Das Jahr 2018 wird vielleicht als das erfolgreichste Jahr der kroatischen Sportgeschichte in die Bücher eingehen. Die Fußballnationalmannschaft holte bei der WM Silber, das Tennisteam gewann den Davis Cup und Segler Šime Fantela holte Gold bei der WM. Mal wieder, ist man versucht bei Fantela zu sagen. Dem Kroaten gelang es, die Segelklasse zu wechseln und weiter zur Elite zu gehören. Keine Frage also, dass Fantela beim Trofeo Princesa Sofía in der Bucht von Palma auf dem Podium erwartet wird. Die Segelregatta läuft noch bis Samstag (6.4.).

Mit der lang gezogenen Adriaküste gilt Kroatien als Segelparadies. Sportlich gesehen sind die Kroaten im Segeln aber Novizen. „Eine Olympia-Kampagne ist teuer, und es gibt wenige, die sich das leisten können", sagt Fantela. Richtig voran ging es erst mit dem heute 33-Jährigen. Mit dem Segeln kam er schon als Kind in Kontakt, da sein Vater ein Boot besaß. „Das war aber ein normales Ausflugsboot, also nicht für den Sport geeignet." Šime Fantela und sein vier jahre jüngerer Bruder Mihovil fanden trotzdem Gefallen daran. Während der kleinere Bruder sich jedoch auf das Windsurfen konzentrierte, steuerte Šime Fantela die Karriere in den olympischen Disziplinen an. Mit zwölf Jahren holte er in der Einsteigerklasse Optimist eine Bronzemedaille bei der WM. „Das war ein historischer Erfolg. Bis dahin hatte Kroatien noch nie eine Medaille in dieser Segelkategorie geholt." Zwei Jahre später holte er in La Coruña auch die Goldmedaille.

Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Igor Mareni? stieg er danach auf die 470er-Jolle um. Egal, ob im Jugend- oder Erwachsenenbereich: Fast jedes Jahr holte das Duo bei einer großen Regatta eine Medaille. So gewann das Gespann drei Mal Gold bei Europameisterschaften und zwei Mal bei Weltmeisterschaften. 2016 waren Šime Fantela und Igor Mareni? auf dem Gipfel angelangt. Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro fuhren sie der Konkurrenz davon und holten Gold.

Danach war die Luft etwas raus. „Ich will noch einmal gewinnen, aber in einer anderen Klasse. Das haben schließlich bislang nur wenige Segler geschafft", sagt der 33-Jährige. Das Erfolgsduo Fantela/Mareni? trennte sich. Šime Fantela wagte einen Neustart mit seinem Bruder in der größeren 49er-Jolle. „Bei der 49er-Jolle sind große, schwere Segler gefragt. Das wäre mit Igor schwierig gewesen", erklärt Fantela das Aus mit seinem einstigen Olympia-Partner. Ihm selbst kommt der Umstieg ganz gelegen. „Vorher musste ich immer penibel aufpassen, was ich esse. Jetzt muss ich mich zwar weiter gesund ernähren, kann aber so viel essen, wie ich will", sagt Fantela, der neben dem Sport ein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen hat.

„Die 470er-Jolle ist ein eher langsames Boot. Bei den Regatten kommt es auf Technik an, und es sind meist Kopf-an-Kopf-Rennen. Die 49er-Jolle ist wegen ihrer Größe schneller, aber auch schwieriger zu segeln", erklärt Fantela. Die Brüder starteten ihr ambitioniertes Projekt im März 2017. Es dauerte nicht lange, bis sie die 49er-Szene aufmischten. Bei der Weltmeisterschaft 2018 in Aarhus - nur 18 Monate nach dem Wechsel - holten sie die Goldmedaille. Seitdem zählen sie zur Elite dieser Segelklasse.

„Es ist ein bisschen von allem", erklärt Šime Fantela den Erfolg. „Talent, harte Arbeit und ein gutes Team im Hintergrund." Dass er nun mit seinem Bruder im Boot sitzt, sieht er auch hauptsächlich als Vorteil. „Man kann offen miteinander reden, und es gibt weder Neid noch Missgunst." Obwohl er der erfahrene Olympionike und auch Steuermann ist, sieht sich Šime Fantela nicht als Chef. „Jeder hat seine eigene Rolle. Mihovil kontrolliert die Segel. Ohne ihn kann ich nichts machen."

Durch den WM-Sieg 2018 haben sich die Brüder bereits für die Olympischen Spiele 2020 qualifiziert. „Mit der Europa- und der Weltmeisterschaft stehen aber 2019 noch wichtige Regatten auf dem Programm. Wir wollen für unser Land und für uns gewinnen." Da ist ein guter Saisonstart beim Trofeo Princesa Sofía wichtig. Die Brüder Fantela sind die Favoriten auf den Sieg. Das sehen sie selbst nicht anders. „Wir sind unser größter Gegner. Wenn wir keine Fehler machen, haben die anderen kaum Chancen."

Da das erste Rennen am Montag (1.4.) abgesagt wurde, startete die Regatta erst am Dienstag. Nach einem schwachen ersten Durchgang siegten die Fantelas am Dienstag und Mittwoch bei jeweils einem Rennen. Bei Redaktionsschluss lagen sie auf Rang fünf.

Sollte Šime Fantela in Tokio erneut gewinnen, könnte schon der nächste Wechsel anstehen. „Nach der olympischen Karriere will ich zu den großen Bootsklassen wechseln." Dann sollte sich König Felipe VI. bei der Copa del Rey in Palma vor dem Kroaten in Acht nehmen.