An 33 Personen hat die Balearen-Regierung bislang den Cornelius-Atticus-Preis verliehen. Nur drei Preisträger sind Frauen. Damit sich das ändert, wird die Auszeichnung für besondere Leistungen im Sport künftig sowohl an einen Mann als auch eine Frau verliehen. In diesem Jahr geht der Preis posthum an John Tunks (einen Briten, der sich um die Leichtathletik auf Ibiza und Formentera verdient gemacht hat) und an Dolors ­Besné. Die heute 74-Jährige wechselte im Franco-­Spanien als Jugendliche vom Ballett zum Basketball. Später wurde aus ihr eine Sport- und

Volleyballfunktionärin.

Was waren Ihre ersten Schritte im Sport?

Als ich 14 Jahre alt war, haben alle Mütter ihre Töchter immer zum Ballett geschickt. Bei einem

Sommerferienlager für Mädchen habe ich den Basketball für mich entdeckt und mich in die Ballsportart verliebt.

Das war zu der Zeit sicher nicht einfach.

Es ging mir auf den Keks, Sätze zu hören wie: „Wie willst du das denn spielen? Das ist ein Sport für Jungs." Als ich vom Ferienlager nach Hause kam, habe ich mich in Palma ins Basketballteam der Falange eingeschrieben. Ich war nicht für das demi-plié und grand-plié der Primaballerinas geschaffen.

Mit 18 Jahren sind Sie nach Madrid gezogen. Die Hauptstadt hat es auch nicht geschafft, Sie vom Basketball abzubringen?

Kein Stück! Ich wollte Journalismus studieren und ging voller Freude nach Madrid. Auch dort habe ich Basketball gespielt. Mit 21 Jahren habe ich aber geheiratet, ich verrücktes Huhn. Dann bin ich mit meinem Mann nach Barcelona gezogen und bekam mit 23 Jahren meinen Sohn.

Das dürfte das Ende Ihrer Basketballkarriere gewesen sein.

Keineswegs. Ich habe zwei Jahre lang pausiert und mit 25 Jahren wieder in Palma angefangen zu spielen. Mit 30 Jahren habe ich eine Ausbildung zur Trainerin gemacht und war im Team von Molinar Spielertrainerin. Wobei ich zu der Zeit mehr trainiert als gespielt habe.

Sie waren die erste Frau, die ein Männerteam trainiert hat.

Das war alles den Umständen geschuldet. In der Saison 1979/1980 kam ein Freund von mir, Pedro Zorzua, nach Mallorca, um das drittklassige Team Sant Josep zu trainieren. Er leistete auf der Insel seinen Militärdienst ab, und es gab Tage, an denen er die Kaserne nicht verlassen durfte. An diesen Tagen habe ich das Team übernommen. Das war eine wundervolle Erfahrung. Ich habe mich immer respektiert gefühlt. Dort habe ich auch meinen heutigen Ehemann kennengelernt, Antonio Villanueva. Ich hatte ein Auge auf zwei Spieler vom Club Patronato geworfen und sie angesprochen. Ihr Trainer hat davon Wind bekommen und mir Vorwürfe gemacht. Ich war ehrlich zu ihm und habe gesagt: Den einen will ich für mein Team, den anderen für mich selbst.

Die Universiade, die Weltsportspiele der Studenten 1999 auf Mallorca, hat Ihrer Karriere neuen Schwung verliehen.

Da hat mich die Realität wieder eingeholt. Mein Sohn war mit 27 Jahren an Leukämie gestorben, und ich war ein Jahr lang dem Sport ferngeblieben. Zum Glück hat man mich zur sportlichen Leiterin der Universiade ernannt. Das hat mich wieder mit Leben erfüllt. Es war allerdings eine bittersüße Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, dass die Mallorquiner nie verstanden haben, was für ein großartiges Event das war.

Wie sind Sie letztlich zum Volleyball gekommen?

Während der Universiade wurde ich darauf aufmerksam, dass Leute für die balearische Sportförderung Illesport gesucht werden. Ein ­tolles Projekt, bei welchem ich mit 65 Jahren in Rente ging. Sie wollten, dass ich weitermache, aber ich brauchte eine Pause. Als Kompromiss habe ich eine Stelle im Vorstand des Volleyballverbandes angenommen. Im Jahr 2009 ging es dort sehr chaotisch zu, und der Verband stand vor dem Aus.

