In der Nacht von Sonntag (4.2.) auf Montag ist es wieder so weit: Die USA zelebrieren den Super Bowl. Diesmal stehen sich im Saisonendspiel der amerikanischen Liga NFL die Philadelphia Eagles und die New England Patriots gegenüber. Mehr als 100 Millionen Menschen werden das Spiel sehen.

Auch auf Mallorca gibt es eine kleine Football-Szene, immerhin 500 Zuschauer kommen zu den Spielen der Mallorca Voltors (dt. Geier), wenn sie in Son Moix antreten. Einer der Spieler heißt Tobias Fuchs. Er kommt aus Deutschland.

Sein Team spielt seit dieser Saison wieder in der ersten Liga. Klingt professionell, ist es aber eher weniger. „Selbst die Schiedsrichter wissen oft nicht, wie das Spiel richtig funktioniert", sagt Fuchs. Zwei Ligen gibt es landesweit.

Mit 13 Jahren hat der aus Frankenthal bei Mannheim stammende Fuchs angefangen, Football zu spielen. Eine Sportart, die in Deutschland erst in den vergangenen Jahren boomte. „Damals kannte das noch kein Schwein", sagt der heute 23-Jährige. „Ein Freund meines Bruders spielte in Mannheim. Mein Bruder meinte zu mir: Lass uns ein Familiending daraus machen und zum Football-Training gehen. Da ist der Funke übergesprungen."

Um in der Juniorenliga des American Footballs in Deutschland spielen zu können, muss man mindestens 16 Jahre alt sein. „Die ersten drei Jahre habe ich nur trainiert und kein einziges Spiel bestritten." Das Training zahlte sich aus. Fuchs spielte in der Jugendauswahl von Baden-Württemberg. Mit im Team war auch Moritz Böhringer. Der Stuttgarter war 2016 der erste Spieler aus Europa, der, ohne ein US-College besucht zu haben, im NFL-Draft - dem Auswahlverfahren von Jugendspielern der Profiteams - ausgewählt wurde. „Als ich ihn kennenlernte, war er noch nicht so talentiert und kein Topspieler", sagt Fuchs über die gemeinsame Zeit.

Beide schafften in unterschiedlichen Teams den Sprung in die German Football League, der ersten Liga der Männer. Fuchs spielt auf der Safety-Position, dem letzten Mann im Abwehrverbund. „Ich mag es lieber, auszuteilen als einzustecken." Gegen den Wide Receiver (Ballfänger in der Offensive) Böhringer kam es einmal zum direkten Duell. „Als ich ihn umgerissen habe, hat das mir mehr wehgetan als ihm. Da hatte er schon einige Kilos auf den Rippen."

Während sich Böhringer für die NFL in den USA anmeldete, schrieb sich Fuchs in das Online-Portal Europlayers ein, einer Wechselbörse für Football-Spieler. Dort wurde er vom spanischen Erstligisten Reus Imperials angeschrieben, der im Süden Kataloniens beheimatet ist.„Ich wollte raus aus Deutschland, etwas Neues entdecken." Nach einem zweiwöchigen Probetraining zog Fuchs 2017 nach Spanien und wurde mit seinem Team in der Vorsaison Vizemeister.

Um den Spielern Zeit zur Regeneration zu geben, läuft die Spielzeit im Football in Spanien und den USA nur knapp fünf Monate. Doch Fuchs wollte sich keine Auszeit nehmen, er wechselte direkt nach der Saison nach Finnland und spielte dort eine weitere Spielzeit. Es folgte ein Spiel mit der ­Europa-Auswahl in Mexiko. „Wir haben vor 30.000 Zuschauern gegen die Universität von Mexiko-Stadt gespielt." Als er zurück zu den Reus Imperials wollte, war der Verein pleite. „Da ich im warmen Klima bleiben wollte, bin ich bei den Mallorca Voltors gelandet."

Das Team ist durch eine Umstrukturierung der ersten Liga aufgestiegen. Seit dieser Saison spielen 14 Teams in drei Gruppen die Hauptrunde. „In unserer Gruppe spielt der amtierende Meister Badalona und zwei weitere Teams, die vorher schon in der ersten Liga waren."

Für die Geier lief der Saisonstart suboptimal. Weder gegen Valencia (0:18) noch gegen Badalona (0:51) konnte das Team auf dem Platz in Son Moix einen Punkt erzielen. Abstimmungsschwierigkeiten und Nervosität seien an den Pleiten schuld, sagt Fuchs. „Aber es fehlt den Spaniern auch am Spiel­verständnis." Es gebe auch im Gegensatz zu Deutschland kaum TV-Übertragungen. Immerhin stellt der spanische Ligaverband auf der Website (www.fefa.es) jede Woche eine Zusammenfassung der Spiele online.

Da die Spanier das Football­spielen noch lernen müssen, verpflichten die Teams ausländische Spieler. Höchstens drei EU-Ausländer dürfen bei einem Ligaspiel auf dem Platz stehen. Neben Fuchs spielt für die Voltors der US-Amerikaner Craig Coffmann als Quarterback. Beide teilen sich eine Wohnung in Santa Catalina. „Als ausländischer Spieler bekommt man die Unterkunft gestellt. Zudem kriegen wir ein kleines Taschengeld und dürfen mittags in der Vereinsbar essen. Zum Leben braucht man aber einen Job." Dieser fehlt dem studierten Eventmanager noch.

Und wie steht es um die Verletzungsgefahr? Mit 281 Gehirn­erschütterungen kam es in der abgelaufenen NFL-Saison in den USA zu einem neuen Rekord seit Bekanntgabe der Daten 2012. „Wenn zwei Profis aufeinanderprallen, ist das wie ein kleiner Autounfall. Im Amateursport ist das Verletzungs­risiko aber geringer", sagt Fuchs.

Den Super Bowl kann man sich auf ProSieben ansehen, ab 22.50 Uhr beginnt Sonntag (4.2.) die Berichterstattung, ab 0.30 Uhr startet das Spiel.