Freunde von Videospielen streiten gern ­darüber, ob Fifa oder Pro Evolution Soccer die bessere Fußballsimulation ist. Fifa kann mit einer Vielzahl an Lizenzen bis hin zur dritten deutschen Liga auftrumpfen. Pro Evolution Soccer (PES) gilt in Fachkreisen als das bessere Spiel in Sachen realitäts­getreuer Darstellung. Doch in dem Werk des japanischen Herstellers Konami fehlt beispielsweise die Bundesliga, und viele spanische Teams gibt es nur mit falschen ­Namen. Allerdings holt PES langsam auf.

Konami hat sich für diese Saison die Exklusivrechte an Juventus Turin um Cristiano Ronaldo gesichert. Der jüngste Neuzugang ist Real Mallorca. Der Inselclub hat ver­gangene Woche eine zunächst auf sechs Monate datierte Kooperation vorgestellt.

„Drei Gründe haben uns dazu bewogen", sagte RCD-Chef Maheta Molango bei einer Pressekonferenz. „Erstens wollen wir uns jeden Tag moderner aufstellen. Die digitale Welt um den E-Sport ist eine Gelegenheit dazu. Konami zeigt uns, wie diese Welt funktioniert. Zweitens wollen wir den japanischen Markt erschließen. Das große ­Interesse an Takefusa Kubo ist dafür die Grundlage. Und drittens ist Konami ein großes Unternehmen. Dass die Firma an Mallorca glaubt, hilft uns auch auf dem spanischen Markt weiter. Es ist eine Ehre, dass wir jetzt bei PES an der Seite von Juventus Turin, FC Barcelona oder Manchester United genannt werden."

Neben Barça ist Real Mallorca das zweite spanische Team, das mit Konami eine Partnerschaft eingeht. Bei den deutschen Clubs sind der FC Schalke 04 und Bayern München dabei. Für den Verein bedeutet die Kooperation in erster Linie Werbeeinnahmen und auch eine große weltweite Werbefläche. Die Fans hingegen können sich darauf freuen, dass die Spieler nun lebensgetreu abgebildet werden. Dafür hat das japanische Unternehmen die Gesichter und Bewegungsabläufe eingescannt. Auch das Stadion von Son Moix wird detailliert gezeigt. Die Kooperation ist jedoch nicht exklusiv. Das heißt, dass Real Mallorca auch weiterhin in Fifa enthalten sein wird.

Das Interesse der Japaner an Real Mallorca beruht allein auf dem 18-jährigen ­Takefusa Kubo. „Wir sind immer mehr Fan von Mallorca", sagte ein Konami-Verantwortlicher bei der Pressekonferenz. Auch die Zahlen belegen das. Mit gut 675.000 Zuschauern ist der Inselclub in Fernost der am meisten geschaute spanische Verein, noch vor den internationalen Größen Real Madrid und FC Barcelona.

Den Hype um Kubo will Real Mallorca ausnutzen. Schon mehrmals war eine Delegation des Vereins zu Verhandlungen in ­Japan. So traf sich Molango im November mit Vertretern der japanischen ersten Liga. Verhandelt wurde über den Verkauf von Kubo-Trikots in Japan, Trainingslager von japanischen Clubs im Winter auf Mallorca und die Möglichkeit, die japanische Liga auch im Ausland bekannter zu machen.

Eine langfristige Kooperation mit Japan ist nur möglich, wenn Real Mallorca die Liga hält. Denn Konami hätte wohl ­wenig Interesse an einem Zweitligisten. Zudem sollte Takefusa Kubo möglichst weiter auf der Insel spielen. Der Japaner ist von Real Madrid geliehen, bislang nur für eine Saison. Real Mallorca würde das gern ausweiten, aber auch das geht nur in der Primera División.