Wie der Opa so der Vater so der Sohn: Die Familie Zabel kann gar nicht anders als Rad fahren. Nach Detlef und Erik hat auch Rick Zabel eine Profikarriere eingeschlagen. Mehr noch: „Auch mein Onkel und Opa mütterlicherseits waren Radsportler", sagt Rick Zabel. Der 24-Jährige aus Unna trainiert bis Freitag (15.12.) mit seinem Team Katusha Alpecin - einem UCI WorldTeam, der höchsten Klasse im Radsport - im Robinson Club Cala Serena.

Legende Erik Zabel

An die Fragen nach seinem berühmten Vater Erik Zabel - mit 212 gewonnenen Rennen einer der erfolgreichsten deutschen Radsportler aller Zeiten - habe er sich mittlerweile gewöhnt, sagt er. „Es gibt kaum ein Interview, wo ich nicht nach ihm gefragt werde." Wobei seine Liebe zum Radsport eher durch die Abwesenheit seines Vaters erwacht ist. Papa Erik tourte mit dem Team Telekom um die Welt. „Da meine Mutter ihn oft begleitet hat, habe ich viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht. Mit denen habe ich oft Ausflüge auf dem Rad unternommen." Nach drei Jahren Fußball wechselte Rick Zabel 2005 zum Radsportclub RSV Unna.

Bekanntschaft mit dem Doping

Zwei Jahre später stand Rick Zabel unfreiwillig im Fokus der Radsportwelt. Er könne seinen Sohn nicht weiter anlügen, begründete Erik Zabel 2007 öffentlich sein erstes (unvollständiges) Dopinggeständnis. „Ich habe es auch erst einen Tag zuvor erfahren", sagt Rick Zabel. Er war zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre alt. „Ich wusste gar nicht wirklich, was das bedeutet. Als Erwachsener habe ich es dann mit anderen Augen gesehen. Damals dachte ich nur, dass es uncool war. Meinem Vater ging es sehr schlecht danach, ich habe versucht, ihn aufzumuntern."

Das Thema Doping hat einen hohen Stellenwert beim 24-Jährigen. Ausführlich berichtet er über Kontrollen und Präventivmaßnahmen. Der schweizerische Rennstall Katusha Alpecin, für den Zabel seit der vergangenen Saison fährt, galt lange als schwarzes Schaf der Branche. Durch diverse Dopingfälle drohte 2013 und 2016 der Lizenzentzug. „Seitdem ich beim Team bin, wird ein konsequentes Anti-Doping-Programm durchgezogen", sagt Zabel. Dazu gehört auch die Verpflichtung der deutschen Profis Tony Martin (vergangene Saison) und Marcel Kittel (diese Saison), die sich aktiv gegen Doping einsetzen. „Anders als bei anderen Teams gibt es bei uns das TUE-System nicht", so Zabel. Dieses gibt den Fahrern die Möglichkeit, Medikamente, die eigentlich auf der Doping­liste stehen, in Ausnahme­fällen für den medizinischen Gebrauch zu nehmen. „Auch die Teamdoktoren führen regelmäßig Taschenkontrollen bei den Fahrern durch. Wird ein unerlaubtes Medikament gefunden, reicht die Strafe von einer saftigen Geldbuße bis hin zur Kündigung." Auch der internationale Verband UCI kontrolliert. „Ich muss jeden Tag angeben, wo ich schlafe, sowie eine Stunde und einen Ort, wo eine unangemeldete Kontrolle durchgeführt werden könnte."

Sprinter und Helfer

2014 ist Rick Zabel erstmals mit dem amerikanischen BMC Racing Team erstklassig gefahren. Ein Jahr später fuhr er mit dem Giro d'Italia seine erste große Tour. Den 142. Platz konnte er im Jahr da­rauf um zwei Plätze verbessern. In der abgelaufenen Saison hat ihn Katusha Alpecin zur Tour de France mitgenommen.

Verletzt bis nach Paris

Der Start verlief für den 24-Jährigen suboptimal. Bei der ersten Etappe in Düsseldorf stürzte er und zog sich einen doppelten Bänder­riss in der Schulter zu. Einen Tag später war er in der zweiten ­Etappe in eine ­Massenkarambolage ­involviert. Trotz der Verletzung beendete er die Tour und kam in ­Paris an. „Es klingt verrückt, aber ich hatte auf dem Rad weniger Schmerzen als zu Fuß. Meine Schulter hing im Stehen merkwürdig runter. Mit dem Fahrradlenker hatte

ich etwas zum Greifen, das mir Stabilität gegeben hat."

Als Sprinter muss sich Zabel im Team hinten einordnen. Seine Aufgabe für die kommende Saison ist es, Marcel Kittel zuzuarbeiten. „Ich bin lieber Teil des Erfolgs, anstatt an den hohen Erwartungen, die an ­einen Teamkapitän gestellt werden, zu scheitern", sagt er.

Der strenge Vater

An die Erfolge seines Vaters wird er mit dieser Rolle nicht herankommen. „Ich wäre zufrieden, wenn ich ein Viertel seiner Siege holen würde. Im Moment stehe ich bei einem gewonnenen Rennen." Die Beziehung zu seinem Vater habe sich in den vergangenen Jahren gebessert. „Er will nur das Beste für mich. Aber am Anfang musste er erst einmal lernen, wie er das rüberbringt." Erik Zabel, der selbst mit 38 Jahren noch 50.000 Kilometer im Jahr runtergespult hat, hatte streng eine ähnliche Leistung von seinem Sohn gefordert. Hilfreich sind hingegen die Ratschläge des Ex-Profis. „Bei für mich unbekannten Strecken gibt er mir Tipps, wo ich mich an welcher Stelle im Fahrerfeld zu positionieren habe."

Als Ziel hat sich Zabel in dieser Saison eine erneute Teilnahme an der Tour de France gesetzt. Da der Rennstall die Planungen noch nicht abgeschlossen hat, ist auch noch offen, ob Katusha Alpecin im Januar bei der Challenge an der Playa de Palma mitfährt. Auf der Insel gibt es das Team am Sonntag (10.12.) zu sehen. Jeder, der ein Fahrrad hat, kann eine Ausfahrt mit den Profis machen. Gedreht werden zwei etwa 40 Kilometer lange Runden. Als Belohnung bekommt jeder Teilnehmer ein neues Teamtrikot. Treffen ist um 9 Uhr am Teambus vor dem Robinson Club.