Als es am Donnerstag (29.3.) an die Hotelzimmertür von Luke klopft, will er zuerst gar nicht aufmachen. „Ich dachte, dass da wieder die Maskottchen sind, die mich zur Kinderanimation überreden wollten", sagt der 13-Jährige. Doch vor der Tür vom Club Simo in Cala Millor stehen keine Fellnasen, es ist der ehemalige Bundesligaspieler von Werder Bremen, Ivan Klasnic. Luke ist nicht nur Fan von Werder Bremen, er hat heute Geburtstag und ist heilfroh, die Tür doch aufgemacht zu haben.

Ausgedacht hat sich die Überraschung Michael Busse, Leiter vom Fußball-Ferienlager Fussicamp. Luke ist das erste Kind, dem von Busses neuer Initiative „Kids need Moments" geholfen wird. „Wir wollen Kindern, die schwere Schicksalsschläge erlebt haben, eine Freude bereiten", sagt der vom DFB lizenzierte Trainer aus Hamburg. „Das Haus der Familie von Luke ist vor zwei Jahren abgebrannt. Vor einem halben Jahr starb dann noch sein Vater an Krebs. Luke hat sich in der Zeit danach viel um seine Geschwister gekümmert und sich einen schönen Tag verdient." Kinder wie Luke werden mit einem Begleiter nach Cala Millor eingeladen. „Die Flüge bezahlen Fluggesellschaften, das Hotel Thomas Cook und weitere Ausgaben werden von Sponsoren übernommen", sagt Busse. Sonst kosten fünf Tage Drei-Stunden-Programm in Cala Millior 149 Euro, die Schule in Santanyí hat ein 5-Stunden-Programm und ruft 159 Euro auf.

Als Paten für das Projekt hat er neben Ivan Klasnic auch Kevin Prince Boateng von Eintracht Frankfurt, Trainer Mirko Slomka oder Bachelor Paul Janke gewinnen können. „Ich achte darauf, dass die Paten ähnliche Probleme wie die Kinder durchgemacht haben und erklären können, wie man aus Rückschlägen auch Kraft gewinnen kann." So traf Luke bereits einen Tag vor seinem Geburtstag Bachelor Paul Janke. „Er hat seine Eltern mit 14 verloren und war danach Waise", sagt Busse.

Es bleibt nicht beim bloßen Treffen. Die Promis mischen auch beim täglichen Training auf dem Fußballplatz mit. „Den Janke habe ich gestern abgekocht", warnt ein 6-jähriger Junge Ivan Klasnic vor. „Der verteilt auch nur Rosen", entgegnet der Kroate schlagfertig.

Auch Klasnic ist beim Training dabei. „Mir geht es gut", sagt Klasnic vor dem Beginn. Was bei vielen Menschen eine banale Aussage ist, hat beim 38-Jährigen eine große Bedeutung. Der Kroate musste im vergangenen Oktober die bereits dritte Nierentransplantation überstehen. Statt täglich Stunden am Dialysegerät zu hängen, kann der Fußballer nun schon wieder Sport machen. Seit seinem Karriereende 2013 ist er als Spielerberater aktiv und engagiert sich für soziale Projekte wie das von Busse.

Anfang März hat sich Klasnic bei seinem Ex-Club Werder Bremen als Stürmertrainer vorgeschlagen. Einen Beruf, den es bislang noch nicht gibt. „Ich war der erste Profispieler, der nach einer Nierentransplantation wieder auf dem Platz stand. Da kann ich auch der erste Stürmertrainer sein. Torwarttrainer gibt es schließlich auch." Beim Training auf dem Platz in Cala Millor steht es daher außer Frage, dass sein Schwerpunkt auf dem Torschuss liegt. Starallüren sind beim 41-fachen kroatischen Nationalspieler nicht zu erkennen. Er leitet die komplette Traininseinheit mit Engagement. Vor dem Eifer sind auch nicht Journalisten sicher, die als Torwart eingesetzt werden und bei zu vielen Gegentreffern zu Liegestützen verdonnert werden.

Die Kinder haben Spaß an der professionellen Einheit. Besonders als der Profi ein witziges Bestrafungssystem beim Torschusstraining einführt. Die Kinder müssen durch eine Vielzahl von Kegeln ein kleines Tor treffen. „Wenn die Kinder alle das Tor treffen, stellen sich die Eltern mit dem Gesicht zur Wand und die Kinder dürfen auf deren Hintern schießen. Wenn die Kinder nicht treffen, dürfen die Eltern auf sie schießen." Zum Glück für die Eltern schossen alle außer Luke vorbei. Doch die Eltern waren ebenfalls nicht sonderlich zielsicher, die Hintern blieben verschont.

10 bis 15 Kinder möchte Busse in diesem Jahr mit „Kids need Moments" nach Mallorca einladen. Um den richtigen Kindern zu helfen, arbeitet er mit einer Stiftung in Deutschland zusammen, nimmt aber auch Bewerbungen entgegen.

Neben der Initiative testet Busse in diesem Jahr zudem das Projekt „Cops & Friends". Dieses hat der ehemalige Zivilfahnder Martin Horst ins Leben gerufen. Er hat ein Team aus Polizisten zusammengetrommelt, das in Schulen und Feriencamps Kurse zur Gewaltprävention gibt. „Heutzutage wird bei einem Streit gleich das Messer gezogen. Wir wollen den Kindern zeigen, wie sie schwierigen Situationen aus dem Weg gehen können", sagt Horst. Luke und die anderen Teilnehmer vom Fussicamp bekommen so erklärt, dass sie bei Beleidigungen einfach weggehen sollen.

Das Fussicamp gibt es in Cala Millor und Santanyí. Von Mai bis November ist es fast durchgehend geöffnet. Anmeldung und Bewerbung für „Kids need Moments" unter: www.fussicamp.net