Mit einer Körpergröße von 1,92 Meter bringt Alba Torrens aus Binissalem für eine Karriere im Profibasketball die nötigen Zentimeter mit. Als Shooting Guard - einer Position, die mit für den Spielaufbau verantwortlich ist - gehört sie zu den besten Spielerinnen der Welt. Die Liste ihrer Titel ist lang (siehe Kasten), doch die 27-Jährige, die sich gegen die Karriere in den USA entschied, hat auch schon Rückschläge verkraften müssen. Im Januar 2011 zog sie sich einen Kreuzbandriss zu und musste ein Jahr pausieren. Aber Alba Torrens kam wieder. Mit Spanien hat sie gerade die Gruppenphase bei der Europameisterschaft in Tschechien überstanden. Im Halbfinale geht es am Samstag (24.6.) gegen die Basketballerinnen aus Belgien.

Was sehen Sie, wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken?

Der erste Blick fällt nicht so sehr auf das Spielfeld, sondern auf das, was ich mit all den Mannschaften erlebt habe, in denen ich gespielt habe.

Was haben Sie noch für Ziele?

Ich schaue nicht viel zurück. Wir haben erst vor Kurzem in Rio die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen geholt, aber es kommt mir vor, als ob das schon lange her ist, weil wir vor neuen Herausforderungen stehen. Schon viele Titel geholt zu haben, ändert nichts daran, weitere zu wollen. Darauf kommt es an, denn das, was einen glücklich macht, ist das Hier und Jetzt.

Was passiert, wenn Sie nicht gewinnen?

Dann ärgere ich mich sehr. Über die Jahre habe ich gelernt, das in eine konstruktive Selbstkritik zu verwandeln. Aber ich will immer gewinnen.

Welcher Erfolg in Ihrer Karriere macht Sie besonders stolz?

Der Moment, als ich von meinem Kreuzbandriss zurückgekehrt bin. Damals hat mir niemand eine Medaille überreicht und ich hab auch keinen Pokal in die Luft gestemmt. Das war eine schwierige Zeit, und ich bin sehr stolz darauf, wie ich mich damals zurückgekämpft habe.

Sowohl vor als auch nach Ihrer Verletzung wurden Sie zu Europas Spielerin des Jahres gewählt.

Richtig. Manchmal glaube ich, die Verletzung schon wieder vergessen zu haben, und das ist ein gutes Zeichen. Aber ich sorge auch dafür, einer weiteren Blessur vorzubeugen.

Bereuen Sie, Ihr Privatleben für den Sport geopfert zu haben?

Ich würde es nicht als Opfer bezeichnen. Es ist eher ein Privileg, dass ich mich meiner Leidenschaft widmen konnte. Meine Familie stand immer zu mir, wenngleich sie weit entfernt war. Aber ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

In welchem Bereich können Sie sich noch entwickeln?

Ich sehe bei mir noch viel Luft nach oben. In den vergangenen Jahren habe ich gegen bessere Basketballerinnen gespielt. Da wurden mir die Grenzen aufgezeigt. Besonders beim Wurf aus dem Dribbling heraus muss ich mich noch steigern.

Wie steht es um den spanischen Frauenbasketball?

Es sind schwierige Zeit für den Frauensport, auch bei uns Basketballerinnen. Am leistungsstärksten sind die russische, die türkische und die tschechische Liga, viele von uns zieht es dorthin. Im Vergleich zu früher werden wir jetzt aber immerhin mehr beachtet, wobei da noch Welten zum Basketball der Männer sind.

Das gilt auch für die Gehälter.

Ich bin eine Privilegierte, weil ich davon leben kann und in den europäischen Elitemannschaften spiele, aber wenn ich den Blickwinkel verändere, ist das mit den Männern nicht zu vergleichen, nein.

Sie haben nie den Schritt in die amerikanische WNBA gewagt.

Es ist nicht so, dass ich da nie hinwollte. Mich reizt diese Erfahrung. Aber dann müsste ich anderes vernachlässigen. Das spanische Nationalteam geht für mich vor. Wenn ich beides unter einen Hut bekomme, wechsele ich in die WNBA. Das ist aber schwierig, weil Spanien auf höchstem Niveau spielt.

Mit der Nationalmannschaft kämpfen Sie gerade um Gold bei der EM in Tschechien.

Es ist der Lohn unserer Arbeit, dass wir als Favoritinnen gesehen werden. Aber wir wissen auch, wie viel uns das gekostet hat. Wir sehen uns noch nicht mit der Medaille um den Hals.

Was kommt nach dem Basketball?

Ich würde gern weiter etwas mit Sport machen. Was genau, ist mir aber noch nicht so klar.

Trainerin?

Derzeit kann ich mir das nicht vorstellen - das ist ein schwieriger Job. Aber man weiß ja nie.