Die Elite der Schwimmer versammelt sich vom 14. bis 30. Juli zur Weltmeisterschaft in Budapest. Mit dabei ist der 20-jährige Joan Lluís Pons aus Sóller. Im Vorjahr qualifizierte er sich überraschend für Olympia in der Disziplin 400-m-Lagen, in welcher die Stile Schmetterling, Brust, Rücken und Kraul nacheinander geschwommen werden. Pons zog nicht nur ins Finale ein, sondern brach mit 4:13,55 Minuten zudem den spanischen Rekord. Die MZ erreichte den Schwimmer am Donnerstag (30.6.) per Telefon.

Wo erwischen wir Sie gerade?

Ich bin auf dem Weg zum Flughafen. An diesem Wochenende habe ich ein Vorbereitungsturnier in Chartres. Danach bleibe ich zwei Wochen in Frankreich und mache in Font-Romeu ein Höhentrainingslager. Abschließend geht es noch nach Barcelona, ehe wir am 20. Juli nach Budapest fliegen.

Wie sieht derzeit Ihr täglicher Trainingsplan aus?

Ich bin um 7.45 Uhr das erste Mal im Wasser. Von 10 bis 11 Uhr folgt eine Stunde Ausdauertraining an Land. Nach dem Mittagessen geht es von 14.45 bis 17 Uhr wieder ins Becken. Am Abend muss ich noch eine Stunde in den Kraftraum.

Sie sind der einzige Baleare im spanischen Kader.

Marc Sánchez hat die Norm für die Qualifikation knapp verpasst und Melani Costa kann verletzungsbedingt nicht antreten. Daher bin ich ein wenig einsam.

In welchen Disziplinen treten Sie bei der WM an?

Zuerst bei den 200-m-Schmetterling. Das ist zwar nicht meine Paradedisziplin, aber ich glaube, dass ich ganz gut mithalten kann. Zudem will ich nicht nur bei den 400-m-Lagen starten.

Der Mix aus den vier Schwimmstilen liegt Ihnen. Wollten Sie sich nicht spezialisieren?

Im Schmetterling war ich immer gut. Als ich mit dem Lagenschwimmen angefangen habe, konnte ich regelmäßig meine Bestmarken knacken und bin dabei geblieben.

Was ist Ihre Zielsetzung für die WM?

Ich will meine Leistung von den Olympischen Spielen wiederholen und den spanischen Rekord noch mal verbessern.

Wird das für eine Medaille reichen?

Die ist noch ein ganzes Stück entfernt. Der Ungar Dávid Verrasztó wird vor der heimischen Kulisse wohl ganz vorne landen. Dazu kommen die Japaner Kosuke Hagino und Daiya Seto, die bei Olympia Gold und Bronze holten. Ich rechne mir den 16. Platz aus.

Vor einem halben Jahr waren Sie bei den spanischen Meisterschaften außer Form und haben nur einmal Silber und einmal Bronze geholt.

Da hatte ich mich gerade von einer Schulterverletzung erholt. Jetzt bin ich wieder topfit.

Ihre volle Leistung haben Sie bei den Olympischen Spielen gezeigt und holten einen überraschenden achten Platz.

Ich hatte mich mit dem spanischen Rekord für Olympia qualifiziert und den dann im Vorlauf wieder gebrochen. Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben und meine Sichtweise auf diese Sportart geändert.

Inwiefern?

Das ist schwierig zu beschreiben. Olympia ist das wichtigste Schwimmturnier der Welt und die Schwimmwettkämpfe stehen immer verstärkt im Fokus der Medien. Die Athleten bereiten sich vier Jahre lang darauf vor. Es hat mich extrem motiviert, mich mit den besten Schwimmern der Welt zu messen. Zudem war es mein erstes internationales Turnier.

Stimmt es, dass Sie als Kind eigentlich gar nicht schwimmen wollten?

Wenn wir mit der Familie ans Meer gegangen sind, wollte ich nie schwimmen. Ich hatte keine Lust reinzuspringen und konnte die Wellen nicht leiden. Aber als Mallorquiner muss man halt lernen, sich wenigstens über Wasser halten zu können. Da habe ich einen Kurs belegt und bin dadurch zum Verein in Palma gekommen.

Mit einer Größe von 1,70 Meter sind Sie für einen Schwimmer ziemlich klein.

Das wird mir immer vor dem Start bewusst, wenn ich neben meinen groß gewachsenen Konkurrenten stehe. Das beeindruckt mich dann schon. Aber es hat auch Vorteile, klein zu sein.

Die da wären?

Besonders bei der Wende bin ich viel schneller, da ich flexibler im Wasser bin. Dafür muss ich dann auf der Geraden zwei Schwimm­züge machen, wo meine Gegner nur einen brauchen.

Wie finanzieren Sie Ihr Leben?

Mein Club hilft mir so viel er kann. Dazu habe ich Stipendien vom balearischen und spanischen Verband. Auch die Balearen-Regierung unterstützt mich. Das reicht dafür aus, dass ich neben dem Sport nicht arbeiten muss. Aber nach der aktiven Karriere kann ich sicher nicht davon leben.

Sie studieren nebenbei?

Mikrobiologie an der Uni in Barcelona. Ich gehe aber so gut wie nie zu den Seminaren und komme nur sehr langsam voran. Ein Programm für Leistungssportler hilft mir dabei. Mal bekomme ich die Mitschriften von anderen Studenten, mal von den Professoren. Ich lerne dann immer alles alleine. Bis zum Karriereende werde ich aber gewiss nicht den Abschluss schaffen.