Die ersten deutschen Fußballer auf Mallorca waren weder Profis noch Touristen. Es waren Matrosen. Bereits 1910 kickte die Besatzung eines Schulschiffes der Kaiserlichen Marine, der „S. M. S. Hertha", auf der Insel. Was sich nach einem amüsanten Zeitvertreib beim Landgang anhört, entwickelte sich rasch zu einem Spektakel für die mallorquinische Bevölkerung.

Verantwortlich für diese Erkenntnisse ist ein Historiker aus Barcelona. In den vergangenen acht Jahren hat Manuel García über die Anfänge des Sports auf Mallorca recherchiert. In den Tageszeitungen stieß er immer wieder auf Meldungen, dass deutsche Schiffe in der Bucht von Palma ankerten. „Die Deutschen waren Anfang des 20. Jahrhunderts sonst nicht so präsent im Mittelmeer. Es waren meist Schiffe der Offiziersschule", sagt García.

Damals wie heute - man denke an den US-Flugzeugträger zu Ostern - stieß der Besuch auf großes Interesse. „Die Presse hat die Matrosen auf Schritt und Tritt begleitet", sagt García. „In den Zeitungen finden sich Meldungen, wie sie Sóller einen Besuch abstatteten oder bei einem ansonsten ziemlich unwichtigen Stierkampf zuschauten."

So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein eigentlich belangloses Spiel der „Hertha" es in die Gazetten schaffte. Am 6. Oktober 1910 spielten zwei Teams der Besatzung im heute verfallenen Velódromo de Tirador in Palma gegeneinander. „Das war das erste Fußballspiel deutscher Mannschaften auf Mallorca. Leider hat keine der damaligen vier Tageszeitungen ein Ergebnis berichtet", sagt Manuel García.

Der Fußball auf der Insel steckte damals noch in den Kinderschuhen. Erst 1902 tauchen die ersten Berichte über Spiele auf der Insel auf. Der Innenraum der Radrennbahn in Palma war zu jener Zeit der einzige Fußballplatz der Insel. „Fußball war damals etwas Exotisches", so García. Das beste Team war Veloz Sport Balear. „Das waren eigentlich die Radfahrer vom Velodrom, die in ihrer Freizeit hin und wieder spielten. Die regionalen Turniere haben sie alle gewonnen."

Am 11. September 1913 erreichten die „S.M.S. Victoria Louise" und die „S.M.S. Hansa" den Hafen von Palma. Drei Tage später kam es zum ersten deutsch-mallorquinischen Aufeinandertreffen auf dem Platz. „Internationale Turniere auf Vereinsebene gab es da noch nicht. Für die Mallorquiner war das Spiel vergleichbar mit der Champions League heute." Mit 5:0 besiegten die Matrosen der „S.M.S. Hansa" den Inselclub Veloz Sport Balear. Die Mallorquiner waren danach wohl etwas bockig, denn eigentlich sollten sie eine Woche später gegen die „S.M.S. Victoria Louise" antreten. Die Inselfußballer sagten dankend ab.

Der Erste Weltkrieg (1914­-1918) verhinderte weitere Spiele deutscher Matrosen. „Internationalen" Fußball gab es trotzdem: Nachdem ein deutsches U-Boot 1916 vor der mallorquinischen Küste ein britisches Schiff versenkt hatte, vertrieben sich die Schiffbrüchigen die Zeit auf der Insel mit Fußball. Zehn Jahre später spielte der Club Alfonso XIII. - heute: Real Mallorca - gegen eine Besatzung der Reichsmarine. Das Spiel endete 0:0. 1930 kam es zu einer Neuauflage mit unbekanntem Resultat. Aufgrund der sich verschlechternden politischen Lage waren die Fußballspiele mit Matrosen danach erneut vorbei.

„Ab den 20er-Jahren kamen nach und nach die Profiteams auf die Insel. Seltsamerweise waren das aber keine deutschen Clubs", so García. Erst mit dem TSV 1860 München besuchten deutsche Profis 1959 Mallorca. Das Spiel im Lluís Sitjar gegen Real Mallorca endete 3:3. Unter allen bekannten historischen Ergebnissen ist kein Sieg der Mallorquiner gegen die Deutschen verzeichnet. Erst in der Champions League 2001/2002 besiegte Real Mallorca in der Gruppe den FC Schalke 04 mit 1:0. In den vergangenen Jahren besuchte Hertha BSC Berlin dreimal die Insel. Mit dem damaligen Offiziersschiff „S.M.S. Hertha" hat der heutige Bundesligist aber nichts gemein.