Jorge Lorenzo ist einem möglichen Rauswurf bei seinem Rennstall Honda zuvorgekommen. Der dreifache MotoGP-Weltmeister aus Palma de Mallorca hat am Donnerstagnachmittag (14.11.) bei einer Pressekonferenz angekündigt, dass er seine Karriere in der Motorrad-Königsklasse MotoGP beendet. Lorenzo sagte: "Es gibt vier wichtige Tage im Leben eines Rennfahrers: Das Debüt, der erste Sieg, der erste WM-Titel und der Tag des Rückugs. Wie Sie sich vorstellen können, ist dieser Tag heute für mich gekommen." Nach einer Katastrophensaison wird Lorenzo am 17. November in Cheste (Valencia) sein letztes MotoGP-Rennen absolvieren und sich danach zurückziehen.

17 Jahre lang war der Mallorquiner im Rennzirkus unterwegs, seit 2008 fuhr er in der Königsklasse MotoGP. In seinem angestammten Rennstall Yamaha erlebte er die erfolgreichsten Jahre mit den drei Titeln 2010, 2012 und 2015. 2017 wechselte Lorenzo dann das Team und wollte sich auf einer Ducati beweisen. Es war allerdings von Anfang an keine Liebesgeschichte.

In der ersten Saison konnte er kein Rennen gewinnen und wurde nur Siebter. Lorenzo, der selbst keinen einfachen Charakter hat, schimpfte immer wieder über die Mechaniker des Teams. Gerade als es in der zweiten Saison bergauf ging und Lorenzo drei Mal die Champagner-Korken knallen ließ, starteten die Verletzungsprobleme. Beim Großen Preis von Aragón stürzte er und brach sich den großen Zeh - vier Rennen Pause. Kaum war er zurück, stürzte er in Thailand erneut und knackste sich das Handgelenk an. Die Saison war vorbei, und seine Zeit beim italienischen Rennstall auch.

Und bei seinem jetzigen Arbeitgeber Honda wurde alles noch schlimmer. Schnell zeigte sich, dass Lorenzo keine Chance hat. "Es ist wahr, dass ich von Anfang an nie bei 100 Prozent war. Das hat mit dem Kahnbeinbruch in der Pre-Season angefangen, dann der Sturz in Doha und vor allem die letzte Verletzung in Assen - die schwerste, die ich in meiner Karriere erlitten habe", sagte Lorenzo Anfang November.

Lorenzo war fast öfter mit dem Hosenboden auf dem Asphalt als auf dem Motorrad zu finden. In Assen Ende Juni brach er sich einen Brustwirbel und zog sich einen Haarriss in einem weiteren zu. Während der Mallorquiner trotz spärlicher Leistungen zuvor wenigstens noch Punkte einfuhr, geht seitdem nur noch wenig. "Wenn sich herausgestellt hat, dass es ihm nach dem Unfall in Assen schlecht geht, dann muss er über den nächsten Schritt nachdenken und überlegen, ob er nicht lieber aufhören sollte", sagte Carmelo Ezpeleta, Chef von Dorna Sports, welches die Rechte an der MotoGP hält, zum Fachportal "motorsport-total.com".

Lorenzo selbst distanzierte sich noch vor Kurzem von Rücktrittsgerüchten. "In der heutigen Zeit kann man überall Gerüchte finden, auf der ­Strecke, über WhatsApp, aus dem Internet, von Gesprächen im Paddock. Es ist die Frage, ob man sie als wahr oder falsch erachtet. Ich sage, dass sie komplett falsch sind", wehrte sich der Mallorquiner unlängst bei einer Pressekonferenz. Sein Management gibt sich kämpferisch. "Wir haben mit HRC eine Vereinbarung für 2020 und möchten sie erfüllen. Aber wir warten auf neue Teile, die Jorge helfen, seinen Fahrstil auf der Honda optimal entfalten zu können", sagt Sprecher Albert Valera zu "speedweek.com". /jk/rp