Mallorca ist für Hagen Stamm das Ende und der Anfang. Der Trainer der deutschen Wasserballnationalmannschaft schmiss 2012 seinen Job hin, nachdem das Team die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London vergeigt hatte. Die Vorbereitung zuvor absolvierte Deutschland im Best Swim Centre in Colònia de Sant Jordi. Im Herbst 2017 übernahm Hagen Stamm erneut die Rolle des Bundestrainers. „Mangels Alternativen", wie er meint. Auf Mallorca will er nun sein Team für ein wichtiges Turnier vorbereiten. Bis Freitag (17.8.) gastiert die Nationalmannschaft wieder im Best Swim Centre. Im September wollen die Deutschen beim World Cup in Berlin das Ticket für die Weltmeisterschaft lösen. Dafür müssen sie unter die ersten vier von acht Mannschaften kommen.

Erfolg im Wasserball ist in Deutschland fest mit dem Namen Hagen Stamm verbunden. In den 80er-Jahren war der Berliner noch selbst aktiv und warf die deutsche Mannschaft zu zwei EM-Titeln und einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1984. Nachdem Deutschland bei Olympia 2000 in Sydney gefehlt hat, übernahm Stamm als Trainer. Vier Jahre später holte er einen respektablen fünften Platz. Doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Durch die Auflösung von Jugoslawien seien viele starke Mannschaften entstanden. „Früher hatten wir mit Jugoslawien einen großen Konkurrenten. Heute zählen sowohl Serbien als auch Montenegro und Kroatien zur Weltspitze."

Für Hagen Stamm heißt das, Aufbauarbeit in Deutschland zu leisten. Die Bedingungen könnten besser sein, denn die Deutschen zählen allgemein nicht gerade zu den Wasserratten. „Es gibt in Deutschland ein Überangebot an Sportarten. Im Alphabet der Ballsportarten liegt Wasserball mit W ganz hinten. Das merkt man beim Zuspruch." Hagen Stamm hofft auf eine volle Halle beim World Cup vom 11. bis 16. September. „Wobei voll bei uns lediglich 1.000 bis 1.500 Zuschauer bedeutet."

Auch auf Vereinsebene ist der Wasserball in Deutschland noch in der Entwicklung. Die Wasserfreunde Spandau spielten jahrzehntelang quasi in einer eigenen Liga. „In den vergangenen 40 Jahren haben wir 36 Mal den Titel geholt", sagt Stamm, der zugleich Präsident des Vereins ist. Mit Waspo 98 Hannover und dem ASC Duisburg kristallisieren sich langsam zwei Konkurrenten um den Meistertitel heraus.

Einen Achtungserfolg konnte Deutschland bei der EM im Juli holen. Das Team landete auf dem neunten Platz. „Das war die Zielvorgabe. Mehr war durch starke Gegner in unserer Gruppe nicht drin. Zudem hatten wir fünf Debütanten dabei." Dafür brachte das junge deutsche Team den Rekordolympiasieger Ungarn mit einem 4:4-Unentschieden an den Rand einer Niederlage. „Das war eine Sensation", so Stamm.

Beim Training im Becken des Best Swim Center wirkt es, als ob den jungen Spielern der Wasserball noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Immer wieder pausieren sie und fragen den Trainer nach Regeln. „Keine Sorge, die Grundregeln kennen sie schon. Allerdings sollen beim World Cup in Berlin einige Regeländerungen getestet werden, die das Spiel schneller machen sollen."

Damit es mit der WM-Qualifikation klappt, trainieren die Wasserballer auf Mallorca fleißig. Zum Sonnenaufgang gibt es eine Stunde lang Schwimmtraining. Mittags wird an der Taktik und Beinarbeit gearbeitet. Dann geht es eine Stunde in den Fitnessraum, und am Abend gibt es ein Trainingsspiel. „Wir sind hier schließlich nicht zum Spaß."

Damit seine jungen Spieler nicht auf dumme Gedanken kommen, hat der Trainer die Familien mit ins Trainingslager eingeladen. „Mir ist es lieber, wenn meine Jungs mit ihren Frauen abhängen, als dass sie Unfug anstellen." Dass die Spieler nicht nur im Wasser was draufhaben, zeigen sie beim Mannschaftsfoto. Ungefragt fangen sie an, eine Ballermannhymne nach der anderen zu singen. „Meine Jungs sind universell einsetzbar - auch als Hintergrundchor", so der Trainer. Bleibt zu hoffen, dass die Stimmung im Team auch nach dem World Cup so glänzend bleibt.