Wer Gutes tut, dem wird auch Gutes widerfahren. Jahrelang hat Eduardo Fuster Menschen auf der ganzen Welt mit der Hilfsorganisation Llevant en Marxa geholfen. Nun konnte sich der Mallorquiner selbst einen Traum erfüllen. Im Oktober 2018 war er in Äthiopien, um sich als Projektleiter über den Stand der Hilfslieferungen für ein Krankenhaus in Gambo zu informieren. Nach getaner Arbeit beschloss er, in ein Taxi zu steigen und einen Ausflug nach Sululta zu machen, einem Dorf 15 Kilometer im Norden der Hauptstadt Addis Abeba. In den sozialen Netzwerken hatte er gesehen, dass Mo Farah dort trainiert. „Er ist ein Gott der Leichtathletik", sagt Fuster über den Engländer mit somalischen Wurzeln. Für die Briten holte der 35-Jährige bei den Olympischen Spielen 2012 und 2016 die Goldmedaillen über 5.000 und 10.000 Meter.

„Es war unglaublich. Ich war keine fünf Minuten da und schon joggte er an mir ­vorbei", sagt Eduardo Fuster. Er schnürte schnell die Laufschuhe und sprintete hinterher. „Wir sind zwar nur ein paar Minuten miteinander gelaufen, aber das werde ich nie vergessen. Das ist, als hätte mich Real Madrid zu einer Trainingseinheit ins Stadion Santia­go Bernabéu eingeladen", sagt Fuster. Die Wege sollten sich ein zweites Mal kreuzen. Nach seinem Training ging der 38-Jährige in ein Hotel der kleinen Stadt auf einen Drink. „Mo Farah saß dort gerade beim Abendessen." Der Olympionike stimmte einem Selfie zu. Viel geredet wurde jedoch nicht. „Ich spreche kaum Englisch."

Eduardo Fuster ist selbst passionierter ­Läufer. Fünf Marathons hat der 38-Jährige aus Palma beendet. Seine Bestzeit hat er mit 2:57 Stunden in Kopenhagen aufgestellt - das sind nur 52 Minuten mehr als sein Idol Mo ­Farah braucht. Bei seinen Afrikareisen hat der Mallorquiner die Laufschuhe stets im Gepäck. Schließlich wird Äthiopien von den Laufstars der ganzen Welt zum Trainieren aufgesucht. „Sululta liegt 2.800 Meter über dem Meeresspiegel. Die Höhe macht das Training viel intensiver. Mo Farah quartiert sich meist monatelang in dem kleinen Ort ein, um sich auf Wettkämpfe vorzubereiten", sagt Fuster.

Am nächsten Tag suchte er eine Laufbahn in Sululta auf. „Das ist eine Tartanbahn, die nur von der Natur umgeben ist - keinem Stadion oder sonst was." 300 Birr kostet der Eintritt. Das entspricht knapp zehn Euro. „Für äthiopische Verhältnisse ist das Wucher." Von Mo ­Farah war diesmal keine Spur. Dafür lud ihn eine Läufertruppe ein, mit ihnen zu trainieren. „Wie ich später feststellte, war einer von ihnen Ayanleh Souleiman." Der Läufer aus Dschibuti holte 2014 bei der Hallen-WM über 1.500 Meter die Goldmedaille. Zudem stellte er 2016 den heute noch gültigen Weltrekord über 1.000 Meter in der Halle auf.

Nicht alle seine Bekanntschaften waren von kurzer Dauer. Auf dem Rückflug nach ­Spanien freundete sich der Mallorquiner mit Adel Mechaal an. Der Spanier mit marokkanischen Wurzeln ist Hallen-Europameister über 3.000 Meter.

Dieses Jahr soll es ein weiteres Mal nach Äthiopien gehen. Dann wird sich der 38-Jährige auch selbst auf seinen nächsten Lauf vorbereiten. Im Herbst will er wieder an den Start gehen. „Aber in Valencia und nicht in Palma. Denn auf Mallorca führt die Strecke durch das Zentrum. Das ist nicht gut, wenn man seine Bestzeit verbessern will."

Hilfe von Llevant en Marxa

Seit 1996 organisiert Llevant en Marxa von Mallorca aus Hilfsprojekte in Südamerika, Haiti und Äthiopien. Die mallorquinische NGO finanziert sich zu 70 Prozent aus staat­licher Hilfe und zu 30 Prozent aus Spenden­geldern. Mit den finanziellen Mitteln hat die Hilfsorganisation in den vergangenen Jahren Schulen und Brunnen gebaut, Krankenhäuser renoviert und die Mangelernährung bei Kindern bekämpft. „Seit 2006 leiten wir das Krankenhaus in Gambo. Ohne uns läuft das schlecht. Ich versuche, von Mallorca aus bestmöglich die Projektleitung zu übernehmen. Die Intention ist aber, dass es sich eines Tages selbst organisiert", sagt Eduardo Fuster, der hauptberuflich als Pfleger in einem Behindertenheim beschäftigt ist. Seit zehn Jahren ar­beitet er ehrenamtlich für die Hilfsorganisation Llevant en Marxa.