Der Vergleich zu Rafael Nadal fällt nicht unbedingt leicht. Und das aus gleich mehreren Gründen: Luna Sobrón spielt Golf statt Tennis, steht erst am Anfang ihrer Karriere und - was die Parallele zu Rafa noch schwieriger gestaltet - sie ist eine Frau. Dennoch hat die 24-jährige Mallorquinerin das Zeug dazu, eines Tages als neuer Stern am mallorquinischen Sportstarhimmel zu glänzen. Nach ihrer diesjährigen Qualifikation für die wichtigste Spielserie in der Welt des professionellen Damen-Golfsports, der US-amerikanischen LPGAs, gewann Luna Sobrón im vergangenen Herbst auch souverän die spanischen Meisterschaften bei den Open in Andalusien. Damit zählt Sobrón derzeit zu den besten Golfspielerinnen im Lande.

Sie selbst blickt auf die vergangene Saison in den USA eher kritisch zurück. „Ich habe nach einem guten Start einfach zu viele Turniere mit Pech und schlechtem Spiel vergeigt. Es hätte besser laufen können", sagt Sobrón. Dennoch: Für eine Qualifizierung bei der kommenden LPGA-Saison reichte es am Ende genauso wie für den Gewinn der Spanischen Open. Und was noch besser sei: „Meine Fehler motivieren mich fast noch mehr als meine guten Schläge. Für das neue Jahr weiß ich, was ich besser machen kann."

Den eisernen Willen, trotz vermeintlicher Rück- oder Querschläge im wahrsten Sinne des Wortes am Ball zu bleiben, zeigt Luna bereits seit fünf Jahren. Damals nahm ihr Vater und späterer Trainer Marcos Sobrón sie zum ersten Mal mit auf den Golfplatz in Andratx. „Luna war von Anfang an von dem Spiel begeistert. Es war sogar oft schwierig, sie überhaupt wieder vom Platz zu bekommen", erinnert er sich. Ebenfalls unvergesslich: Als Luna im Alter von acht Jahren an der ersten spanischen Meisterschaft in Madrid teilnahm, wollte sie anschließend nicht mehr in den Flieger zurück nach Hause einsteigen. „Sie hat wie verrückt geheult", so Marcos Sobrón.

Dabei besaß Luna nach Meinung ihres Vaters eigentlich gar kein Talent fürs Golfspiel. „Ihren Schwung hat sie sich genauso wie die Spieltechnik knallhart erarbeitet." Nach der Schule begleitete Sobrón seine Tochter jeden Tag auf die Driving Range, am Wochenende ging es zu Turnieren, anfangs noch auf den Balearen, später auf dem spanischen Festland. Doch die Hartnäckigkeit, mit der Luna selbst an Feiertagen trainierte, zahlte sich am Ende aus. Nach zahlreichen Siegen auf nationaler und internationaler Ebene bekam die Mallorquinerin im Alter von 15 Jahren einen Stipendienplatz an der spanischen Elite-Sport Uni „Blume" in Madrid. Ihr Studium dort beendete sie vor zwei Jahren. Seitdem tourt sie als Profi-Golferin durch Europa und den Rest der Welt. Allein in diesem Jahr trat sie insgesamt 25 Mal bei offiziellen Wettbewerben an.

Reich geworden ist sie vom Golfsport bisher aber nicht. Von den knapp 65.000 Dollar (57.100 Euro), die sie bei der LPGA-Serie in den USA in diesem Jahr an Preisgeldern einheimste, ging der Großteil für Reisen, Equipment und Trainerstunden drauf. „Die Distanzen, die man in Amerika auf der Turnierserie zurücklegen muss, sind schon beträchtlich. Dazu kommen Ausgaben für Hotels und Verpflegung", sagt Luna Sobrón. Neben dem täglichen Fitnesstraining bezahlt sie mittlerweile auch einen Psycho-Coach, um sich mental auf die Turniere vorzubereiten. „Das Golfspiel wird nicht auf dem Platz gewonnen, sondern im Kopf", sagt sie.

Ihr Vater, der seine Tochter auf ihren Reisen nur noch selten begleitet, arbeitet als Head-Pro im Golfpark Puntiró. Dort ärgert er sich so manches Mal über die zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit im Profi-Golfsport. „Frauen verdienen gerade einmal ein Viertel der Preisgelder, die Männer bei Turnieren einheimsen." Dabei sei Frauen-Golf - aus rein sportlichen Gründen, versteht sich - sehr viel attraktiver als das Spiel unter Kerlen. Bei denen gehe es ausschließlich um Kraft und Athletik. „Keine Fernsehkamera der Welt kann einen Abschlag von Tiger Woods einfangen. Dafür drischt der den Ball doch viel zu schnell vom Tee. Bei den Frauen dagegen lassen sich die Bewegungsabläufe von den Zuschauern viel eindrucksvoller verfolgen", argumentiert Marcos Sobrón. Das mangelnde Interesse der Medien am Damen-Golf führe außerdem dazu, dass sich kaum Sponsoren finden. Doch was noch schlimmer sei: Auch die Unterstützung von öffentlichen Institutionen, wie beispielsweise der balearischen Landesregierung, für seine Tochter falle weniger als spärlich aus. Nada de nada. „Dabei tourt Luna mit der Balearen-Flagge das ganze Jahr über durch die halbe Welt. Mehr Werbung geht eigentlich gar nicht", ärgert sich der Vater.

Luna selbst lässt sich von dem mangelnden Interesse ihrer Heimat für Holz und Eisen nicht abschrecken. „Ich werde weiter Golf spielen und mein Spiel verbessern, um irgendwann die Nummer eins im Damengolf zu sein", sagt sie selbstbewusst. Und das klingt schon ein wenig wie Rafael Nadal.