Diese Generation ist der Nachwuchs vom Meeresgott ­Poseidon. Sie hatte das Glück, auf den Balearen das Licht der Welt zu er­blicken, dem Paradies für Segler. Mit Eifer und Einsatz haben sich zehn junge Leute zu internatio­nalen Segelchampions entwickelt. „Das Meer ist mein Zuhause", sagt Maria Perelló. Mit zwölf Jahren ist sie bereits Weltmeisterin. Die MZ-Schwester­zeitung „Diario de Mallorca" hat die jungen Segler versammelt, um über die bisherigen Erfolge und ihre Zukunft zu sprechen.

Gebräunt und blond, das ist überraschenderweise das Erscheinungsbild der Sportler. Sie alle teilen den Traum von Olympia und die Anstrengung des harten Trainings, der langen Reisen und der zahlreichen Stunden auf dem Meer. Den Seglern ist klar, dass es nicht einfach ist, vom Sport zu leben, und dass sie daher die Bildung nicht vernachlässigen dürfen.

Kenner sind überzeugt: Diese zehn Segler sind erst der Auftakt eines immer besser werdenden balearischen Segelteams. „Die Menschen fangen heutzutage immer früher mit dem Leistungssport an. Jeder Jahrgang übertrifft den vorherigen", sagt Toni Massanet, U19-Weltmeister in der 420er-Klasse.

Bereits als Kind wusste Manel Barber, dass er eines Tages Segler werden möchte. „Ich bin auf Menorca in einem Haus am Meer aufgewachsen. Dort sah ich Kinder, die segelten, und sagte zu meiner Mutter: Das will ich auch." Mittlerweile hat er es zu einer Bronzemedaille bei der U16-Weltmeisterschaft in der Klasse Laser 4.7 geschafft. In Palmas Leistungssportzentrum Príncipes de España lebt er nun mit drei weiteren ­Seglern.

Einer davon ist Pere Ponseti, ebenfalls aus Menorca und Dritter bei der WM mit dem Laser 4.7. Sein Tag beginnt um 6.30 Uhr: Unterricht, Fitnessstudio, Schwimm­training, Essen, wieder Unterricht, noch mal ins Fitnessstudio und mentales Training - das Tag für Tag. „Ich bin mit 16 Jahren nach Mallorca gekommen, weil ich auf Menorca die Schule und den Leistungssport nicht kombinieren konnte", sagt Ponseti. „Als ich vier Jahre alt war, haben mich meine Eltern zu einem Sommer­segelkurs angemeldet. Ich glaube, sie wollten einfach mal etwas Ruhe vor mir haben. Seitdem bin ich an dem Sport drangeblieben."

Maria Perelló segelt schon ihr halbes Leben lang. Im Fall der Zwölfjährigen sind das schon sechs Jahre. Im vergangenen Juli krönte sie ihre junge Karriere mit dem WM-Titel auf der Optimisten-Jolle. „Ich wollte eigentlich nur Spaß haben und Leute kennen­lernen. An den Titel hatte ich nicht geglaubt."

Am ersten Platz vorbeigesegelt ist Maria Bover. Mit ihrer mallorquinischen Teampartnerin Clara Llabrés ist sie Vizeweltmeisterin in der 420er-Klasse. Bover studiert an der Balearen-Uni Jura und BWL. „Ich lerne immer unter der Woche. Die Wochenenden sind für das Segeln reserviert. Es ist selten, dass ich dann weniger als sechs Stunden auf dem Meer bin."

Der Weg nach Tokio 2020

Für die meisten Segler dieser neuen Generation kommen die Olympischen Spiele in Tokio 2020 noch zu früh. „Das Durchschnittsalter dort ist viel höher. Die Spiele 2024 kommen dann richtig", sagt Francisco Gil, der sportliche Leiter des balearischen Segelverbandes. „Das ist die beste Generation seit langer Zeit. Wir haben bei den Kindern und Jugendlichen in jedem Jahrgang herausragende Segler."

Mallorquiner waren schon in der Vergangenheit bei Olympia erfolgreich. Pepote Ballester gewann 1996 in Atlanta in der Tornado-Klasse Gold. Jordi Calafat siegte vier Jahre zuvor in Barcelona. Auf eine ­Qualifikation für Tokio hoffen die erfahrenen balearischen Segler Paula ­Barceló, Joan Cardona und Mateo Sanz. Wobei Letzterer wegen seiner Mutter unter schweizerischer Flagge segelt. Im Vorfeld von Olympia sah der Windsurfer der Klasse RS:X mit der Schweiz bessere Chancen, um an den Spielen teilzunehmen. Seine Zeit bei den Spielen übertraf dann auch die der spanischen Kollegen. Der 23-Jährige aus Formentor ist ebenso für das Studium nach Mallorca gezogen.

Stress an Bord

Im Vorjahr in Rio de Janeiro waren auch Violeta del Reino und Sergi Roig dabei. Roig mussten als Kind beide Beine amputiert werden. Bei den Paralympics gewann er mit seiner Teamkollegin das paralympische Diplom in der Klasse Skud 18. Wobei die Koordination mit dem jeweils anderen eine der größten Hürden darstellt. „Wir denken eben nicht das Gleiche. Ich bin ein sehr impulsiver Mensch und es fällt mir schwer, mich beim Segeln nach anderen zu richten", sagt Roig. „Oft habe ich Violeta nicht Bescheid gegeben, wenn ich die Wende gefahren bin. Das hat zu mehr als nur einem lautstarken Streit geführt. Die Leute um uns herum haben dann sehr erschrocken geguckt. Aber letztlich haben wir einen Weg gefunden, uns abzusprechen."

Super verstehen sich Giulietta Lang und Tess Provenzal. Die 16-jährigen Bronze-Gewinnerinnen bei der U17-EM in der 420er-Klasse meinen, dass die Zeit an Bord schneller vergeht, wenn man gut miteinander klarkommt. „Es gibt auch Zeiten, an denen man lieber die Freunde auf dem Trockenen treffen würde", sagt Provenzal. „Ich glaube aber nicht, dass wir unser soziales Leben vernachlässigen. Wir haben im Segelclub viele gute Freunde gefunden. Wir sind eine große Familie", sagt Giulietta Lang. Doch auf dem Wasser gibt es auch die ein oder anderer Stichelei. "Besonders, wenn die anderen Segler von einem anderen Club sind."

Die goldene Generation wird ergänzt von Clara Llabrés und Pep Cazador (nicht auf dem Foto). ­Llabrés holte 2017 den zweiten Platz bei den Europameisterschaften in der 420er-Klasse. Cazador wurde 2016 Dritter bei der U16-Weltmeisterschaft mit dem Laser 4.7. Diese jungen Sportler sind der ganze Stolz der ­balearischen Flotte.