Mit 74 Jahren bekleiden Sie immer noch das Amt der Präsidentin des Volleyballverbandes. Wann wird es Zeit, die Position abzugeben?

Man sagt, dass man so lange im Amt bleiben kann, wie es der Körper aushält. Aber daran glaube ich nicht. Es ist ein Posten mit großer Verantwortung, der dir schnell die Nerven raubt. Meine Amtszeit endet 2020. Wenn es dann engagierte Nachfolger gibt, höre ich auf. Wenn nicht, halte ich weiter für den Verband durch.

Wie kamen Sie vor zwei Jahren zu dem Posten?

Der vorherige Präsident war seiner Arbeit müde. Wir haben in einer Versammlung einen Nachfolger gesucht, aber niemanden gefunden. Da haben plötzlich alle auf mich gezeigt.

Bereuen Sie es manchmal, diese Stelle angetreten zu haben?

Es war nicht immer rosig, aber ich bereue nichts.

Der balearische Volleyball hat es nicht immer einfach.

Ich rege mich ständig über Unternehmer und Hoteliers auf. Warum investieren die balearischen Firmen nicht in den Sport? Aktuell haben sich die Balearen einen Namen im Volleyball gemacht. Gibt es eine bessere Werbefläche? Nehmen wir Urbia: Palmas Volleyballerstligist präsentiert den Firmennamen in ganz Spanien. Mir fällt es schwer zu verstehen, warum die Unternehmen das nicht sehen wollen.

Die Firmen haben auch den Volleyball-Frauen von Zweitligist Cide, die sportlich den Aufstieg geschafft hatten, den Rücken zugedreht.

Ich glaube, dass es da ein Kommunikationsproblem gab. Es fehlten 40.000 Euro. Mit einer einzigen Versammlung zwischen Club, Verband und Regierung hätte man das Team in die erste Liga bringen können. Gleichzeitig war es richtig von Cide, einen Schritt zurück zu tun, da keine Klarheit über die Finanzierung bestand. Ich hoffe lediglich, dass es dieses Jahr nicht wieder so kommt, sollte das Team erneut den Aufstieg schaffen.

Was kann der Verband in diesem Fall machen?

Das Problem liegt in der Vergangenheit. Viele Vereine haben Sponsorengelder veruntreut. Deswegen haben die Unternehmen nun Angst, in den Sport zu investieren. Als Verband müssen wir Projekte wie das von Cide glaubhaft und seriös machen. So können wir die Wirtschaftswelt zurückgewinnen.

Hat das der Verband in der Vorsaison nicht gemacht?

Man hat uns nicht um Hilfe ge­beten.

Was für Träume verfolgen Sie noch?

Ich habe noch Lust auf viele Dinge, alle sind mit dem Sport verbunden. Ich finde es toll, was ­Anna Montañana geschafft hat. Sie ist die erste Frau, die in der ersten spanischen Basketballliga der Männer trainiert. Uns Frauen hat man immer in bestimmte Rollen eingeordnet. Dabei können wir viel mehr. Die Leistung von Montañana ist ein erster Schritt. Zudem würde es mich freuen, wenn die Unternehmen die Sportler mehr unterstützen. Ich habe im Lauf meines Lebens viele talentierte Athleten kennengelernt, die ihre Träume wegen fehlender finanzieller Mittel aufgeben mussten. Ein Rafael Nadal hat immer ein geeignetes Umfeld gehabt, um zu dem zu werden, der er ist. Ein Jorge Lorenzo musste da viel mehr kämpfen.

Waren Sie eigentlich schon immer so selbstbewusst?

Immer. Ich erinnere mich noch da­ran, wie begeistert meine Freundinnen waren, als ich von Barcelona nach Mallorca zurückkehrte und sie mich in meinen Sportlerhosen sahen. Sie trugen immer nur ­Röcke, die waren aber nicht bequem. Ich war meiner Zeit voraus. Der Sport hat mir diese Freiheit gegeben.

Jetzt werden Sie für Ihre Leistung gewürdigt. Sie bekommen von der Regierung den Cornelius-Atticus-Preis verliehen.

Ich habe viele Jahre lang uneigennützig gearbeitet. Ich kann nicht sagen, dass ich davon geträumt habe, aber ich verdiene den Preis.