Es ist lange her, dass ein Spieler von Real Mallorca bei den Medien für so viel Begeisterung gesorgt hat wie Ante Budimir. Vier Mal traf der 27-jährige Kroate in neun Spielen. Er sei der Stürmer, den Real Mallorca seit Jahren gesucht hat, schreibt die Sportzeitung „Marca". Fragt man in Hamburg nach, dürfte die Antwort weniger begeistert ausfallen. In der Saison 2014/2015 spielte der Angreifer für den FC St. Pauli und galt als Flop. Bis zum Sommer haben die Mallorquiner Budimir vom italienischen Zweitligisten Crotone ausgeliehen. Real Mallorca besitzt eine Kaufoption, kann sich diese wohl aber nur im Aufstiegsfall leisten. Nach dem 3:0-Heimsieg am Montag (25.3.) gegen Zaragoza sind die Chancen dafür gestiegen. Die Mallorquiner belegen mit dem sechsten Rang einen Play-off-Platz. Auswärts gegen Códoba kann der Verein am Sonntag (31.3.) die nächsten Punkte sammeln. Die MZ sprach mit Budimir über seinen erfolgreichen Start und seine weniger erfolgreiche Vergangenheit in Deutschland.

Die italienischen Fans haben Ihnen den Spitznamen "Der Schwan aus Zenica" gegeben. Wie kam es dazu?

Ich habe nie nachgefragt. Marco van Basten hat man damals in der Serie A auch den Schwan aus Utrecht genannt. Nach meiner guten ersten Saison mit Crotone hat man sich das wohl in Anlehnung an den Holländer ausgedacht. Es ist ein Spaß, der mir gefällt.

Spieler die auf Leihbasis wechseln, sind normalerweise jung, und die Vereine wollen ihnen Spielpraxis ermöglichen. Sie sind 27 und waren in Italien Stammspieler. Wie kam es zu der Leihe?

Crotone war in der Vorsaison abgestiegen und wollte eigentlich direkt wieder hoch in die Serie A. Aber die Hinrunde ist schlecht gelaufen, und wir standen auf einem Abstiegsplatz. Warum ich ausgeliehen wurde, müssen Sie den Club fragen. Ich hatte verschiedene Optionen und habe mich für Mallorca entschieden.

Warum?

Mir gefällt die Spielweise vom Trainer und auch das ambitionierte Projekt des Clubs. Ich habe den Kader angeguckt und geschaut, was für ein Spielertyp fehlt. Und ich habe festgestellt, dass ich perfekt hierher passe.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der Insel?

Ich war vorher noch nie auf Mallorca und hatte auch jetzt noch keine Zeit, die Insel zu erkunden. Ich pendel zwischen dem Stadion, dem Trainingsplatz und meiner Wohnung in der Altstadt. Das Wetter ist gut, so viel kann ich schon sagen.

Wie läuft die Verständigung?

Ich habe einen Spanischkurs angefangen. In meinen dreieinhalb Jahren in Italien habe ich ganz gut Italienisch gelernt. Das hilft mir hier.

Sie sind 2014 für 1 Million Euro zum FC St. Pauli gewechselt. Das war die zweitteuerste Ablöse der Vereinsgeschichte. Ein Tor haben Sie in 19 Spielen nicht geschossen. War der Druck zu groß?

(Ante Budimir hält inne und atmet tief aus. Er guckt betreten nach unten und danach mit leerem Blick nach vorne.) Sie erinnern mich an eine schwierige Phase. Ich mochte die Zeit dort und liebte den Verein. Was genau das Problem war, darüber könnten wir stundenlang diskutieren. Druck habe ich keinen verspürt. Die Dinge sind einfach nicht gelaufen, wie sie sollten. Vielleicht habe ich mich nicht gut integriert. Es war auch meine erste Saison außerhalb von Kroatien. In den letzten drei Monaten hatte der Club drei unterschiedliche Trainer, zwei unterschiedliche Sportdirektoren, und der Vorstand hat gewechselt. Da können Sie sich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe. Aber ich will niemandem die Schuld in die Schuhe schieben, schließlich hatte ich auch meine Chancen auf dem Platz.

Sehen Sie den Wechsel im Nachhinein als Fehler?

Nein, St. Pauli hat mich als Fußballer verbessert. Klar wollte ich eigentlich in die Bundesliga und nicht in die italienische zweite Liga. Aber dort haben wir dann Geschichte geschrieben. Crotone ist mit Erzgebirge Aue vergleichbar - ein Club, der jedes Jahr in der zweiten Liga um den Klassenerhalt kämpft. Ich habe viele Tore geschossen und wir haben erstmals den Aufstieg in die Serie A geschafft. Das habe ich dem Jahr guten Trainings in Hamburg zu verdanken.

St. Pauli ist ein Kultclub, der über den Fußball hinausgeht. Wie viel bekamen Sie davon als Spieler mit?

St. Pauli ist als Stadtteil und Verein einzigartig. Es war ein hartes Jahr. Wir haben gegen den Abstieg gespielt. Dennoch war das Stadion voll, und die Fans haben uns bedingungslos unterstützt. Das hat mich beeindruckt. In die anderen Angelegenheiten rund um den Club, wie die Antifaschismus-Kampagnen, habe ich mich nicht eingemischt.

Auf Mallorca sind die Fans weniger euphorisch. Das Stadion von Son Moix ist meist nur zu einem Drittel gefüllt. Fehlt die Leidenschaft?

Das glaube ich nicht. Vielleicht sehen viele Fans den Verein noch auf Champions-League-Niveau und sind Erstligafußball gewöhnt. Es wäre aber schön, wenn mehr Zuschauer kommen würden.

Sie haben in der zweiten Liga von Spanien, Italien und Deutschland gespielt. Die Deutschen behaupten, dass sie die beste zweite Liga der Welt hätten. Stimmt das?

Im Bereich der Zuschauerzahlen auf jeden Fall. Auch sind viele Vereine sehr professionell aufgestellt. Sportlich gesehen habe ich aber andere Erfahrungen gemacht. In Deutschland wird viel gerannt und werden viele Zweikämpfe geführt. Hier in Spanien ist jedoch die fußballerische Qualität höher.

Real Mallorca hat eine Kaufoption für Sie. Was würden Sie bevorzugen?

Ich will am Wochenende gewinnen. Dadurch kann ich mir eine Zukunft aufbauen. Denn die ist bis zum 30. Juni unsicher. Nach bislang neun Spielen will ich keine Entscheidung treffen. Ich fühle mich wohl und kann mir vorstellen, hierzubleiben.