Vor einem Jahr war Maheta Molango Staatsfeind Nummer 1 unter den Anhängern von Real Mallorca. Die Fans hatten den Manager als Verantwortlichen des Abstiegs ausgemacht. Doch der 36-jährige Schweizer blieb und schaffte mit dem Club den Wiederaufstieg. Im Interview mit der MZ spricht Molango über seine Rolle als Buhmann, die Krux der Kaderplanung in der zweiten Liga und die Gerüchte über eine Rückkehr von Samuel Eto'o.

Was bedeutet Ihnen der Wiederaufstieg?

Die Rückkehr nach nur einer Saison war ein schwieriges Unterfangen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Absteiger sich in der dritten Liga mit den kleinen Stadien, in denen eine feindselige Atmosphäre herrscht, schwer tun. Es macht mich stolz, dass wir dieses Ziel erreicht haben. Bei einem Abstieg trägt jeder Beteiligte einen Teil der Schuld. Ich fühlte mich gegenüber dem Club, den Eigentümern und den Fans schuldig. Ich habe die Schuld behoben. Jetzt können wir die Möglichkeit nutzen, um gewissermaßen wiedergeboren zu werden. Denn der Abstieg war nicht nur die Folge einer schlechten Saison, sondern der Misswirtschaft von vielen Jahren zuvor.

Beim Abstieg hat sich das ganze Stadion gegen Sie gewendet und Sie beschimpft und verflucht. Was ging da in Ihnen vor?

Das geht mit so einem Posten einher. Wenn es schlecht läuft, muss man sich dem stellen. Das ist nicht schön, weil wir immer noch Menschen sind. Mir war aber vom ersten Moment klar, dass ich das sinkende Schiff nicht verlassen werde.

Jetzt scheint alles wieder gut zu sein. Aber lässt sich nach solchen Vorkommnissen überhaupt wieder ein Vertrauensverhältnis aufbauen?

Das ist eines der Mysterien des Fußballs. Im Endeffekt geht es um Ergebnisse. Wenn man verliert, ist alles schlecht. Wenn man gewinnt, wird man vergöttert. Die Aufgabe besteht darin, einen Mittelweg zu finden und sich nicht mitreißen zu lassen.

Vor dem Abstieg in die dritte Liga galt Mallorca als Aufstiegskandidat. Als Aufsteiger schreibt Ihnen die Liga jetzt eine Gehaltsobergrenze von 4,5 Millionen Euro vor. Da scheint der Aufstieg fast ausgeschlossen, wenn man bedenkt, dass die Absteiger aus der ersten Liga die fünffache Summe ausgeben dürfen.

Seit Langem gab es keine so starke zweite Liga wie in dieser Saison. Von den 22 Teams waren 19 schon mal in der ersten Liga. Die Hälfte der Liga spielte in den vergangenen fünf Jahren zum Teil erstklassig. Wir müssen mit Demut an die neue Saison rangehen. Wir kommen aus der dritten Liga. Das ist die Realität. Allerdings kann die Euphorie durch den Aufstieg auch ein Vorteil für uns werden.

Was ist demzufolge das Saisonziel?

Der ganzen Welt ist klar, dass Real Mallorca in die erste Liga gehört. Aber es ist falsch, vor der Saison vom Aufstieg zu sprechen. Wir können nicht Dinge versprechen, wenn wir nicht wissen, was passieren wird. Unser Weg muss sein, uns Etappenziele zu setzen: 50 Punkte für den Klassenerhalt, dann die Teilnahme an den Play-offs und zuletzt der Aufstieg.

Was ist Ihre Meinung zur Gehaltsobergrenze?

Die Liga hat strikte Regeln aufgestellt, um zu verhindern, dass die Vereine mehr ausgeben, als sie haben. Das kann ich verstehen, da in der Vergangenheit viele Clubs sich in Schulden gestürzt haben. In unserem Fall ist es aber etwas komplexer, da wir finanzkräftige Eigentümer haben. Da könnte man uns schon einen größeren Spielraum geben.

In der dritten Liga gibt es keine Gehaltsobergrenze. Stimmt es, dass Ihre Ausgaben in der vergangenen Saison höher waren als der nun erlaubte Etat in der zweiten Liga?

Nein, wir hatten zwar keine Vorschriften von der Liga, aber auch die Eigentümer setzen uns ein Budget. Ich kann keine 20 Millionen Euro von ihnen fordern. Die genauen Kosten für die zurückliegende Saison werden gerade noch kalkuliert. Aber wir haben finanziell gesehen einen Schritt nach vorne gemacht. Man muss jedoch berücksichtigen, dass die Spieler nach dem Aufstieg auch eine Gehaltserhöhung bekommen haben.

In den spanischen Medien heißt es, dass Sie sich mit weiteren Neuzugängen bereits einig sind, sie aber nicht verkünden können, da Sie die Gehaltsobergrenze ausgeschöpft haben.

Das entspricht nicht der Wahrheit.

Sie könnten auch Spieler abgegeben. Rechtsverteidiger Joan Sastre soll auf der Wunschliste von Clubs aus der englischen Premier League stehen...

Uns liegt kein Angebot von einem anderen Verein vor. Er wird bleiben.

Sie suchen noch einen Stürmer. Samuel Eto'o hat vor einer Woche seinen Vertrag in der Türkei aufgelöst. Er hatte immer betont, eines Tages auf die Insel zurückzukehren. Ist der Kameruner eine Option?

Er ist eine Legende unseres Clubs. Aber die Epoche von Eto'o auf Mallorca ist vorbei. Er spielt in den Träumen der Fans zwar eine große Rolle, aber eine wirkliche Option für eine Verpflichtung ist er nicht. Wir stehen auch nicht in Kontakt mit ihm.

Zu Beginn der Vorbereitung setzte Trainer Vicente Moreno auf die neuen Spieler, zuletzt fast nur noch auf die Aufstiegsmannschaft. Was für ein Team sehen wir in anderthalb Wochen?

Bei der Zusammenstellung des Kaders in der vergangenen Saison haben wir darauf geachtet, dass die Spieler bereits Erfahrung in der zweiten Liga haben. Der Kern der Aufstiegsmannschaft wird weiterhin die Stammformation bilden. Diese wird dann mit drei bis vier Neuzugängen ergänzt.

Sie starten mit einem Heimspiel. In der dritten Liga hatten Sie Teile der Tribüne aus Kostengründen geschlossen. Wird das Stadion nach dem Aufstieg wieder komplett geöffnet?

Die Idee ist, das Stadion gemäß dem Zuschauerzuspruch zu öffnen. Wir können nicht 15.000 Euro für die Öffnung des Stadions ausgeben, wenn es sich dann nicht füllt. Zum Auftakt gegen Osasuna werden Teile der überdachten Tribüne geschlossen bleiben. Das spart uns Kosten für die Sicherheitsleute, die Reinigung und die Instandhaltung.

Sie fordern seit geraumer Zeit ein reines Fußballstadion. Wie weit sind die Pläne mit dem Abriss der Leichtathletikbahn oder einem Neubau?

Wir müssen zuerst abwarten, was aus der Ruine des alten Stadions Lluís Sitjar wird. Wenn wir da Geld einnehmen, fließt das in die Renovierung des Stadions in Son Moix. Jedoch benötigen wir für den Umbau dann noch die Zustimmung vom Rathaus. Diese Lösung wäre mir lieber als ein Neubau.