Marcel Ndjeng wird im Mai 36. Ein Alter, in welchem nur noch wenige Profifußballer aktiv sind. „36 ist keine 20. Das merkt man", sagt der Spieler von Atlético Baleares. Dennoch: Auf dem Platz spielt der Deutsche mit kamerunischen Wurzeln wie ein junger Hüpfer und bringt reichlich Schwung in das Team, welches viele bereits als Absteiger abgeschrieben hatten.

Beim 2:0-Heimsieg gegen Deportivo Aragón vor zweieinhalb Wochen hat Ndjeng erstmals unter Trainer Manix Mandiola eine Chance in der Startelf erhalten. Er dankte es mit einem Tor und einer Vorlage. Gegen Peralada in der Woche darauf war ein Einsatz von Beginn die logische Konsequenz. Doch auch mit dem 35-Jährigen vermochte es Atlético Baleares nicht, den positiven Trend fortzusetzen. Am Ende musste sich der Vorletzte der dritten Liga mit einem torlosen Unentschieden begnügen. „Wir waren mit unserer Einstellung und Leistung zufrieden. Uns fällt es aber schwer, Torchancen zu kreieren", sagt Ndjeng. „Unterm Strich sind es zwei verlorene Punkte."

Während des Spiels sah das etwas anders aus. In den letzten Minuten der Begegnung hielt Baleares-Keeper Oinatz Aulestia den Ball auffällig lange. Es schien, als wolle Atlético das Risiko vermeiden und sei mit einem Punkt zufrieden. Laut Ndjeng war dem nicht so. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit starken Gegenwind. Wir mussten daher mit Bedacht spielen und konnten den Ball nicht schnell lang nach vorne schlagen."

Nach dem torlosen Unentschieden gegen Peña Deportiva aus Ibiza am Samstag (24.3.) bleiben dem Club des deutschen Präsidenten Ingo Volckmann in dieser Saison noch sieben Spiele, um den Abstieg zu verhindern. Vier Punkte Rückstand hat Atlético Baleares auf Relegationsplatz 16. „Solange es rechnerisch möglich ist, glauben wir an den Klassenerhalt", sagt Ndjeng. Dafür muss der Club wohl mindestens fünf Spiele noch gewinnen - genau die Anzahl an Siegen, die das Team in den bisherigen 30 Spielen holte. Am Ostersonntag (1.4.) kommt Hércules ins Stadion von Son Malferit.

Eigentlich wollte Atlético Balea­res in dieser Saison den Aufstieg schaffen. Ein Projekt, in dem ­Ndjeng gewissermaßen Spezialist ist. Mit Mönchengladbach, Hertha BSC und dem FC Augsburg ist der Spieler in die Bundesliga aufgestiegen. „Für den Aufstieg reicht es nicht, lediglich ­qualitativ ­hochwertige Spieler im Kader zu haben. Bei meinen bisherigen Aufstiegen hatte der Club in der Vorsaison schwierige Zeiten durchgemacht: Hertha und Mönchengladbach waren zuvor abgestiegen. Als Spieler muss man dann auf jegliche Art der Selbstdarstellung verzichten."

Die Ausgangslage bei Atlético Baleares war anders. Der Club scheiterte in der Vorsaison erst in den Play-offs und ging voller Euphorie in die Saison. „Die Play-offs hatten die Mannschaft zusammengebracht und weiterentwickelt. Dieses Gefüge wurde danach gesprengt." Trainer ­Josico verlängerte seinen Vertrag nicht. Auch Kapitän David Prieto und die erfahrenen Stammkräfte ­Joan Vich und Rubén Jurado gingen von Bord. „Es fehlte uns die ­Hierarchie. Werte, die man normalerweise an neue Spieler überträgt, gingen verloren."

Unabhängig vom Ausgang dieser Saison steht Atlético wohl der nächste Umbruch bevor. Viele Verträge laufen im Sommer aus, auch der von Ndjeng. „Ich denke nicht, dass noch ein großartiges Angebot kommt. Ich werde mich auch nicht darum bemühen", sagt er zu seiner Zukunft. Im Fall eines interessanten Angebots würde er das Karriereende wohl verschieben. „Noch macht es mir Spaß, Fußball zu spielen." Sollte das Angebot ausbleiben, will der Wandervogel nach Deutschland zurückkehren.