Das Radrennen Mallorca 312 ist auf dem besten Weg, das größte Sportereignis der Insel zu werden. Jedes Jahr sind die Startplätze für das Event frühzeitig ausverkauft, Hunderte Radfahrer schreiben sich in die Warteliste ein, um doch noch mitfahren zu dürfen. „Wir dachten bereits im Vorjahr, dass wir das Maximum erreicht hätten", sagt Veranstalter Xisco Lliteras. Doch in diesem Jahr ging noch mehr. 8.000 Radfahrer starten am Samstagmorgen (28.4., 7 Uhr) in Playa de Muro in den Disziplinen 312, 225 und 167 Kilometer - 1.500 Teilnehmer mehr als im Vorjahr.

Ein Angriff auf den Palma de Mallorca Marathon, der mit knapp 10.000 Teilnehmern Mallorcas größtes Sportevent ist, will Lliteras nicht unternehmen. „Dieses Jahr dürften wir wirklich das Limit erreicht haben. Mehr als um die Teilnehmerzahl bin ich darum besorgt, dass die Qualität hoch bleibt und der Verkehr gut läuft."

2010 hat ein Radverein aus Artà um den Sportlehrer Lliteras das Rennen gegründet. Damals war die Idee, einmal die Insel zu umrunden. Statt um die Zeit geht es um das Erlebnis. Die 312 Kilometer lange Strecke wurde in den Namen aufgenommen. Wie auch beim Marathon in Palma gibt es keine Preisgelder.

Die stetig wachsende Teilnehmerzahl erforderte eine immer aufwendigere Organisation. Lief das Rennen zu Beginn noch neben dem normalen Autoverkehr, so beschloss die Guardia Civil vor zwei Jahren, dass die Straßen für die Radfahrer geschlossen werden müssen. Da das besonders im Großraum Palma nicht möglich war, musste eine Alternativstrecke her, die sich durch die Inselmitte schlängelt. Kam es 2016 noch zu stundenlangen Verzögerungen, lief der Verkehr im Vorjahr schon flüssiger. Bergdörfer wie Deià und Sóller sind am meisten von den Straßensperrungen betroffen. „An den Knotenpunkten Estellencs, Banyalbufar und Deià konnten wir die Straßensperren für dieses Jahr auf ungefähr zweieinhalb Stunden reduzieren", verspricht Lliteras.

Diese Straßen sind gesperrt

Vielleicht besänftigt manch verärgerten Autofahrer, dass sich immer mehr Mallorquiner für das Rennen begeistern. Dieses Jahr fahren etwa 2.000 Insulaner das Mallorca 312. „Durch unser Rennen ist die Anzahl der Fahrradclubs und der mallorquinischen Radfahrer gestiegen", sagt Lliteras. Die Mehrheit der Teilnehmer kommt in diesem Jahr mit rund 35 Prozent aus Großbritannien. Hinter den Spaniern belegen die Deutschen mit knapp 1.000 Teilnehmern (12 Prozent) den dritten Platz.

Scharf kritisiert wird das Rennen von den Umweltschützern. „Die Insel wird zum Velodrom", wiederholt Marga Ramis vom Umweltverband Gob den jährlichen Hilfeschrei. „Es geht nicht nur um das Mallorca 312. Hinzu kommen der Marathon in Palma und der Ironman 70.3 in Alcúdia. Mallorca wird immer mehr zum Sportplatz."

Die Veranstalter haben sich vor ein paar Wochen mit dem Gob getroffen und ihre Umweltschutz-Vorkehrungen erklärt, Ramis sieht das als eine positive Entwicklung. So wird es beim Mallorca 312 ­keine Einwegplastikbecher für Getränke an den Versorgungsstellen geben. „Wir sparen dadurch 45.000 Becher", so Lliteras. Vor dem Start erhält jeder Teilnehmer eine Trinkflasche, die er auffüllen kann. „Plastikbecher gibt es nur noch für die Sportgels. Wer eine zweite Ladung will, muss den ersten Becher wieder abgeben. Sonst wird er nicht mehr versorgt."

Diese Profis fahren mit

Wie immer fahren auch einige ehemalige Profis beim Mallorca 312 mit. Sie halten hier und dort an, um mit den Zuschauern zu plaudern und für Fotos zu posieren. Die bekanntesten Gesichter in diesem Jahr sind Joseba Beloki und Joaquim Rodríguez.

Beloki ist so etwas wie ein Schalker auf dem Fahrrad. 2002 hat er die Tour de France gewonnen, darf sich aber nicht Sieger nennen. Beim Rennen wurde er Zweiter. Lance Armstrong, der die Tour gewonnen hatte, wurde der Titel nach seinem Doping-Skandal aberkannt.

Joaquim Rodríguez, Purito genannt, holte während seiner aktiven Karriere Podiumsplätze bei jeder der drei großen Touren. Einen Gesamtsieg konnte er aber nicht herausfahren.

Zu den beiden Spaniern gesellen sich zwei irische Dauergäste. Sean Kelly galt als ein Spezialist bei den Klassikern. Er konnte vier von fünf Monumenten des Radsports gewinnen. Mit Stephen Roche nimmt auch der Sieger der Tour de France und des Giro d´Italia 1987 teil. Heute leitet er eine Radreiseagentur auf Mallorca.