Wenn sich Real Madrid und Juventus Turin am Samstag (3.6., live auf Sky und im ZDF) um 20.45 Uhr im Finale der Champions League gegenüberstehen, wird das Millennium Stadium in Cardiff ausverkauft sein. Voll wird es auch in der Bar Rincón de Hellín auf dem Carrer Aragó in Palma. Denn dort, außerhalb des Autobahnrings, fiebert der mit 900 Mitgliedern größte Real-Madrid-Fanclub auf Mallorca mit. „Weltweit sind wir in puncto Mitgliederzahl auf dem siebten Rang", sagt Präsident José Martínez.

42 Madrid-Fanclubs gibt es offiziell auf der Insel. Laut der Rechnung von Martínez sind es jedoch nur 15. „Fanclubs in Wohnhäusern oder Bars, die während der Spiele Nicht-Mitglieder reinlassen, gehören für mich nicht dazu." Ohne Mitgliedsausweis kommt am Samstag niemand auf die Party in die Bar auf dem Carrer Aragó. „Für die MZ-Leser können wir aber mal eine Ausnahme machen", scherzt der Präsident.

Bereits vor anderthalb Wochen feierte der Fanclub lautstark auf Palmas Straßen - Real Madrid hatte die spanische Meisterschaft gewonnen. Tanzend und singend ging es zur Plaça Joan Carles I. Ein Bad im Schildkröten-Brunnen gegenüber der Bar Bosch ist für die siegestrunkenen Fans Pflicht.

Die Feier am Samstag könnte einen Tick intensiver werden. Mit einem Sieg wäre Real Madrid die erste Mannschaft in der Geschichte der Champions League, die es schafft, den Titel zu verteidigen. So etwas verlangt mindestens einen Autokorso. José Martínez will mit seinem Fanclub Rincón de Hellín auf dem Siegeszug zur Plaça freilich lieber auf den Bus oder die eigenen Beine zurückgreifen. „Zu dieser Stunde haben wir schon die ein oder andere caña zu viel getrunken."

Für die angepeilte Party auf der Insel verzichtete der Präsident auf eine Reise nach Cardiff. Vom Verein hatte Martínez drei Karten für das Finale bekommen. „Die haben wir unter unseren Mitgliedern ausgelost. So haben wir drei Fans einen Herzenswunsch erfüllt."

Ein anderer Mallorquiner wird hingegen live in Wales dabei sein: Real Madrids Flügelstürmer Marco Asensio. Hinter Isco und Cristiano Ronaldo bleibt dem 21-jährigen Nachwuchsstar aus Palma wahrscheinlich aber nur ein Platz auf der Bank. „Ich bin mit seinen Eltern befreundet, er ist ein guter Junge", sagt Martínez. Sein Lieblingsspieler ist er dennoch nicht. „Das ist Rechtsverteidiger Dani Carvajal. Sein Kampfgeist gefällt mir." Der ehemalige Spieler von Bayer Leverkusen wird ganz sicher nicht im Finale stehen. Er fehlt verletzt mit einer Oberschenkelblessur.

Ebenfalls am Oberschenkel verletzte sich Sami Khedira von Juventus Turin im Halbfinale gegen Monaco vor drei Wochen. Der deutsche Nationalspieler hat sich schnell erholt und wird rechtzeitig fit für das Spiel gegen seinen Ex-Club. Im letzten Ligaspiel am Samstag (27.5.) gegen Bologna spielte Khedira schon wieder eine knappe Stunde für den italienischen Meister. Somit dürfte es im Finale zum Duell der deutschen Mittelfeldstrategen kommen: Sami Khedira gegen Toni Kroos. Sorgen über eine Pleite gegen die Italiener macht sich Martínez nicht. „Mit dem Finaleinzug haben wir schon ein großes Ziel erreicht. Damit sind wir weiter gekommen als der FC Barcelona und Atlético Madrid."

Bereits vor 19 Jahren standen sich Real Madrid und Juventus im Finale gegenüber. Auch damals gab es eine deutsche Beteiligung. Jupp Heynckes trainierte die Madrilenen, bei denen Bodo Illgner das Tor hütete. Der Schiedsrichter war Hellmut Krug. Am Samstag leitet mit Felix Brych wieder ein Deutscher das Spiel. Eine Wiederholung des Ergebnisses von damals würde die Party auf Mallorca starten lassen. Real gewann mit 1:0.