Er hatte sich ein paar Meter abseits gestellt, der Mitarbeiter der Geschäftsstelle von Real Mallorca - mit einem Schal des 1. FC Köln um den Hals und einer Zigarette im Mund. Sein Blick spiegelte eine Mischung aus Vergnügen und Befremden wider über die wohl noch gut 100 Bratwurst essenden und Bier trinkenden Kölner Fans, die nach dem Testspiel des Zweitligisten gegen Real Mallorca noch auf dem Trainingsgelände von Son Bibiloni geblieben waren. Auch wenn der 1. FC Köln mit 0:1 verloren hat, die Veranstaltung an sich war ein Happening. Die Kölner Hymne dröhnte über das Gelände und die Fans schwadronierten über eine Rückkehr ihres „Effzeh" in die Bundesliga.

Die Spieler und Trainer Markus Anfang allerdings mischten sich nicht unter das Volk. Sie stiegen eilig wieder in den Bus, um rechtzeitig zum Mittagessen im Hotel Castillo Son Vida am Tisch zu sitzen. Einzig Toni Schumacher, der legendäre Torhüter der Kölner, der es allein für die Kölner auf 422 Bundesliga-Einsätze brachte und heute als Vizepräsident des Clubs für den sportlichen Bereich zuständig ist, verteilte ein paar Autogramme und wechselte das ein oder andere Wort mit den Anhängern.

Sie stärkten den Kölnern nicht nur beim Testspiel den Rücken, sondern verfolgten das gesamte Trainingslager mehr als aufmerksam. So empfing eine Abordnung des Ballermann-Wirts Ronny Büttner die Mannschaft bereits am Mittwoch (9.1.) bei ihrer Ankunft am Flughafen in Palma. Zu jeder Trainingseinheit in Son Bibiloni fanden sich mehrere Hundert Fans ein, und am Wochenende kamen dann noch einmal rund 400 Kölner aus dem Rheinland auf die Insel gereist. Auch das Testspiel gegen Real Mallorca schauten sich mehrere Hundert Zuschauer an, nahezu alle mit Köln-Schals oder -Mützen bewehrt.

Das Fazit der Verantwortlichen fiel nach acht Tagen Mallorca-Trainingslager rundum positiv aus. „Wir hatten hier gute Bedingungen und konnten alles trainieren, was wir uns vorgenommen hatten", sagte Trainer Markus Anfang am Mittwoch (16.1.), einen Tag vor der Abreise. Und Toni Schumacher legte noch eins drauf: „Die Chance ist groß, dass das nicht unser letztes Trainingslager auf Mallorca war. Der Rasenplatz war in hervorragendem Zustand, die Verantwortlichen von Real Mallorca haben sich ganz toll um uns bemüht", sagte er im MZ-Gespräch nach dem Spiel. Selbst dem Umstand, dass die FC-Profis zweimal am Tag von Son Vida nach Son Bibiloni mit dem Bus fahren mussten und so etwa 80 Minuten verloren, gewann Schumacher noch etwas Positives ab: „Es tut den Spielern ganz gut, wenn sie nicht direkt neben dem Trainingsplatz im Hotel sind und mal was anderes sehen als Rasen."

Die Grundlagen für eine erfolgreiche Rückrunde sind also gelegt. Eine Rückrunde, in der es für die Kölner ganz klar nur um das Ziel Wiederaufstieg geht. „Das ist unser Anspruch, das haben wir schon vor der Saison so kommuniziert", machte Schumacher klar. Um die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen, haben die Kölner parallel zum Trainingslager auch auf dem Transfermarkt ganz ordentlich zugeschlagen und mit Johannes Geis und Florian Kainz zwei neue Kräfte ab sofort geholt. Auch Kingsley Schindler von Holstein Kiel verpflichtete der FC. Der Mittelfeldspieler kommt allerdings erst im Sommer.

Für Schumacher selbst war der Abstieg ein kleines Trauma. „Ich bin einfach ein Kind der Bundesliga und kann mich immer noch nicht an die Anstoßzeiten in der Zweiten Liga gewöhnen. Sonntags um 13 Uhr, das erinnert mich irgendwie mehr an meine Kindheit im Jugendfußball." Auf Mallorca blieb auch noch Zeit für eine gute Tat. Als Botschafter der 1. FC Köln-Stiftung übergab Schumacher am Nachmittag je 2.500 Euro Spenden an die Hilfsorganisationen SI-Mallorca und SOS Mamás.