Eine neue Epidemie hat die Insel erreicht. Und die Krankheit ist hochansteckend. Die Rede ist vom Kubo-Fieber. Keine Sorge, tödlich ist das nicht. Es verleitet nur dazu, mit kleinen Japan-Fähnchen im Stadion zu sitzen und einen 18-Jährigen anzufeuern. Die Rede ist von Real-Mallorca-Neuzugang Takefusa Kubo. „Er gilt bereits jetzt als der künftige Star der Nationalmannschaft", sagt Tooru Shimada, seines Zeichens japanischer Journalist auf Mallorca.

Shimada kennt sich bestens aus mit dem Hype um Japaner auf Mallorca. Im Dezember 2004 hat ihn die japanische Zeitung „Daily Sports" als Korrespondent auf die Insel geschickt. „Ich sollte täglich über Yoshito Okubo berichten. In meiner Heimatstadt Yamaguchi hatte ich bereits als Journalist gearbeitet und wohnte zuvor als Spanischstudent in ­Barcelona." Okubo, der später auch beim VfL Wolfsburg kurz spielte, zog ein großes ­Interesse auf sich. „Gut und gerne 50 japanische Journalisten aus Barcelona, Madrid aber auch Tokio sind nur wegen der Ankunft des Spielers auf der Insel nach Mallorca gereist", erzählt ­Shimada.

Da ging es bei der Verpflichtung von Takefusa Kubo vor einer Woche gemächlicher zu. „Das Interesse ist schon größer als bei Okubo. Aber damals gab es noch nicht so viele Informationen im Internet und die Anwesenheit der Journalisten war wichtiger", sagt Shimada. Nur wenige Kollegen von ihm sind für den Spieler angereist. Auch erwartet Shimada keinen großen japanischen Ansturm auf die ­Tickets für Real Mallorca, um ihren Landsmann zu sehen. Dafür hat die Kubomania, wie es unlängst die spanische Zeitung „Marca" ­beschrieb, die Mallorquiner erreicht.

„Er erzeugt ein großes Medienecho. Auch im Stadion fragen mich kleine Kinder, die ich noch nie zuvor gesehen habe, ob denn Kubo heute spielt", sagt Shimada. Denn für den 18-Jährigen ist es nicht die erste Station in Spanien. 2009 entdeckte der FC Barcelona Kubo in einem Fußballcamp und verpflichtete den damals Achtjährigen für die eigene Akademie „La Masia". Der Boulevard zog ziemlich schnell den Vergleich zum Superstar Lionel Messi. „Die Parallelen sind da", meint Shimada. „Beide sind mit jungen Jahren zu Barça gewechselt, sind klein, dribbelstark und haben einen starken linken Fuß."

2015 musste Kubo zurück in die Heimat, da die Fifa keine Transfers von minderjährigen Spielern aus dem Ausland erlaubt, insofern sie nicht aus einem Nachbarland kommen. Beim FC Tokyo reifte der Japaner zum Profi. Es schien beschlossene Sache, dass Kubo zu seinem 18. Geburtstag zurück in die katalanische Metropole wechselt. „Barça war sich wohl zu sicher", sagt Shamada. Denn Real Madrid grätschte dazwischen. Er sei nun beim besten Club der Welt, meinte der Mittelfeldspieler bei seiner Vorstellung.

Das Kubo-Fieber ergriff Madrid. Beim Trainingslager der Madrilenen waren mehr japanische als spanische Journalisten zugegen. Und der kleine Japaner trumpfte in der Vorbereitung groß auf. Bei den Testspielen überzeugte er gegen internationale Spitzenteams wie Bayern München. Kubo blühte in der harmlosen Real-Offensive von der Vorsaison auf und zeigte Spielwitz, Tempo und Ballsicherheit. „Eigentlich war er nur für die zweite Mannschaft, die Castilla, vorgesehen", sagt Shimada. „Doch es stellte sich schnell heraus, dass er zu gut für die dritte Liga ist."

Daher gab Real Madrid den 18-Jährigen nach wenigen Wochen schon wieder ab. So landete Kubo für ein Jahr auf Leihbasis bei Real Mallorca. „Die erste Liga ist besser für ihn. Denn in der dritten Liga wird sehr hart gespielt. Da wäre das Verletzungsrisiko groß gewesen. Und Kubo soll die Nationalmannschaft im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio anführen. Das ist für die Japaner sehr wichtig", so Shimada.

Bei Real Mallorca konnte Kubo sein Talent noch nicht zeigen. Beim zweiten Saisonspiel gegen Real Sociedad San Sebastián saß der offensive Mittelfeldspieler nur auf der Tribüne. Bei der 0:1-Niederlage am Sonntag (25.8.) im Stadion von Son Moix hätten die Ideen des Japaners dem Team aber gutgetan. Die Mallorquiner brachten im Angriff kaum etwas zustande und bekamen kurz vor dem Schlusspfiff durch den Norweger Martin Ødegaard noch den entscheidenden Gegentreffer.

„Kubo muss noch in der Abwehrarbeit zulegen. Bei einem ,kleinen' Club wie Mallorca ist es wichtig, dass das ganze Team nach hinten mitarbeitet", sagt Shimada. Bei der Auswärtspartie am Sonntag (1.9.) gegen den FC Valencia wird die Verteidigung auch gefragt sein. Kubo dürfte gute Chancen für einen Platz auf der Bank haben. Und vielleicht macht er es ja wie sein Landsmann Okubo bei seinem Debüt. „Der hat damals ein Tor und eine Vorlage geliefert", sagt Shimada. Dann dürfte sich das Kubo-Fieber weiter ausbreiten.