Kölle alaaf! Der 1. FC Köln kommt nach Mallorca. Ab Mittwoch (9.1.) ist der Zweitligist acht Tage lang im Trainingslager auf der Insel. „Geil, Heimspiel", freut sich Ron Büttner. Big Ron, wie der 50-Jährige genannt wird, betreibt seit 2002 die Fußballkneipe 4711 an der Playa de Palma auf Höhe des Balneario 3. Seine Bar hat sich zu einem Treffpunkt der Kölner auf Mallorca entwickelt, und Big Ron ist mittlerweile einer der bekanntesten Anhänger des 1. FC Köln.

Dabei kommt Ron Büttner eigentlich aus Berlin. Der frühere Handball- und American-Football-Spieler arbeitete sich dort als Barkeeper hoch. Im Hard Rock Cafe der Hauptstadt schaffte er es zum Barmanager. Irgendwann wurde ihm das aber zu viel. „Ich wollte einfach nur noch raus aus Berlin", sagt er. Ohne einen Plan zu haben, setzte er sich mit einem Freund, der gerade seinen Job und seine Frau verloren hatte, ins Auto und fuhr los. „Als wir in Valencia angekommen waren, kamen wir auf die Idee, mit der Fähre nach Mallorca überzusetzen." Der Freund machte sich wenig später aus dem Staub. Big Ron blieb und eröffnete seine eigene Fußballbar an der Playa de Palma.

16 Jahre ist das mittlerweile her. Heimweh hat er nicht. „Ich fliege acht, neun Mal im Jahr nach Köln. Es dauert länger, in Berlin mit der U-Bahn von einem Stadtviertel ins andere zu fahren, als von Mallorca nach Deutschland zu fliegen." Daher sähe er sich auch nicht als

„Auswanderer", sagt er. „Mallorca ist nicht wirklich weit weg."

Seine Liebe zum 1. FC Köln entdeckte er als Kind. „In den 70er-Jahren waren der FC Bayern München, Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln die besten Mannschaften. Die Kölner um Pierre Littbarski und Toni Schumacher haben mich begeistert." Ron Büttner machte sich sogar daran, Kölsch zu lernen. „Das war schwierig, weil sich dieser sanfte Dialekt nur schlecht mit meiner Berliner Schnauze kombinieren lässt", sagt er.

„Köln lebt Fußball", erklärt der Berliner die Besonderheiten der Kölner. „Abstiege tun weh, aber sie rufen auch Emotionen hervor. Außerdem kann man dann wieder aufsteigen und das feiern. Diese Emotionen haben andere Vereine nicht. TSG Hoffenheim und RB Leipzig könnten sich zwar über die Champions-League-Teilnahme freuen, man sieht aber an den leeren Stadien, dass sie das nicht tun."

Ihren Ruf als kölsche Kneipe mussten sich die kleine Bar und ihr Wirt langsam erarbeiten. Zunächst schauten nur Fußballer von Kölner Amateurclubs vorbei. Irgendwann aber stand auch die U21 des 1. FC Köln vor der Tür. Mit Christian Clemens und Simon Terodde waren auch heutige Profis des Zweitligisten dabei. Büttner verstand sich auf Anhieb prima mit den Spielern. Man tauschte Nummern aus und blieb regelmäßig in Kontakt. Die Freundschaft geht so weit, dass die Profis vor einem Monat ein Video aufnahmen, in dem sie Big Ron zum 50. Geburtstag gratulierten. „Sorg dafür, dass dein Laden im Januar auf ist. Denn dann kommen wir", sagt Terodde im Video.

„Das geht leider nicht", entgegnet Büttner, der in der Nebensaison von November bis April geschlossen hat. „Gerade wird renoviert. Zudem kommen bestimmt 1.000 Kölner Fans mit ins Trainingslager. Bei mir passen aber nur 80 Leute rein. Das würde nur Ärger mit der Polizei geben, wenn die alle vor der Tür stehen würden." Ein Fantreffen soll es jedoch im „Dömchen" ein paar Straßen weiter geben.

Sein 4711 ist heute längst Kult unter den Kölnern. Stolz präsentiert Büttner auf seinem Smartphone Selfies mit aktuellen und ehemaligen Fußballern. „Wenn ich meinen Laden aufmache, warten schon 40 bis 50 Leute an der Tür. Im Prinzip lebt die ganze Umgebung von mir und dem Steakhouse Tango nebenan." Fast alle, die irgendetwas mit dem 1. FC Köln zu tun haben, waren schon bei Big Ron. Doch einer fehlt: Lukas Podolski. „Wir sind befreundet. Doch wenn er in meinen Laden käme, würden die Leute mir die Bude einrennen."

Big Ron pflegt die Beziehung zu den Kölnern auch über die Insel hinaus. Seit Jahren fliegt er der Mannschaft ins Sommertrainingslager hinterher. „Das ist meistens Ende Juni, Anfang Juli. Zu dem Zeitpunkt sind auf Mallorca eher Familien unterwegs, die sowieso weniger zu meiner Kundschaft gehören."

Für das Trainingslager im Januar muss Büttner die Insel nicht verlassen. Die Mannschaft wird im Castillo Hotel Son Vida übernachten und zu dem Trainingsplatz von Real Mallorca in Son Bibiloni pendeln. „Die Uhrzeiten stehen noch nicht fest", weiß Ron Büttner. „Wahrscheinlich wird die Mannschaft aber täglich von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr trainieren." Fans und Zuschauer dürfen kostenlos dabei sein. Ein Trainingsspiel ist nach derzeitigem Stand für den 16. Januar geplant. Der Gegner steht noch nicht endgültig fest, dürfte aber mit großer Wahrscheinlichkeit Real Mallorca heißen.

Auf der Insel wollen sich die Kölner für die Mission Wiederaufstieg wappnen. „Das wird noch ein steiniger Weg", sagt Büttner. Der

1. FC Köln steht nach einer Pleite gegen den VfL Bochum im letzten Spiel des Jahres auf dem zweiten Platz hinter dem HSV. Was in der Hinrunde besonders gut geklappt hat, war die Offensive. Mit 22 Toren in 17 Spielen ist Big Rons Freund Simon Terodde auf gutem Weg, Rudi Völler den Rekord mit den meisten Treffern in der eingleisigen zweiten Liga in einer Saison abzujagen (37 Tore mit dem TSV München in der Spielzeit 1981/1982). „Der Rekord ist für Simon aber nicht so wichtig. In erster Linie geht es um den Aufstieg", sagt Büttner. In der Rückrunde bekommt Terodde zudem Konkurrenz. Die Kölner haben Anthony Modeste zurückgeholt. Der französische Stürmer gilt als Publikumsliebling ? und hat seit Ikke Hüftgolds Ballermann-Hit von 2017 ebenfalls einen starken Mallorca-Bezug.