Natalia Martínez, Ray Silva und Marina Tugores lächeln nervös vor der Journalistenschar. So einen Pressetrubel sind die Fußballerinnen nicht gewohnt. Atlético Baleares hat die drei Spielerinnen ausgewählt, um am Montag (6.8.) die neue Frauenmannschaft des Clubs vorzustellen. „Endlich werden wir wertgeschätzt", sagt Marina Tugores. „Nicht nur durch Worte, sondern auch durch professionelle Bedingungen im Verein." Es ist der zweite Versuch von Atlético Baleares, eine Frauenmannschaft auf die Beine zu stellen. Beim ersten Mal vor 33 Jahren hielt das Projekt nur eine Saison. Das soll sich nun ändern.

Dabei war Mallorca Anfang der 80er-Jahre, als der spanische Fußballverband den Frauenfußball in die Verbandsordnung aufnahm, ganz vorne dabei. Mit sechs Mannschaften kam die erste Frauenliga auf der Insel bereits 1981/1982 zustande. Drei Jahre später gesellte sich Atlético Baleares - der Lokalrivale von Real Mallorca - dazu und bot im ersten und einzigen Jahr eine Pionierin des Frauenfußballs auf: Francisca Orell war die erste Mallorquinerin, die in die Nationalmannschaft der Frauen berufen wurde.

Nicht nur das Team von Atlético Baleares war nur von kurzer Dauer. Auch die mallorquinische Frauenliga schaffte es nicht in die 90er-Jahre. Als der spanische Fußballverband in der Saison 1988/1989 eine nationale Meisterschaft gründete, wechselte der Insel-Meister Santa María Atlètic als eins von zehn Gründerteams in diese Spielklasse. Das brachte den von Geldsorgen geplagten balearischen Verband in ein Dilemma. Es galt, zwischen der Austragung der balearischen Liga und der Unterstützung des Erstligateams zu entscheiden. Der Verband entschloss sich für die spanische Meisterschaft. Eine Fehlentscheidung, wie sich herausstellen sollte: Selbst mit dieser Unterstützung konnte sich Santa María Atlètic finanziell nicht über Wasser halten. Die Frauenmannschaft wurde nach nur einer Saison in der ersten Liga wieder aufgelöst - somit gab es gar kein Frauen­team mehr auf der Insel.

Erst 1996 legte der Verband eine neue Balearen-Liga der Frauen auf. Von da an ging es sukzessive nach oben. Mit dem UD Collerense stieg 2009 auch wieder eine mallorquinische Mannschaft in die erste Liga auf. Aus diesem, 2016 wieder abgestiegenen Club sind auch die heutigen Nationalspielerinnen Patricia Guijarro, Mariona Caldentey und Virginia Torrecilla hervorgegangen. Heute spielt Colle­rense neben AD Son Sardina zweitklassig.

Noch eine Liga tiefer, in der dritten, treten künftig die Frauen von Atlético Baleares an. Welche Bedeutung dem Projekt trotzdem zugemessen wird, zeigt die Teilnehmerliste der Pressekonferenz. Die balearische Kultur- und Sportministerin Fanny Tur, Palmas Sport-Stadträtin Susanna Moll und der balearische Fußballverbands-Präsident Miguel Bestard waren da. Alle sprachen sie von einem historischen Tag und einem großen Schritt für den Frauenfußball auf dem Weg zur Gleichberechtigung mit den Männern.

Trainer Javi Herreros bekommt seine 18 Spielerinnen erstmals am Dienstag (14.8.) zu Gesicht. Herreros hatte zuletzt die balearische Auswahl der Strandfußballerinnen trainiert, war zuvor aber auch schon als Jugendtrainer bei Atlético Baleares aktiv. Langfristig gesehen wolle man aufsteigen, so der Trainer bei der Pressekonferenz.

Für die Kaderzusammenstellung zeichnet ein Team aus Mitarbeitern verantwortlich. „Eine der Spielerinnen arbeitete schon in unserem Verein. Andere kannten wir persönlich", erklärt Sportdirektor Patrick Messow, der eigentlich für die Männer zuständig ist. Dass das Projekt auf die Zukunft ausgerichtet ist, verrät ein Blick auf das Alter der Spielerinnen. Zwei der Fußballerinnen sind gerade mal 14 Jahre alt, sieben weitere keine 18. Eine Profi-Spielerin ist nicht im Kader.

Die Kosten für das von der Restaurantkette Es Rebost, dem Elektrogefährte-Verleih Bike King und der Fluglinie Air Europa gesponserte Frauenteam will Messow nicht verraten. Die Frauen trainieren und spielen in dieser Saison im Stadion von Son Malferit - unabhängig davon, wann das Estadi Balear fertiggestellt ist. Dauerkarteninhaber des Männerteams haben auch Zutritt zu den Frauenspielen.