Es ist wahrlich keine Schande, wenn man als weltoffener Mensch noch nicht in Eibar war. Die baskische Kleinstadt mit den 27.000 Einwohnern bietet nicht wirklich etwas, das sich als Touristenattraktion anbieten würde. Zum Glück gibt es da noch den Fußballverein SD Eibar. Der kommende Gegner von Real Mallorca (Sa., 7.3., 13 Uhr) ist ein spezieller Club.

Wahrscheinlich wissen die Verantwortlichen nicht einmal selbst, wie sie sich jahrelang gegen die fußballerischen Weltmächte aus Madrid, Barcelona oder Sevilla behauptet haben. Oder besser gesagt: die Verantwortliche. Denn Eibar ist der einzige spanische Club, der von einer gewählten Präsidentin geführt wird. Die Unternehmerin ist seit 2016 Präsidentin des Clubs. Frauen an der Spitze eines Fußballvereins in Spanien gab es zwar schon zuvor, diese wurden jedoch immer von Männern ins Amt ernannt. In Eibar ist man stolz auf die gewählte Präsidentin. Von Fans anderer Vereine wird Gorostiza noch heute etwas müde belächelt. Kommentare wie: „Alles was sie vom Fuß­ball weiß, hat sie zufällig auf­ge­schnappt, als sie ihrem Mann Bier gebracht hat", sind in sozialen Medien keine Seltenheit.

Trikots für lau

Der Verein aus Eibar blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach dem spanischen Bürgerkrieg fusionierten 1940 zwei lokale Vereine und gründeten den heutigen Club. Eigentlich wollte der Verein in Anlehnung an den großen baskischen Bruder Athletic Bilbao in Rot und Weiß spielen. Doch die Ressourcen waren nach den Kriegsjahren knapp. Damit die Mannschaft spielen konnte, schenkte der baskische Fußballverband dem Team Trikots des FC Barcelona. Eibar übernahm fortan das „Blaugrana". Es sollte nicht das einzige Mal sein, dass der Verein in katalanischen Trikots auflief. „In der Saison 1987/1988 habe ich Barça-Trikots gekauft. Es war eine Mordsarbeit, die Barcelona-Embleme abzumachen und das Eibar-Wappen draufzunähen", erinnert sich der damalige Zeugwart Ángel Fernández Zapico in einem vom Verein erstellten Video. „In dem Jahr sind wir nach 30 Jahren in die zweite Liga zurückgekehrt", erinnert sich Fernández.

Es ist eine von vielen skurrilen Anekdoten rund um den Club. Nach 18 Jahren erst erfolgreichen Jahren stieg Eibar 2006 in die dritte Liga ab. Es folgten weitere Auf- und Abstiege. Zeitweise leitete Manix Mandiola, heutiger Trainer von Atlético Baleares, die Mannschaft. 2014 schaffte Eibar die Sensation. Als Aufsteiger marschierte das Team durch die zweite Liga und erreichte erstmals sportlich die Primera División. Doch es fehlte an Geld. Die Liga verlangte von den Vereinen ein Gesamtvermögen von mindestens 2,1 Millionen Euro. Während die meisten Teams sich wohl einen finanzstarken Hauptsponsor gesucht hätten, wählten die Basken einen unorthodoxen Weg. Per Crowdfunding verkaufte das Team Anteile an 11.000 Kleinstaktionäre. Darunter die ehemaligen spanischen Nationalspieler Xabi Alonso und David Silva, die früher kurz für Eibar gespielt hatten.

Diesmal gegen den Abstieg

Mit Glück hält sich das Team seitdem in der Liga. 2015 war Eibar zwar sportlich abgestiegen, da Elche jedoch keine Lizenz bekam, durften die Basken in der ersten Liga bleiben. „Es gibt in ganz Europa keinen Erstligisten, der aus so einer kleinen Stadt kommt wie wir", sagte Amaia Gorostiza vor der laufenden Saison in einem Interview.

Hatte Eibar in den vergangenen drei Spielzeiten wenig bis gar nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun, kämpft der Club in dieser Saison wieder einmal um den Klassenerhalt. Das Budget ist im Vergleich zu den Branchenriesen gering, das Ipurua-Stadion mit nur gut 7.000 Plätzen das mit Abstand kleinste der Liga. Jeder fünfte Einwohner von Eibar hat dafür eine Dauerkarte. Im Vergleich zu Mallorca, wo Spiele gegen unbekanntere Teams wie Alavés, Leganés oder Valladolid kaum jemanden interessieren, steigt im baskischen Dorf alle zwei Wochen zu den Heimspielen eine große Party.

Sportlich steht Eibar trotz des überzeugenden 3:0 gegen Levante am Samstag (29.2.) lediglich fünf Punkte über den Abstiegsplätzen. „Wir haben einen Defibrillator in der VIP-Loge installiert. Viel mehr brauche ich nicht sagen", kommentierte die Präsidentin ironisch bereits im November die sportlich mal wieder prekäre Situation.