Der Fisch, der aus meiner Hand frisst, fühlt sich glitschig an. Ein riesiger Schwarm schwimmt um mich herum und verschlingt gierig das Futter auf meiner Handfläche. So nah an lebenden Fischen bin ich vorher höchstens in einem Aquarium gekommen. Jetzt kann ich sie anfassen, ihre Schuppen fühlen und die Bewegungen des Wassers spüren, das die Fische verdrängen. Ich sitze unter Wasser in einem Ein-Mann-U-Boot, genannt Bond (­eine Abkürzung für Breathing, Observation, Nautical, Device). Mein Kopf steckt in einer Tauchglocke mit circa 50 Zentimetern Durchmesser. Über Pressluftflaschen wird die Glocke mit Sauerstoff versorgt. Der Rest von mir sitzt auf einem Roller-artigen Gefährt im Wasser. Das fühlt sich ein bisschen merkwürdig an, ist aber auch faszinierend. Gesteuert wird über ein Lenkrad. Wenn man es nach vorne drückt, wird das Bond schneller. Wenn man die Steuerung zu sich heranzieht, langsamer. Das Gefährt kann bis zu vier Kilometer pro Stunde schnell unter Wasser fahren, angetrieben wird es durch einen Elektromotor. Am Bond ist eine Boje befestigt, sodass ein Beiboot immer weiß, wo man sich gerade befindet.

Buchen kann man solch eine Fahrt bei „Cool Divers" in Port d´Andratx. Im Jahr 2012 hat Christian Schwartau die Tauchschule eröffnet. „Ich bin hierher gekommen, weil die Gegend viele schöne Tauchgründe bietet und auch eine gute Infrastruktur vorhanden ist", erklärt der Besitzer. Er hat das Bond in den letzten Jahren auf Mallorca weiterentwickelt.

Ursprünglich kommt die Idee aus den USA. „Als ich zum ersten Mal im Jahr 1995 in Florida den Erfinder getroffen habe, musste ich das U-Boot natürlich sofort ausprobieren. Ich war begeistert und bot dann auch Fahrten mit dem Bond an. Zuerst in der Karibik auf einem Schiff, das als Tauchbasis diente, dann auf Mallorca." Angeboten werden die Fahrten für kleine Gruppen mit bis zu neun Personen. Abgetaucht wird insgesamt für circa 20 Minuten. Der Ausflug dauert aber gut drei Stunden und kostet 69 Euro pro Person. „Das Schöne an dieser Art zu tauchen ist, dass es jeder machen kann. Wir hatten auch schon mal einen Querschnittsgelähmten bei uns. Für den war das eine besonders tolle Erfahrung." Taucherfahrungen müsse man für die Tour nicht mitbringen. „Auch für ältere Leute ist das eine tolle Möglichkeit, das Meer zu erkunden", sagt Schwartau. Bevor meine Gruppe allerdings ins Mittelmeer abtauchen durfte, mussten wir eine Gesundheitserklärung ausfüllen und eine kurze Einweisung machen, bei der uns die wichtigsten Signale zur Kommunikation unter Wasser erklärten wurden. „Sicherheit ist uns wichtig. Man kann zwar unter Wasser innerhalb der Tauch­glocke reden, der Begleittaucher wird einen aber nicht verstehen können. Daher ist es wichtig, dass man sagen kann, ob es einem gut geht oder nicht", erklärt Christian

Schwartau.

Um in das Bond zu kommen, muss man kurz abtauchen, denn eingestiegen wird unter Wasser. Dabei hilft der Neffe des Besitzers, Keanu Schwartau. Er begleitet die Tour als Taucher. Ich muss eine Hand auf das Bond legen und mit der anderen Hand die Unterseite der Tauchglocke halten. Damit ich die Öffnung nicht verfehlen kann, drückt Keanu meinen Kopf sanft in die richtige Richtung. Danach tauchen wir los. Unter Wasser streckt mir Keanu seine Hand entgegen und bedeutet mir, meine Handfläche nach oben hin auszustrecken. Hinter seinem Rücken kommt ein schwarzer, stacheliger Ball zum Vorschein - es ist ein Seeigel. Er will ihn mir auf die Hand legen. Wenig begeistert verziehe ich das Gesicht, aber der Seeigel fühlt sich nicht so gefährlich an, wie er aussieht. Nur drauftreten sollte man auf ihn besser nicht. Aber die Gefahr besteht im Bond ja auch nicht wirklich.

Büro: Avda. Almirante Riera Almany, 13, 07157 Port d´Andratx. Telefonische Buchungen unter: 630-68 25 10. Internet:

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