Nogaye Lo (22) erging es so wie dem deutschen Fußballprofi Leroy Sané (22). Der Fußballspieler gilt zwar als großes Talent, wurde aber dennoch in letzter Minute aus dem WM-Kader gestrichen. Nogaye Lo wäre fast zur Basketballweltmeisterschaft am 22. September nach Teneriffa geflogen, aber eben nur fast. „Spanien hat immer große Ambitionen und visiert eine Medaille an", sagt Nogaye Lo, die nach ihrer Nicht-Nominierung keinen Frust schiebt.

Nogaye Lo ist in Palma geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern stammen - wie auch der Vater von Leroy Sané - aus dem Senegal. Mit sieben Jahren fing sie an, Basketball zu spielen, mit 14 kam sie in das Nachwuchsförderungszentrum in Palma. Bereits mit 17 Jahren verließ sie die Insel, um in Celta de Vigo zur Profispielerin zu werden. „Dort gefiel es mir aber nicht, und ich bin ein Jahr später zurückgekehrt." Auf der Insel trat sie beim CB Andratx in der zweiten Liga an. Für Nogaye Lo ein lohnenswerter Zwischenstopp. Nach einer starken Saison ging es nach Zaragoza in die erste Liga. In der kommenden Saison spielt sie für Zamora. Das Frauenteam in Andratx hatte weniger Erfolg, es wurde aufgelöst.

U-20 Europameisterin

Die 1,92 Meter große Spielerin, für mallorquinische Verhältnisse eine Riesin, überzeugte auch in den Juniorenabteilungen der Nationalmannschaft. Mit der U20 gewann sie 2016 die Europameisterschaft. In der A-Nationalmannschaft debütierte sie bereits im November 2015. Sie machte sich Hoffnungen auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Doch wie nun auch vor der Weltmeisterschaft wurde sie aus dem Kader gestrichen. „Natürlich denkt man immer, dass man für ein großes Turnier bereit ist. Aber ich muss mich der Entscheidung vom Trainer Lucas Mondelo fügen", sagt Nogaye Lo. „Er meinte, die Konkurrenz sei groß. Aber wenn ich weiter an mir arbeite, hätte ich in Zukunft eine Chance."

Wirklich überraschend kommt es für die Mallorquinerin nicht, dass sie nicht mit nach Teneriffa darf. „Es war absehbar. Ich bin dankbar, dass ich immerhin bei der Vorbereitung mitmischen durfte." So war die 22-Jährige mit dem Team im zweiwöchigen Trainingslager in ihrer Heimat. Dass es nicht für einen Kaderplatz reicht, darauf deuteten bereits ihre Einsatzzeiten bei den beiden Testspielen gegen Japan. Im ersten Spiel durfte sie 3:47 Minuten auf das Parkett der Sporthalle von Son Moix. In der zweiten Partie blieb ihr nur die Rolle als Zuschauerin. „Es war dennoch eine tolle Erfahrung, vor ausverkaufter Halle samt meiner Freunde und Familie zu spielen."

Im Gegensatz zu manch anderem Sportler hört man bei Nogaye Lo keinerlei Ärger über ihre mangelnde Berücksichtigung heraus. „Ich bin eine Teamspielerin. Ich gebe immer alles, wenn ich gebraucht werde." Das würde auch die Nationalmannschaft auszeichnen. „Der Teamgeist ist Spaniens große Stärke. Wir sind eine große Familie."

Vorbild Alba Torrens

Mallorcas bekannteste Basketballspielerin Alba Torrens aus Binissalem ist auch für Nogaye Lo ein Vorbild. Dass die Europameisterin von 2013, Europas Spielerin des Jahres 2011 und 2014 und Euroliga-Meisterin mit drei Vereinen eines Tages in die amerikanische Liga WNBA wechselt, schien nur eine Frage der Zeit. „Die WNBA und die Spiele der Nationalmannschaft fallen jedoch oft auf den gleichen Zeitraum", sagte Torrens der Sportzeitung „As". „Ich hatte in den vergangenen Jahren immer die Wahl zwischen beiden. Dann habe ich in die Augen meiner Mitspielerinnen und Trainer der Nationalmannschaft geguckt und die Entscheidung war klar."

„Alba ist besonders, weil sie trotz ihres Erfolges so bodenständig geblieben ist", sagt die 22-Jährige Nogaye Lo . Auch sie überlegt, den Schritt ins Ausland zu wagen. „Neben den USA sind auch die Türkei und Russland eine Option." Ein Wechsel wäre auch aus finanzieller Sicht lukrativ. „In Spanien kann man als Profi-Basketballerin mehr schlecht als recht leben."

Auftakt gegen Japan

Zum Auftakt der Weltmeisterschaft ­- Deutschland ist nicht dabei - trifft Spanien erneut auf Japan. Die zwei Siege in Palma sollten ein gutes Omen sein. „Wobei das erste Spiel bei einem Turnier immer etwas ungewiss ist, da man die Stärke des Gegners und der eigenen Mannschaft nur schwer einschätzen kann", warnt Nogaye Lo. So sind die Japanerinnen durchaus ein ernst zu nehmender Gegner. „Sie sind sehr schnell und werfen aus allen Positionen."

Unterstützung werden die Spanierinnen von den Rängen bekommen. „Wir werden versuchen, den Heimvorteil zu nutzen", sagt die Mallorquinerin. Trainer Lucas Mondelo tritt etwas auf die Euphoriebremse. „Mir kommt es vor, als wäre unsere Rolle als Gastgeber eine zusätzliche Last", sagte er der spanischen Sportzeitung „Marca".

Auf dem Weg zum WM-Titel dürften die US-Amerikanerinnen die stärksten Widersacherinnen sein. Im WM-Finale 2014 und im Endspiel der Olympischen Spiele 2016 blieb Spanien jeweils das Nachsehen gegen die USA. „Jetzt sind wir aber dran", meint Nogaye Lo. Sollten beide Teams ihre Gruppe gewinnen, würden sie im Halbfinale aufeinandertreffen. Nogaye Lo wird dann vor dem Fernseher die Daumen drücken.