Melani Costa gehört zu Spaniens besten Schwimmerinnen. Die mediale Aufmerksamkeit war ihr jahrelang sicher - allerdings aus einem anderen Grund. Ihre Beziehung zum fast doppelt so alten Springreiter Cayetano Martínez de Irujo füllte die Seiten der Klatschpresse. „Damals hat es mich etwas gestört, dass ich immer nur zu ihm befragt wurde. Heute konzentriert sich alles wieder auf den Sport." Vor drei Jahren hat sich die 29-Jährige von ihrem Freund getrennt. Mit einem guten Auftritt bei den am Sonntag (2.8.) startenden Europameisterschaften in Glasgow will Costa für neue Schlagzeilen sorgen.

Melani Costa Schmid, wie sie mit vollem Namen heißt, ist die Tochter einer Deutschen und eines Mallorquiners. Ihre Großeltern wohnen in Koblenz. Im Gegensatz zu ihren Brüdern spricht sie aber kein Deutsch.

Ihren sportlichen Lebenslauf hat Costa auf ihren Arm tätowiert, auch wenn dieser Lücken aufweist. Auf dem rechten Unterarm sind die Olympischen Ringe und die Daten der Spiele 2008 in Peking und 2012 in London zu sehen. „Es fehlen die Spiele von Rio 2016. Da war ich bislang zu faul, mir die tätowieren zu lassen." Ihren Karrierehöhepunkt hatte Costa 2012 mit dem Sieg über die 400 Meter Freistil bei der Kurzbahnweltmeisterschaft. Ein Jahr später gab es auf der längeren Bahn in der gleichen Disziplin Silber. Bei den Europameisterschaften holte die 29-Jährige 2016 ebenfalls Silber mit der Staffel über die 200 Meter Freistil.

Von ähnlichen Erfolgen in Glasgow kann Costa höchstens träumen. „Gold ist unmöglich. Diese Saison ist ein Übergangsjahr. Ich will endlich wieder ich sein." Im April des vergangenen Jahres erlitt die Schwimmerin einen Pneumothorax. Dabei gelangt Luft in die Pleurahöhle und behindert die Ausdehnung der Lungenflügel. „Es war der Fehler einer Physiotherapeutin, die das Dry Needling, eine Akupunkturtechnik, falsch ausgeführt hat", sagt Costa. Ohne Hilfe konnte sie sich weder hinsetzen noch hinlegen. Ans Training war gar nicht zu denken. „Es war schrecklich. Ich musste die ganze Saison samt Weltmeisterschaft abhaken, habe mich vom Nationalteam entfernt und auch Stipendien verloren." Nach drei Wochen konnte sie zwar wieder ins Wasser, aber nur mit einem Rettungsschwimmer an der Seite.

Durch die schlimme Krankheit hat sich Costa auf ihr Leben außerhalb des Profisports konzentriert. „Ich habe mehr Zeit mit Freunden und Familie verbracht." Auch über das Leben nach der aktiven Karriere hat sie sich Gedanken gemacht. „Als ich zwei Jahre lang in den USA gelebt hatte, hatte ich Medizin studiert. Das konnte ich mir aber hier nicht anrechnen lassen. Jetzt bin ich im ersten Jahr Physiotherapie an der UIB eingeschrieben. So kann ich weiter mit dem Sport verbunden bleiben."

Heute ist Melani Costa zwar wieder gesund, doch hat immer noch mit den Folgen der Krankheit zu kämpfen. „Ich habe viel Kraft verloren und meine Muskeln haben sich verkürzt." So hat die Schwimmerin die Qualifikation über die 400 Meter Freistil - ihre Paradedisziplin - für die EM in Glasgow verpasst. Costa startet über die halbe Strecke und in der Viererstaffel mit je 200 Metern Freistil. „Mein Ziel ist, in der Individualdisziplin ins Finale zu kommen." Auch mit der Staffel sind die Erfolgschancen gesunken. Mit Mireia Belmonte fehlt Spaniens einzige Schwimm-Olympiasiegerin verletzt.

Ans Aufhören denkt Costa mit 29 Jahren noch nicht. „Ich würde gerne noch 2020 in Tokio an meinen vierten Olympischen Spielen teilnehmen." Dann würde sich auch der Besuch im Tattoostudio lohnen.