Javier Fernández lächelt. Seit mehr als vier Minuten ziert ein Dauergrinsen sein Gesicht. Er ballt siegesgewiss die Faust. Seine Kür bei den Olympischen Spielen 2014 im russischen Sotschi hat er sturzfrei überstanden. Hat es zur dritten Medaille in Spaniens Geschichte bei den Winterspielen gereicht? Nein, die Gesichtszüge von Fernández erschlaffen, als er seine Punkte sieht. Mit 253,92 Punkten landet der Madrilene auf dem vierten Platz. Weniger als zwei Punkte fehlen ihm zur Medaille.

„Es ist ärgerlich, dass ich wegen einer kleinen Dummheit die Medaille verpasst habe. Die Schiedsrichter haben meinen letzten Salchow-Sprung nicht gewertet", sagte er kurze Zeit später der versammelten Presse. Statt wie geplant einen vierfachen Salchow hat Fernández nur drei Drehungen im Sprung geschafft. Dieser dreifache Salchow war der letzte Teil seiner Kür. Die Richter werten jedoch keine Sprünge, die wiederholt werden.

„Im Vergleich zu den Olympischen Spielen zuvor habe ich mich um zehn Plätze verbessert. Bei den nächsten will ich wenigstens einen Platz gutmachen", sagte er damals. Die Chance darauf hat er ab Freitag (16.2.) in Pyeongchang.

13 Sportler schickt Spanien zu den am Freitag (9.2.) in Südkorea startenden Winterspielen. Zum Vergleich: 154 deutsche Athleten nehmen an den diesjährigen Olympischen Spielen teil. Er sei wie ein Eskimo, der Volleyball spielt, beschreibt Javier Fernández, wie er sich fühlt. Da verwundert nicht weiter, dass die Erfolge der Iberer in der Vergangenheit eher spärlich ausfielen. 1972 holte Slalomläufer Francisco Fernández Ochoa die erste Goldmedaille. Zwanzig Jahre später gewann seine Schwester Blanca in derselben Disziplin Bronze. Seitdem wartet Spanien auf die dritte Medaille.

Die große Hoffnung ist auch dieses Jahr Fernández. Seit sechs Jahren hat der Spanier die jährliche Europameisterschaft in Folge gewonnen, zuletzt vor drei Wochen in Moskau. 2015 und 2016 konnte er sich auch weltweit behaupten und die WM holen - als erster Spanier überhaupt.

Mit fünf Jahren stand der Madrilene das erste Mal auf Kufen. Angespornt durch seine zwei Jahre ältere Schwester, die eine leidenschaftliche Eisläuferin war. Später überzeugte der 17-jährige Fernández mit einer leichtfüßigen und fröhlichen Kür den russischen Trainer Nicolai Morozov bei einem Trainingslager in Andorra. Morozov brachte den Spanier nach New Jersey (USA). Ohne ein Wort Englisch zu sprechen und lediglich mit der finanziellen Unterstützung seiner Eltern startete Fernández seine Profikarriere.

Eine Medaille bei den Olympischen Spielen wäre die Krönung dieser Laufbahn. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht davon träume", sagte er in der vergangenen Woche der spanischen Nachrichtenagentur Efe. „Aber es ist falsch, wenn ich besessen von diesem Wunsch an den Start gehe und mich nicht auf meine Leistung konzentriere."

Laut eigener Aussage kommen die Olympischen Spiele genau zum richtigen Zeitpunkt. Mit Yuzuru Hany? verletzte sich der amtierende Olympiasieger und Weltmeister im vergangenen November und sucht noch nach seiner Bestform. Fernández hingegen hat in dieser Saison zu den Klängen von Charlie Chaplins „Modern Times" und „Man of la Mancha" von Joe Darion und Mitch Leigh brilliert.

Für Fernández und Spanien ist es wohl die vorerst letzte Chance auf eine olympische Medaille. „Das werden meine letzten Spiele", sagte der Eiskunstläufer.

Auf dem Snowboard stärker als auf Skiern - zwölf Mal Daumendrücken für Spanien

Neben Javier Fernández reisen zwölf weitere spanische Sportler nach Südkorea. Chancen auf eine Medaille haben auch drei Snowboard-Fahrer. Lucas Eguibar löst in diesem Jahr Fernández als Fahnenträger des spanischen Teams ab. Der 23-Jährige aus San Sebastián tritt am Donnerstag (15.2.) in der Disziplin Snowboardcross an. Im Vorjahr gewann er bei der WM in den Kategorien Einzel und Team jeweils Silber. Sein Teampartner bei dem Turnier war Regino Hernández. Die beste Leistung des 26-Jährigen aus Ceuta war eine Bronzemedaille bei einem Weltcup-Rennen 2014. Der dritte Sportler in dieser Disziplin ist Laro Herrero. Der 28-Jährige hofft auf eine Qualifizierung für das Achtelfinale.

Auf dem Brett ist auch Queralt Castellet unterwegs. Die 28-Jährige aus Sabadell kämpft am Dienstag (13.2.) in der Halfpipe um eine Medaille. Bei den Weltmeisterschaften 2012 und 2015 holte sie Silber.

Felipe Montoya hat seine Teilnahme Javier Fernández zu verdanken. Dessen gute Leistung bei der WM sicherte Spanien eine zweite Nominierung. Sara Hurtado und Kirill Khaliavin treten im Paarlauf an (14.2.). Allerding haben sie kaum Medaillenchancen.

Dabei sein ist alles, heißt es für Joaquim Salarich. Der 24-Jährige tritt im Slalom (22.2.) an und hat sich als Nachrücker qualifiziert. Die erste Wahl Spaniens im Slalom ist Juan del Campo. Der 23-Jährige fährt auch den Riesenslalom. Die Qualifikation für den zweiten Lauf wäre ein Erfolg für die Skifahrer.

Imanol Rojo und Martí Vigo vertreten Spanien im Langlauf. Rojo fährt den Skiathlon (11.2.), 15 Kilometer freier Stil (16.2.) und 50 Kilometer Massenstart (24.2.). Vigo tritt über die 15 Kilometer freier Stil an. Gemeinsam fahren sie den Teamsprint im freien Stil (21.2.). Beide werden wohl im hinteren Feld der Fahrer landen.

Ander Mirambell war 2010 der erste Spanier, der bei den Olympischen Spielen im Skeleton antrat. Bei seinen mittlerweile dritten Spielen will der 34-Jährige aus Barcelona am 15.2. unter den ersten 20 Fahrern sein.