Mallorca gilt als Talentschmiede im Fußball. Nicht nur bei den Männern. Auch bei den Frauen haben einige Spielerinnen den Sprung in die Profikarriere geschafft. Ärgerlich für die Mallorquinerinnen ist jedoch, dass es keinen Erstligaclub auf der Insel gibt. Talentierte Spielerinnen müssen somit auf das Festland oder ins Ausland wechseln, wenn sie Geld mit dem Fußball verdienen wollen. Das soll sich ändern. Im kommenden Jahr wird das spanische Ligensystem umgestellt.

Bisher gibt es vier Ligen. Eine spanienweite erste Liga und drei regionale Ligenstufen. Der spanische Fußballverband führt in der kommenden Saison die Primera División B als neue zweite Liga ein. Statt 113 Teams in sieben Gruppen spielen dann 32 Mannschaften in einer Nord- und Südstaffel. 30 der aktuellen Zweitligisten und zwei Absteiger aus der ersten Liga bilden die Primera División B. Die restlichen Zweitligisten und die Aufsteiger aus der dritten Liga spielen in vier Gruppen in der neuen drittklassigen Segunda División.

Für Collerense - Mallorcas Frauenfußballakademie schlechthin - ist das die Chance, den ersten Schritt Richtung erste Liga zu machen. Möglichst schnell nach oben will auch Ingo Volckmann. Der Berliner investiert mit seinem Club Atlético Baleares seit dieser Saison in den Frauenfußball. Der erste Aufstieg scheint nur noch Formsache. Mallorcas beste Teams sind die derzeitigen Zweitligisten Collerense und Son Sardina aus Palma sowie Mallorca Toppfotball aus Alcúdia.

Collerense

Das Team aus Coll d'en Rebassa ist derzeit der einzige mallorquinische Anwärter auf einen Platz in der Primera División B. „Das ist unser Ziel", sagt Trainer Biel Pons. Dafür muss der aktuell Tabellendritte die Saison unter den ersten vier Plätzen abschließen oder gruppenübergreifend zu den besten vier Fünftplatzierten gehören. „Werden wir Erster oder Zweiter, könnten wir in den Play-offs aber auch direkt um den Aufstieg in die erste Liga spielen." Das größte Problem des Vereins ist das Geld. 2016 stieg der Club aus der ersten Liga ab. „Das kam zum schlimmsten Zeitpunkt, denn danach begann der Boom im spanischen Frauenfußball", sagt Pons. Der Energiekonzern Iberdrola sponsorte jeden Erstligisten mit 200.000 Euro. „Für die kleinen Vereine bedeutete das, dass sie ihre Spielerinnen mit Profiverträgen ausstatten konnten. Was uns Jahre lang am Leben gehalten hat, war unser Talent", sagt der Trainer. Die Nationalspielerinnen Mariona Caldentey, Virginia Torrecilla und Patricia Guijarro begannen alle ihre Karriere bei Collerense. Mit Cata Coll, die Anfang Dezember Spanien als Kapitänin zum Titel bei der U-17-WM führte, steht die nächste Top-Spielerin bereit.

Son Sardina

Der Club aus dem Bezirk im Norden von Palma ist die graue Maus der Liga. Das 2006 gegründete Team spielt seit 2014 zweitklassig und hatte nie etwas mit Auf- oder Abstieg zu tun. Ohne die Umstrukturierung der Liga wäre Son Sardina in dieser Spielzeit im Abstiegskampf. Mit elf Punkten aus zwölf Spielen steht der Verein auf dem viertletzten Platz. Da jedoch alle Mannschaften, die nicht in die Primera División B aufsteigen, die neue dritte Liga bilden, ist ein sportlicher Abstieg unmöglich. Die Zeit kann das Team nutzen, um sich neu aufzustellen. „Atlético Baleares hat vor der Saison sieben Spielerinnen von uns abgeworben", klagt Trainer Miguel Ángel Pacheco. Zudem haben zwei weitere Stammspielerinnen den Verein verlassen.

Mallorca Toppfotball

Das Team aus Alcúdia ist ein Mix aus Spanierinnen und Norwegerinnen. Die Skandinavierinnen zahlen für den Platz im Team und die dazugehörige Fußballakademie 11.000 Euro pro Saison und träumen von der Karriere als Profi. Da die Spielerinnen jährlich wechseln, ist es schwierig, ein Team zu formen. Nach dem Aufstieg im Vorjahr ist Mallorca Toppfotball nun mit nur einem Sieg Tabellenletzter in der zweiten Liga.

Atlético Baleares

Die Frauenmannschaft stieg als Neuling in der dritten Liga ein. Das Team hat Patrick Messow, eigentlich Sportdirektor der Männer, aus Fußballerinnen von anderen Vereinen zusammengestellt. „Endlich werden wir durch professionelle Strukturen wertgeschätzt", sagte Spielerin Marina Tugores bei der Vorstellung. Nach der Hinrunde steht Atlético Baleares ungeschlagen auf dem ersten Platz. Trotz sportlichen Aufstieg bleibt der Club durch die Umstrukturierung drittklassig.