Álex Abrines schickt sich an, der neue Star des mallorquinischen Basketballs zu werden. Der 25-Jährige aus Palma entschied sich vor zwei Jahren zu einem Wechsel zu Oklahoma City Thunder in die beste Liga der Welt, die nordamerikanische NBA, und ist damit derzeit der einzige Mallorquiner in der wohl besten Liga der Welt. Seine Stärken liegen in der Verteidigung und beim Distanzwurf. Der 1,98 Meter große Shooting Guard verwandelte in dieser Saison 38 Prozent seiner Dreier, eine ordentliche Quote. Vom 15. bis 22. Juli veranstaltet Abrines ein Basketball-Camp für Kinder in Muro. Alle Plätze sind belegt. Es gibt eine Warteliste unter campusalexabrines.com.

Herr Abrines, Sie mussten nach Saisonende in der NBA operiert werden. Wie geht es Ihnen?

Mir geht es gut. Ich bin fast regeneriert. Es war ein Bandscheibenvorfall, zehn Tage nach der Operation konnte ich wieder ohne Einschränkungen gehen. Jetzt fehlt nur noch ein kleines Stück, um wieder bei 100 Prozent zu sein.

Es hieß, dass Sie sechs Wochen Pause brauchen. Sind Sie somit bei den beiden WM-Qualifikationsspielen in dieser Woche verhindert?

Ich wäre auf den Punkt genau fit geworden. Wir haben aber schweren Herzens entschieden, meinen Namen aus dem Kader zu streichen. Das Gute ist, dass wir in Spanien viele junge Talenten haben, die mich ersetzen.

Hat Ihr NBA-Club Ihnen die Teilnahme verboten?

Der Club hat keinen Druck ausgeübt, es war meine Entscheidung. Das Wichtigste ist, gesund zu sein. Es war nicht nach meinem Geschmack, direkt nach dem Ende der Regeneration voll ins Training einzusteigen.

Es scheint jedes Jahr unbekannte Kräfte zu geben, die Sie von der Nationalmannschaft fernhalten.

Nach dem, was mir im vergangenen Jahr passiert ist, als ich das Trainingslager wegen einer Verletzung verlassen musste, habe ich wirklich eine Rechnung offen. Es wird jetzt mal Zeit, dass es einen Sommer gibt, in dem alles rund läuft. In dem ich das spanische Trikot überziehen kann und dem Land das geben kann, was es verdient.

Sie heiraten Ihre Freundin am 14. Juli, und am 15. Juli startet Ihr Campus. Klingt nach romantischen Flitterwochen...

Ist ganz schön knapp, ich weiß. Die Flitterwochen mussten wir auf August verschieben. Da hatten wir beide etwas mehr Luft.

Woher kam die Idee, einen Campus auf Mallorca zu veranstalten?

Meine Mutter und ich hatten das seit ein paar Jahren im Kopf. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt. Ich hatte Zeit und vor allem Lust darauf. Meine Mutter hat gemeinsam mit Toni Martorell, dem Direktor, alles organisiert. Sie haben die besten Sporteinrichtungen gesucht - ein Komplex, der ein Schwimmbad hat und Möglichkeiten, auch andere Sportarten auszuüben. Ihnen beiden schulde ich alles.

Lassen wir das Sommercamp mal beiseite. Wie bewerten Sie Ihre Saison bei den Oklahoma Thunder? Sie sind in der ersten Runde der Meisterschaftsspiele gegen Utah ausgeschieden.

Es war eine Spielzeit voller Höhen und Tiefen. Vor allem am Anfang lief es ziemlich schlecht. Zwei Superstars wie Paul George und Carmelo Anthony zu holen und mit Russell Westbrook zusammenzubringen, der schon bei uns spielte, war schwierig. Wie ein Team aufzutreten und vor allem zu wissen, was jeder Einzelne brauchte, ist uns nicht leicht gefallen. Ich glaube, wir hätten viel weiter kommen können, aber Utah spielte in den Play-offs besseren Basketball und war der verdiente Sieger.

Und wie sind Sie persönlich mit der Spielzeit zufrieden?

Bei mir lief es ähnlich, auch ich hatte einige Tiefpunkte. Meine körperlichen Beschwerden im Dezember, als die Mannschaft gut drauf war, ließen mich ein wenig den Anschluss verlieren. Dafür war ich zum Saisonende hin ganz gut in Form. In den Play-offs habe ich noch einen Schritt nach vorn gemacht. Als Scorer eine Schlüsselrolle einzunehmen, ist immer schwierig, aber als Andre Roberson verletzungsbedingt ausfiel, konnte ich in der Abwehr ein paar gute Auftritte hinlegen.

Es war ihre zweite NBA-Saison. Haben Sie sich schon völlig akklimatisiert?

Der Wechsel ist nicht ganz einfach. Im ersten Jahr versucht man zu lernen, seinen Körper einzuschätzen. Zu sehen, wie man mit der Menge an Spielen, Trainingseinheiten und Reisen in diesem Wettbewerb zurechtkommt. In der zweiten Saison ist alles schon einfacher. Ich denke, man kann seinen Körper einfach besser einschätzen und trainiert zielstrebiger, um bis zum Saisonende durchzuhalten.

Ist der Sprung von der spanischen Liga ACB in die NBA so groß?

Es gibt unglaublich viele Unterschiede, vor allem in Sachen Athletik und Schnelligkeit der Spieler. In der NBA gibt es wenig mannschaftliches Zusammenspiel - etwas, worauf man in Europa enorm viel Wert legt.

Haben Sie es hin und wieder bereut, Spanien verlassen zu haben?

Nie. Es gab schwierige Momente, vor allem im ersten Jahr, wenn du alles gibst und trotzdem merkst, du spielst beim Trainer keine Rolle. Da fällt man in ein Loch, aus dem man nur herauskommt, wenn der Trainer dann doch mal auf dich setzt. Für den Kopf ist das schwierig, aber ich habe auf meinen Moment gewartet. Das hatte ich zuvor schon in Málaga und Barcelona so gehandhabt.

Sehen wir einen veränderten Abrines in der kommenden Saison?

Es ist klar, dass ich mich in den zwei Jahren enorm weiterentwickelt habe. Ich bin ein viel besserer Spieler als damals, als ich aus Barcelona weggegangen bin - dank der Trainingsmethoden der NBA. Jeden Tag arbeitest du dort eine halbe Stunde nur an dir, mit einem oder zwei persönlichen Trainern. In Spanien zählt nur das gemeinsame Training, das stutzt dir als Spieler die Flügel.

Abrines und die NBA - eine Symbiose von Dauer?

Zurzeit fühle ich mich pudelwohl und ich würde auch gerne in Oklahoma bleiben. Das hat oberste Priorität. Ich will auf jeden Fall meinen Vertrag bis 2019 erfüllen. Aber ich schließe nicht aus, in Zukunft auch wieder in der ACB zu spielen. Ich will mir alles offenhalten, und wenn Barça wieder auf mich zukommt, umso besser. Die Stimmung in der Halle dort ist nahezu unerreicht.

Wie ist das Leben in den USA?

Die Sprache ist kein Problem, ich habe ja in Barcelona schon mit vielen Ausländern zusammengespielt. Was das Essen betrifft, leide ich ganz schön. Ich vermisse die spanische Küche sehr. Wenn meine Eltern kommen, müssen sie immer Quely-Kekse und spanischen Kaffee mitbringen. Der Kaffee dort ist echt unfassbar.