England hat die Sensation geschafft. Die Briten haben im Halbfinale der Rugby-WM den großen Favoriten Neuseeland gestürzt. Die „All Blacks", wie die Neuseeländer genannt werden, wollten den dritten Titel in Folge holen. Die Pleite gegen die Engländer war die erste Niederlage in einem WM-Spiel nach mehr als zwölf Jahren. Im Finale stehen sich am Samstag (2.11., 10 Uhr, live auf ProSieben Maxx) England und Südafrika gegenüber. Die MZ sprach vor dem Endspiel mit Aitor Gorrotxategi, einem der Verantwortlichen des mallorquinischen Rugby-Clubs Shamrock.

Waren die Neuseeländer zu selbstsicher?

Nein, das waren sie nicht. In der Elite geht es mittlerweile enger zu. Schon beim Four Nations 2016, einem regelmäßigen Turnier der vier besten Mannschaften, hat Neuseeland nicht gewonnen. Der englische Sieg ist dennoch eine Überraschung. Neuseeland war schließlich Weltranglistenerster. Rugby ist ein unberechenbarer Sport, und die Engländer waren einfach besser vorbereitet.

Wer ist Ihr Favorit im Finale?

Die Engländer werden es wohl machen. Sie haben einen Taktiknarren als Trainer. England hat im bisherigen Turnier die drei Mächte aus dem Süden, Argentinien, Australien und Neuseeland geschlagen. Mit Südafrika wäre das Quartett komplett. Die Südafrikaner sind sehr schwer einzuschätzen. Sie haben harte Jungs in ihren Reihen und einen großen Kader. Das ist ein bisschen eine Wundertüte.

Rugby ist hauptsächlich in englischsprachigen Ländern verbreitet. Wie sieht es in Spanien aus?

Rugby ist weltweit am Wachsen. Hauptsächlich in Südamerika, Asien und Afrika. Die WM hilft dabei, den Sport sichtbarer zu machen. In Spanien geht es langsam voran. Im Vorjahr wurden die Spanier Zweiter in der europäischen Liga, und in der WM-Qualifikation scheiterten sie nur knapp, auch weil sie Pech mit dem Schiedsrichter hatten. In der Weltrangliste stand Spanien noch nie so gut da wie mit dem derzeitigen 16. Platz. Auf Mallorca hilft es, dass viele der rugbybegeisterten Briten und Franzosen auf der Insel wohnen. Wir sind noch im Embryonalstadium.

Wie viele Rugby-Mannschaften gibt es auf Mallorca?

Vereine mit einer kompletten Nachwuchsabteilung gibt es zwei: El Toro aus Calvià und Ponent aus Palma. Die spielen mit Shamrock und vier weiteren balearischen Mannschaften in einer regionalen Liga, die quasi die dritte Ligastufe ist. Vor drei Jahren haben sich die besten Spieler der mallorquinischen Clubs zusammengeschlossen und Barbarians Calvià gegründet. Die spielen in der zweiten Liga.

Wie sieht es bei den Frauen aus?

In unserem Club nimmt der Frauenanteil zu. Bei Shamrock spielen etwa 60 Prozent aller Rugbyspielerinnen auf den Balearen. Im vergangenen Jahr hat uns auch die Balearen-Uni angerufen und um Unterstützung gebeten. So konnten wir 22 neue Spielerinnen dazugewinnen. Wir sind in der zweiten katalanischen Liga Meister geworden und in die erste Liga Kataloniens aufgestiegen. Spanienweit ist das die vierte Ligastufe. Der Aufstieg ist wieder das Ziel.