Auf Mallorca ist schon so manch ein Fußballspieler groß geworden. Samuel Eto'o reifte auf der Insel zum Weltstar und gewann mit dem FC Barcelona und Inter Mailand die Champions League. Die gleiche Trophäe holte der Mallorquiner Marco Asensio im Vorjahr mit Real Madrid. Doch nicht nur die Männer spielen Fußball auf der Insel. Mit UD Collerense hat sich ein Team aus Palma zur Talentschmiede der spanischen Nationalmannschaft entwickelt. Die jabatas (Frischlinge), wie sich die jungen Spielerinnen nennen, kämpfen in dieser Saison um die Rückkehr in die erste Liga.

„Wir sind schon einmal aufgestiegen, warum sollten wir das nicht noch mal schaffen?", sagt Pili Espadas, die Kapitänin der Mannschaft. Derzeit belegt das Team den dritten Tabellenplatz, zwei Punkte hinter Seagull und Barcelona B. Gegen die zweite Mannschaft der Katalanen kommt es am Sonntag (18.2.) in Coll d'en Rabassa zum direkten Duell.

1999 hat sich das Frauenteam von Collerense gebildet. Seit der ersten Stunde mit dabei ist Pili Espadas. „Wir haben das Team damals mit den Schwestern der Spieler der Herrenmannschaft und Frauen aus dem Viertel zusammengestellt."

Rückstand zu den Männern

Innerhalb von drei Jahren stieg Collerense aus der untersten Liga in die zweite Liga auf. „Mittlerweile hat sich viel geändert. Die Mädchen haben heutzutage eine Technik und Qualität, von der wir damals nur träumen konnten. Dennoch haben die Frauen noch viel Rückstand zum Männerfußball", sagt Pili Espadas.

Der Club verfügt insgesamt über 17 Mannschaften. Nur drei davon sind Frauenteams. Insgesamt spielen 70 Spielerinnen für Coll d'en Rabassa. Einige trainieren auch mit den Männern in gemischten Teams.

Erfolgreiche Jahre

In der Spielzeit 2008/2009 erreichte die junge Vereinsgeschichte von UD Collerense ihren vorläufigen Höhepunkt. Das Team stieg erstmals in die höchste Spielklasse auf. In der regulären Saison konnte die Mannschaft damals alle Spiele gewinnen. Da es jedoch sieben zweite Ligen gibt, müssen die sieben Meister in Play-off-Spielen zwei Aufsteiger ausspielen. Auch das gelang Collerense mit Bravour.

Sieben Jahre lang hielt sich die Frauenmannschaft erstklassig. Aus der Jugendarbeit des Vereins gingen damals die heutigen Nationalspielerinnen Mariona Caldentey, Virginia Torrecilla und Patricia Guijarro hervor. „Der aktuelle Erfolg der Spielerinnen rührt daher, dass sie alle Jugendmannschaften des Clubs durchlaufen haben", sagt Pili Espadas. „Mariona Caldentey hatte beispielsweise schon Angebote von namhaften Clubs, ehe sie das Abitur beendet hatte. Sie entschied sich aber für ein weiteres Jahr bei Collerense."

Die Mittelfeldspielerin wechselte 2014 zum FC Barcelona, der auch bei den Frauen zu den Spitzenclubs gehört. Patricia Guijarro folgte ihr ein Jahr später. Die 19-Jährige gilt als das größte Talent Spaniens. Die U19-Nationalmannschaft hat die Mallorquinerin 2017 mit zwei Treffern im Finale zum EM-Titel geschossen.

Guijarro ist kein Einzelfall. „Im nächsten Jahr rücken viele Ju­gendspielerinnen in die erste Mannschaft auf", sagt Trainer Biel Pons, der seit dem vergangenen April für das Team verantwortlich ist. „Der Unterschied liegt im Willen. Wenn der Kopf mitspielt, können die Spielerinnen ihre Ziele erreichen."

Abstieg zur Unzeit

Wie viele mallorquinische Clubs hat auch UD Collerense mit einer schlecht gefüllten Vereinskasse zu kämpfen. Der Abstieg der ersten Frauenmannschaft in der Saison 2015/2016 kam zum denkbar ­ungünstigsten Zeitpunkt. Der spanische Energiekonzern Iberdrola stieg im Sommer 2016 als Hauptsponsor der Liga ein. Das bedeutete für jeden Erstligisten eine Einnahme in Höhe von 200.000 Euro. Geld, das auch Collerense gebraucht hätte. „Wir haben 20 Bälle, vier Trikot­sätze und einen halben Fußballplatz, auf dem wir drei Mal die Woche üben dürfen", sagt Trainer Pons. „Im Falle eines Aufstieges müssten wir den Club komplett neu aufstellen, damit wir mit den anderen Teams mithalten können."

Für die erstligaerfahrenen Spielerinnen war der Abstieg ein herber Rückschlag. „Wir haben in der Saison darauf versucht, direkt wieder aufzusteigen", sagt Pili Espadas. Es reichte aber nur für einen Platz im Mittelfeld der Tabelle. „Dafür ist es den Aufwand nicht wert", sagt die Kapitänin resigniert. Ans Aufgeben hat sie aber nie gedacht. „Ohne Pili hätte ich die Stelle nicht angetreten", sagt Trainer Pons. „Sie hält das Team zusammen und hat auch ihre Mitspielerinnen überzeugt, weiterzumachen."

Über den Erwartungen

„Das Ziel für diese Saison war eigentlich, lediglich mit den anderen Teams mithalten zu können", sagt der Coach. „Die größte Herausforderung ist, dass wir ein sehr junges Team haben." Im Schnitt sind die Spielerinnen 19 Jahre alt. „Zuschauer und Experten sehen uns als Favoriten auf den Aufstieg. Ich denke aber eher, dass das ein dreijähriges Projekt ist. Dennoch bin ich glücklich über die Ergebnisse."

Neben der starken Konkurrenz in der Liga sind die Play-offs eine große Hürde für den Aufstieg. Seagull scheiterte in den vergangenen beiden Jahren in der Aufstiegsrunde. In der zweiten Frauenliga ist es zudem erlaubt, fünf Spieltage vor dem Ende sich personell noch zu verstärken. „Dem balearischen Fußball geht es gut. Aber wir haben nicht die großen finanziellen Mittel", sagt Espada. „Teneriffa hat sich beispielsweise mit vier Erstligaspielerinnen verstärkt, um aufzusteigen."

Zudem sind die jungen Mallorquinerinnen noch unerfahren. „Wir haben viele Punkte bei vermeintlich leichten Gegnern liegengelassen." Mit einem Sieg gegen Barcelona B können die Frischlinge einen Platz in der Tabelle gutmachen. Ende März kommt es dann zum direkten Aufeinandertreffen in Badalona mit Tabellenführer Seagull. Das Hinspiel konnte Collerense im November mit 1:0 gewinnen.