Fünfeinhalb Minuten sind noch zu spielen, zeigt die Anzeige am Mittwoch (6.9.) in der Halle von Son Moix an. Hallenfußballclub Palma Futsal liegt bei der Generalprobe gegen Levante mit 3:4 zurück. Trainer Antonio Vadillo, der in der vergangenen Saison noch selbst für den Club aufgelaufen war, entscheidet sich für einen gewagten Schritt. Er wechselt den Torhüter aus und bringt einen fünften Feldspieler. „Wir hatten zuvor keine Chancen kreiert und hatten keine andere Wahl", sagt der Trainer nach dem Spiel. Die fünf Angreifer lassen wie beim Handball den Ball um die vier Verteidiger zirkulieren. Der Brasilianer Éder entscheidet sich plötzlich für einen Fernschuss, der Ball wird abgefälscht und landet im Tor.

Auch nach dem Ausgleich greift Palma mit fünf Spielern an. „Das ist eine Nachricht, die wir dem Team eingebläut haben: Wir sind ambitioniert und wollen immer gewinnen - besonders in der eigenen Halle." Das Risiko wird belohnt. Palma legt noch zwei Treffer nach und gewinnt mit 6:4.

Vielleicht ist das ja ein gutes Omen. Palma startet am Freitag (15.9., 20.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen Jaén in die neue Saison. „Uns ist klar, dass ein Team wie Palma Futsal unter den ersten fünf Clubs stehen muss", erklärt der Coach die Zielsetzung. Hoffnungen auf die Meisterschaft gibt es beim Inselclub jedoch kaum. Der Titelkampf in der ersten Futsal-Liga gleicht dem in der Primera División im Großfeldfußball. „Es gibt drei Teams, die sowohl sportlich als auch finanziell besser aufgestellt sind als wir." Inter Movistar aus Madrid und FC Barcelona Lassa entsprechen in etwa Real Madrid und dem FC Barcelona. „Und El Pozo Murcia ist so eine Art Atlético Madrid. In den vergangenen 17 Jahren konnten sich nur zwei Teams in der Liga gegen die großen drei durchsetzen", sagt Vadillo. „Wir sind dann der FC Sevilla oder der FC Valencia des Futsals."

Im Vergleich zu den beiden Großfeldclubs hat Palma aber noch nie die Meisterschaft oder gar europäische Wettbewerbe gewonnen. Für den Uefa-Futsal-Pokal, vergleichbar mit der Champions League im Fußball, qualifiziert sich nur der Ligameister. Den Futsal-Pokal in der Vorsaison sicherte sich Inter Movistar. Das Team aus Madrid gewann auch die Liga im Finale gegen den FC Barcelona Lassa.

„Eine realistische Erwartung für uns ist das Erreichen des Halbfinales der Play-offs und im Pokal", sagt Vadillo. Nah an einem Titel war das Team in der Saison 2015/2016. Erst in der Verlängerung des Endspiels der Copa del Rey unterlag Palma El Pozo Murcia mit 2:3.

Der Inselclub will die Lücke zu den großen Drei schließen. Sportdirektor José Tirado hatte sich überraschend für einen Trainerwechsel entschieden. „Ich glaube nicht an Projekte, die länger als fünf Jahre laufen", sagte er. So musste Juanito trotz ordentlicher Leistungen gehen. In drei Saisons hatte er das Team stets in die Play-offs geführt. In der Vorsaison scheiterte Palma im Viertelfinale am FC Barcelona Lassa.

Mit Antonio Vadillo hat der Club eine Lösung aus den eigenen Reihen gefunden. Anpassungsschwierigkeiten an seine neue Rolle sieht er keine. „Ich war in der vergangenen Saison schon Kapitän und musste das Team führen können." Bislang kam er noch nicht auf die Idee, sich selbst einzuwechseln. „Wenn meine Spieler schlecht trainieren, scherze ich manchmal, dass ich mich selbst aufstelle. Besonders in den Situationen mit den zusätzlichen Angreifern. Das war früher meine Aufgabe." Dass der neue Trainer seinen Spezialangriff bereits erfolgreich an das Team vermittelt hat, zeigte sich im Test gegen Levante.