrom neues Leben einzuhauchen.

Mit dabei sein wird auch Andreas Müller. Für den 37-jährigen Berliner ist es in gewisser Weise ein Heimspiel. Seit fünf Jahren verbringt er die Wintermonate in Sineu, um auf der Insel zu trainieren. Auch zuvor war er häufig auf Mallorca. „Von der In­frastruktur und den Verbindungen ist die Insel optimal. Man kommt leicht zu den Rennen in anderen europäischen Städten. Zudem sind die Entfernungen ideal. Man ist vom Flughafen in einer halben Stunde in Sineu und kann noch am selben Tag trainieren", sagt er.

Obwohl er in Deutschland aufgewachsen ist, fährt Müller seit neun Jahren für das österreichische Nationalteam. „Ich bin davor acht, neun Jahre für Deutschland gefahren. Es kam aber im Verband zu einer Situation, die ich nicht mehr als angenehm empfunden habe." Nachdem er die Staatsbürgerschaft des Nachbarlandes angenommen hatte, wechselte er 2008 die Teams. Mit Erfolg. Gleich mehrfach und in mehreren Disziplinen wurde er ­österreichischer Meister und 2014 in der Variante Madison auch Europameister.

Die Six Day Series ist die modernisierte Form des klassischen Sechstagerennens, das bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Jeweils sechs Tage lang gab es in den vergangenen Monaten Rennen in London, Amsterdam, Berlin und Kopenhagen. Das Finale auf Mallorca wird an einem einzigen Abend absolviert. Müller und sein Teampartner Andreas Graf liegen nach den vier bisherigen Rennen auf dem vierten Platz. Das ist aber nur bedingt aussagekräftig, den vor dem Start in Palma werden die Punkte auf null gesetzt. „Wichtig war es, unter die ersten zwölf Teams zu kommen, um sich zu qualifizieren."

Das Finale wird in vier Kategorien absolviert: das Zweier-Mannschaftsfahren Madison über 20 Minuten, Punktefahren über 15 Kilometer, Ausscheidungsfahren und zum Abschluss Madison über 60 Minuten. „Ich bevorzuge die längeren Rennen. Das ist zum einen Veranlagung, zum anderen gehöre ich zu den älteren Fahrern. Ein 20-Jähriger kann einfach besser sprinten", sagt Müller. Das Programm in Palma komme ihm deshalb entgegen. „Bei den anderen Stationen der Six Day Series gab es unter anderem die Kategorie, wer die schnellste Runde fahren kann. Da waren wir meistens Letzter."

Bahnradfahren und Straßenrennen unterscheiden sich nicht nur in den Streckenlängen, sondern auch bei den Fahrrädern. „Auf der Bahn haben die Fahrräder nur einen Gang und keine Bremsen. Man kennt diese Räder auch als Fixies. Da wir aber alle die gleichen Räder haben und wir uns in einem abgeschlossenen Bereich befinden, sind die Voraussetzungen gleich."

Große Unterschiede zwischen den legendären Sechstagerennen von früher und der moderneren Six Day Series sieht Müller nicht - zumindest nicht für die Fahrer. „Ein Event waren die Rennen ohnehin schon. Und ob jetzt Elektro, 80er-Jahre-Musik oder Volksmusik aus den Lautsprechern kommt, betrifft allerhöchstens den persönlichen Musikgeschmack. Auch die leichten Veränderungen in den Disziplinen haben keine größeren Auswirkungen."

Bei der Vermarktung hingegen gebe es schon Unterschiede. Das Rennen in Palma wird auf Eurosport in knapp 60 Länder weltweit übertragen. „Das macht einen enormen Unterschied aus. Man bekommt viel mehr Feedback. Deutlich bemerkt haben wir das, als zwei Rennen der Six Day Series nicht im Fernsehen liefen. Das waren dann Wettbewerbe, die nur von den Radsportfreaks verfolgt wurden. Das breite Publikum zieht man nur mit einer Live-Übertragung." Oder eben mit viel Atmosphäre vor Ort.

Für Zuschauer

Das Finale der Six Day Series in der Palma Arena beginnt am 17.3. um 19.30 Uhr. Neben den Rennen gibt es ein breites Musik- und Festprogramm. Die Karten kosten für Erwachsene 21,90 Euro, für Kinder 11 Euro und sind bei ticketmaster.es erhältlich. Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter www.sixday.com.