Wie jedes Jahr im Winter rückt Mallorca in den Fokus der Radsportwelt. Vor dem Jahreswechsel kommen die Rennställe zum Trainingslager auf die Insel, danach testen sie bei der Playa de Palma Challenge Ende Januar ihre Form. Die Clubs nutzen die Zeit auf Mallorca auch, um die Öffentlichkeit über Saisonziele, Vertragsverlängerungen und strukturelle Änderungen im Team zu informieren. So hat der deutsche Rennstall Bora-hansgrohe bekannt gegeben, dass der Club in Zukunft mehr Wert auf die deutsche Identität legen will. Beim Branchenriesen Sky gab es hingegen einen Paukenschlag: Der Medienkonzern Sky zieht sich als Sponsor zurück. Ein Überblick, wo die Teams anzutreffen sind und was die wichtigsten Themen sind.

Lotto Soudal

Der belgische Rennstall hat sich bis Dienstag (18.12.) in der Akademie von Rafael Nadal in Manacor eingemietet. „Logistisch ist Mallorca nicht das einfachste Reiseziel, da wir das ganze Material über den Seeweg transportieren müssen", sagte Manager Marc Sergeant der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca". Der Vorteil sei aber, dass man die Räder bis zur Playa de Palma Challenge auf der Insel lassen kann. Bei dem Rennen wird dann nicht mehr der deutsche Profi André Greipel für die ­Belgier an den Start gehen. Der 36-Jährige ist zum zweitklassigen Team Fortuneo-Samsic gewechselt.

Bora-hansgrohe

Der deutsche Rennstall hat dieses Jahr wieder im Iberostar Royal Cristina an der Playa de Palma Quartier bezogen. In den vergangenen Jahren drehte sich bei dem Team fast alles um den slowakischen Sprinter und dreifachen Weltmeister Peter Sagan. Laut Medienberichten soll der 28-Jährige über ein Karriereende nach Ablauf seines Vertrages 2021 nachdenken. „Das wurde bei einem längeren Interview aus dem Kontext gerissen", sagte Sagan bei einer Pressekonferenz am Montag (10.12.). „Ich plane das Ende erst, wenn es wirklich da ist. Und derzeit fahre ich noch."

Unabhängig davon will Teamchef Ralph Denk das Gesicht des Teams verändern. „Ich bin Deutscher, der Rennstall ist deutsch und dennoch mussten wir uns von den Medien den Vorwurf gefallen lassen, dass wir kein richtiges deutsches Team sind." In diesem Sinn gab Denk die Vertragsverlängerung der beiden deutschen Profis Pascal Ackermann und ­Emanuel Buchmann bekannt. Beide zählen zu den derzeit besten deutschen Radsportlern. 2019 will Denk mit seinem Team eines der fünf Radsport-Monumente gewinnen und bei den großen Touren einen Fahrer ­unter den ersten zehn haben.

Katusha Alpecin

Auch das schweizerische Team setzt auf Altbewährtes und trainiert bis Dienstag wieder im Robinson Club in Cala Serena. Neu ist dieses Jahr der doppelte Zabel. Der Ex-Profi ist beim Team in der neu geschaffenen Position des Performance Managers eingestiegen. „Der Aufgabenbereich umfasst, die Performance der Rennfahrer zu kontrollieren. Meine Erfahrung kann ich jetzt einbringen", sagte Zabel der Deutschen Presseagentur. Er kontrolliere die Leistung, die technische Ausrüstung, das Training und die Kleidung der Profis. Neben dem deutschen Sprinter Marcel Kittel hat Erik Zabel künftig auch Sohn Rick unter seinen Fittichen. Für den Ex-Profi ist es eine Rückkehr zu Katusha. 2013 war der heute 48-Jährige nach seinem zweiten Dopinggeständnis als Sportdirektor zurückgetreten.

Team Sky

Der britische Rennstall hat am Mittwoch (12.12.) seine Zelte in Port d'Alcúdia aufgeschlagen. Es dürfte das letzte Trainingslager des Teams auf Mallorca unter dem Namen Sky sein. Der Medienkonzern stellt das Sponsoring nach der kommenden Saison ein. Die Saison 2019 sei nicht gefährdet, schrieb der Rennstall am Mittwochmorgen in einem offenen Brief. Sky, zugleich auch Eigner des Teams, hatte in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben über 150 Millionen Britische Pfund in den Rennstall investiert. Das entspricht knapp 167 Millionen Euro. Dafür hat das Team sechs Mal die Tour de France gewonnen und je einmal die Vuelta a España und den Giro d'Italia. Zu den Gründen für das Aus bezieht Sky keine Stellung. „Es ist der Beginn eines neuen Kapitels für das Unternehmen, und manchmal ist es unvermeidlich, dass Veränderungen weitere Veränderungen mit sich bringen", heißt es in dem offenen Brief.

Bis zur Tour de France im Juli will der Rennstall Klarheit über die eigene Zukunft haben. Der Plan sieht vor, einen neuen zahlungskräftigen Sponsor zu finden, der das Team weiter finanziert. „Wir können aber nichts garantieren", schrieb Sky.

In der Schwebe befindet sich auch der vierfache Tour de France-Sieger Chris Froome. Der Brite hat mit Sky einen Vertrag bis 2020. „Ich kann die Zukunft nicht vorhersehen", schrieb er auf Twitter. „Aber ich kann sicher sagen, dass wir ein besonderes Team haben. Wir planen, 2020 gemeinsam zu fahren und wollen dann mit einem neuen Partner und neuen Farben den gleichen Siegeswillen zeigen."