Es ist eine Geschichte, die an den FC Bayern München erinnert und an das legendäre verlorene Finale 1999 in Barcelona durch zwei Treffer von Manchester United in der Nachspielzeit. Der HC Espanya aus Palma steht in Valladolid im Finale der Copa de Europa - der Champions League im Inline-Hockey - und sieht wie der sichere Sieger aus. In der Verlängerung, in welcher ein Treffer automatisch den Sieg bedeutet, hat Palmas Eduardo Cabalin freie Bahn und muss den Puck nur am bereits geschlagenen Torwart vorbei ins Netz schieben. Er trifft den Pfosten. Im direkten Gegenzug holt sich der französische Meister Rethel Diables den Sieg.

Das war vor einem Jahr. Nun nehmen die Mallorquiner den nächsten Anlauf, um sich den einzigen Titel zu holen, der in ihrer Trophäensammlung noch fehlt.

Den HC Espanya gibt es seit 1971. Sein Gründer heißt Mateo Matorell. Er ist der Besitzer der auch Can Vinagre genannten Bar España in Palmas Carrer Oms und bis heute Hauptsponsor und Präsident des Teams. Zu Beginn spielte man noch auf klassischen Rollschuhen. „Heute gibt es beide Disziplinen", sagt Co-Trainer Guillermo Obrador. 1996 wechselte der Club zu den damalig aufkommenden Inline­skates.

Der Wechsel auf die vier Rollen in einer Reihe brachte dem Team Erfolg. In der Saison 1999/2000 holte das Team erstmals die Meisterschaft. Sieben weitere Ligatitel folgten, die bislang letzten beiden in den zwei vergangen Spielzeiten. Zudem konnte das Team den spanischen Pokal zwei Mal gewinnen.

Auch in dieser Spielzeit ist der HC Espanya auf Titelkurs. In der Liga hat man die reguläre Saison als Tabellenführer beendet. Im letzten Spiel gab es in der Palma Arena ein 21:1 gegen Sant Andreu. „Für das Team ging es um nichts mehr", sagt Obrador. Das sah der Torhüter der Gäste aus Barcelona offensichtlich anders. Nach fünf gespielten Minuten und drei Gegentreffern verließ er erzürnt das Spielfeld. „So etwas hatte ich noch nie gesehen", sagt Obrador. „Er war mit der Leistung seines Teams und der Schiedsrichter nicht einverstanden."

Obrador hatte Mitleid mit den Gegnern, zumal ein ehemaliger Spieler von Palma für Sant Andreu auflief. „Wir konnten aber keinen Gang runterschalten. Der Gegner hätte gedacht, wir machen uns über sie lustig, und die Zuschauer wären nicht wiedergekommen, wenn sie von uns eine halbherzige Leistung gesehen hätten."

Für den derzeitigen sportlichen Erfolg macht der Co-Trainer die gute Nachwuchsarbeit des Teams verantwortlich. Etwa 400 aktive Spieler zählt der Club. Die eher geringere Körpergröße der Insulaner sei ein Vorteil, meint Obrador. „Im Inline-Hockey sind Tempo und Wendigkeit wichtig."

Vier Spieler aus der Männermannschaft gehören zur spanischen Nationalmannschaft. Der spanische Nationaltrainer, der Kanadier Phil Boudreault, kennt sie gut, schließlich spielt auch er für den HC Espanya. Gemeinsam mit dem US-Amerikaner Charles Baldwin ist er der einzige Profispieler. „Wir stellen ihnen die Unterkunft und zahlen ein kleines Taschengeld", sagt Obrador.

In den kommenden Wochen spielt der Club um alle drei Titel. Los geht es ab Donnerstag (29.3.) in Valladolid mit dem spanischen Pokal. Für den HC Espanya eine gute Gelegenheit, in Form zu kommen. Denn die Woche darauf geht es ins französische Rethel zur Copa de Europa.

Zwölf Meister und Pokalsieger messen sich bei dem viertägigen Turnier. Mit dem deutschen Meister IHC Mannheim geht auch ein Team aus Deutschland an den Start. Der Club sei höchstens ein besserer Sparringspartner, so Obrador. Der größte Konkurrent wird wohl der Gastgeber selbst sein. „Rethel ist ein mit Tschechen und Amerikanern bestücktes Profiteam."

Doch auch der FC Bayern München hat ja 2001 im zweiten Anlauf Manchester United besiegt und danach gegen Valencia die Champions League gewonnen.