Während die spanische Nationalmannschaft bei der Synchronschwimm-Europameisterschaft in Glasgow bereits eine Bronzemedaille ergattert hat, trainiert die erfolgreichste spanische Synchronschwimmerin aller Zeiten, Andrea Fuentes, das US-amerikanische Team eine Woche lang im Best Swim Center in Colònia de Sant Jordi. Andrea Fuentes war von 1999 bis 2013 das Aushängeschild des spanischen Nationalteams, fuhr 2004, 2008 und 2012 zu den Olympischen Spielen und erschwamm vier olympische Medaillen. Seit Fuentes 2013 ihre Karriere beendet hat, betreibt sie die Website „Synkrolovers" und arbeitet als freiberufliche Trainerin.

Halb Mallorca erfrischt sich gerade im Wasser. Welche Figuren gibt es beim Synchronschwimmen für Anfänger?

Die erste Figur, die man lernt, heißt „Ballet Leg". Man liegt auf dem Wasser, streckt das Bein horizontal in die Luft und hält durch Armbewegungen unter Wasser die Balance. Das ist am Anfang natürlich schwierig, aber dadurch lernt man die koordinierte Bewegung von Beinen und Armen. Danach geht es darum, dass die Bewegungen flüssiger werden. Es ist sehr wichtig, diese Figur gut zu lernen, da viele andere Bewegungen darauf aufbauen.

Geht Synchronschwimmen auch im Meer?

Möglich ist es, aber die Wellen erschweren die Balance. Andererseits ist es leichter, oben zu bleiben, da das Meer salzig ist.

Was müssen sich Synchronschwimmerinnen sonst noch aneignen?

Sie müssen beweglich sein und genügend Kraft haben. Eine Choreografie dauert drei Minuten, die Belastung in Armen und Beinen ist groß. Besonders wichtig ist es, den Atem anzuhalten. Das ist wohl mit das Schwerste. Stellen Sie sich vor, Sie kommen beim Joggen aus der Puste - und müssen dennoch die Luft anhalten.

Wie macht man das?

Das ist eine Kopfsache. Da hilft üben, üben, üben. Man kann den Atem länger anhalten, wenn man nicht zu viel darüber nachdenkt.

Synchronschwimmen ist Teamsport: Worauf kommt es in dieser Hinsicht an?

Vor den Olympischen Spielen haben wir damals zehn Stunden am Tag trainiert, denn alle Bewegungen müssen synchron sein, zur gleichen Zeit und in derselben Höhe. Das dauert. Das Wichtigste ist, dass das Team zusammenhält. Jede hat ihre Stärken und trägt etwas zum Gesamtergebnis bei. Und es braucht eine gute Kapitänin, die alles koordiniert.

Vermissen Sie es nicht, auf dem Podium zu stehen?

Nein, das hatte ich oft genug. Der Preis dafür, so weit zu kommen, ist hoch. Den möchte ich heute nicht mehr zahlen. Jetzt unterstütze ich lieber andere dabei, ihr Ziel zu erreichen. Ich fühle mich besser, nicht nur für mich zu arbeiten, sondern anderen zu helfen. Mit 35 Jahren ist das auch die bessere Aufgabe für mich.

Wie hart muss man sein, um so weit zu kommen?

Sehr hart. Am Anfang habe ich mit Unsicherheit gekämpft, aber durch das ständige Üben und die erreichten Ziele gewann ich an Selbstsicherheit. Für einen Athleten ist es wichtig, sich Ziele zu setzen, um zu sehen, dass sich die Anstrengung gelohnt hat. Zudem gibt es innerhalb eines Teams natürlich auch Konkurrenz. Die darf aber nicht überhandnehmen, schließlich ist der Erfolg nur als Team möglich.

Sind Sie als Trainerin eher locker oder streng? Wie viel Disziplin muss sein?

Ich bin streng, aber nicht zu streng. Ich versuche zu inspirieren und mag es nicht autoritär. Mir ist wichtig, Beispiele und Tipps zu geben.

2013 sind Sie wegen Konflikten mit der wegen ihrer Härte umstrittenen Trainerin Ana Tarrés aus der Nationalmannschaft ausgetreten. Wie sieht ein Training bei Ihnen aus?

Man muss auch loben, wenn etwas gut geklappt hat und nicht nur kritisieren. Mein Ziel ist es, dass die Mädels sehr hart arbeiten, aber trotzdem Spaß haben. Ich versuche zu motivieren. Wobei es in einem Wettbewerb nur den einen Versuch gibt, deswegen muss man ja auch so hart trainieren. Der Druck ist hoch.

Wie lange bleiben Sie dem Synchronschwimmen noch treu?

Wohl nicht für immer, eher solange es mir Spaß macht. Als ich meine Karriere beendet habe, wollte ich mein Wissen und meine Erfahrungen teilen. Es macht mich glücklich, zu sehen wie andere dazulernen und ihre Ziele erreichen. Mein Mann und ich ziehen wahrscheinlich in die USA, weil er dort ein Surf-Projekt umsetzen möchte. Aber wir wissen noch nicht genau wann.

Ist der Posten der spanischen Nationaltrainerin keine Option für Sie?

Jetzt wäre der falsche Zeitpunkt, weil ich zwei kleine Kinder habe, mit denen ich Zeit verbringen möchte. Als Trainerin einer Nationalmannschaft ist man zwölf Stunden am Tag am Pool. Ausschließen will ich es aber nicht.