Ingo Volckmann hat seinen neuen Platz schon gefunden. Er empfängt die MZ beim Besuch im halb renovierten Estadi Balear auf den Rängen auf der Haupttribüne. „Wir haben das schönste Stadion von Mallorca", sagt der ­Präsident des Drittligisten Atlético Baleares stolz. „Das ist besser als die Stadien von allen ­Zweitligisten. Und selbst mit so manchem Erstligisten können wir da mithalten." Noch steht aber einiges an Arbeit an. Am Sonntag (1.9., 12 Uhr) soll hier erstmals der Ball in einem Ligaspiel rollen. Zum zweiten Spieltag empfängt Atlético Baleares Las Palmas B. „Dann müssen wir den Platz, die Umkleiden und die Toiletten für die Zuschauer fertig haben. Aber das werden wir schaffen. Es wird höchstens noch etwas staubig von den Arbeiten sein", so Volckmann.

Beim MZ-Besuch am Montag (26.8.) herrscht noch Hochbetrieb auf der Baustelle. Ein Lastwagen nach dem anderen fährt aus und ein. Ein in die Wand geschlagenes Loch in der alten Stadionmauer fungiert derzeit als Eingang. „Später wollen wir einen Einlass hinter der Tribüne bauen", erklärt Volckmann. Über einen sandigen Weg, der mit Baumaterialien und Werkzeug gepflastert ist, geht es zum neuen Prunkstück: dem Naturrasenplatz. Ein paar Pilze haben sich auf dem Grün eingenistet. Die Tore liegen noch lose herum, und Linien für ein Spielfeld sind auch noch nicht gezogen. „Am Donnerstag oder Freitag soll die Mannschaft erstmals hier trainieren", sagt der Berliner.

Mehr als sechs Jahre ist es her, dass das 1960 erbaute Stadion zuletzt seiner Funktion nachkam. Am 14. Juni 2013 hat das Rathaus das Estadi Balear wegen Einsturzgefahr geschlossen. Tage zuvor war bereits ein Teil der Wände einer Tribüne zusammengekracht. Vor zwei Jahren reiften die Pläne, das Stadion zu renovieren und Atlético Baleares wieder eine Heimat zu geben. Aushilfsweise kam der Club im Stadion des balearischen Fußballverbands, dem Son Malferit, unter. „Ich bin dem Verband zum Dank verpflichtet. Das Son Malferit wird immer unser Zuhause bleiben", sagt Volckmann.

Ungereimtheiten mit den vielen Klein­aktionären („Mittlerweile habe ich die Mehrheit hier. So kann mir keiner was sagen."), Zwist mit dem Rathaus über die Finanzierung und Fehleinschätzungen der Architekten führten zu Verzögerungen. Eigentlich wollte Volckmann seine Fußballer bereits im April 2018 im neuen Stadion auflaufen lassen. Besonders die Probleme beim Bau fraßen Zeit und Geld. „Wir wollten die neue Tribüne auf die alten Pfeiler aus Marés-Stein bauen. Die sind jedoch in der weichen Erde versackt und haben das Gewicht nicht getragen", sagt Volckmann. So wurde letztlich das komplette Stadion abgerissen und eine neue Fertigtribüne aus Beton gebaut. „Das alte Estadi Balear zeichnete sich durch eine gebogene Tribüne aus. Die Form wollte ich beibehalten. Das war ein teurer Spaß. Es macht aber auch was her." Allein drei Millionen Euro hat die Tribüne gekostet, die nun 2.751 Plätze für zahlende Zuschauer beherbergt. 170 Plätze mit Sichteinschränkungen hinter den Trainerbänken sind für Spielerfrauen und geladene Gäste reserviert. Statt der anfänglich geplanten zwei Millionen Euro zahlt Volckmann nun bis zu sechs Millionen Euro für den Bau. Von der Stadt gab es einen Zuschuss in Höhe von 500.000 Euro. „Das deckt aber nur die Kosten für die Baulizenz, die das Rathaus mir aufdrückt", sagt der Präsident.

Die hohen Kosten lassen den Berliner nun zweifeln, ob noch weitere Sitzplätze folgen. „Das mache ich davon abhängig, wie die Geschäfte laufen." Auf bis zu 6.000 Plätze lässt sich das Stadion mit einer Gegentribüne und Tribünen hinter den Toren aufstocken. „Das ist die Mindestzahl an Plätzen, die der Verband für einen Zweitligisten verlangt." Der Aufstieg ist Ingo Volckmanns erklärtes Ziel, auch nach dem knappen Scheitern in der Vorsaison.

Die Begeisterung bei den Fans ist jedenfalls da. 2.300 Dauerkarten - das Maximum- hat der Verein verkauft. Nur etwa 200 Tickets sind pro Spiel an der Tageskasse erhältlich. Nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Aufsteiger Langreo am Sonntag (25.8.) dürften die schnell vergriffen sein. Zum Glück gibt es noch ein paar Gratis-Plätze auf einer Autobahnbrücke, von der man ins Stadion gucken kann. „Aber nicht mehr lange. Aus Lärmschutzgründen ziehen wir eine Mauer hoch", sagt Volckmann. Die Feinarbeiten, wie auch die an der Außenfassade, sollen bis Dezember abgeschlossen sein.